22.08.2006 - VfL Bochum

"Wir fühlen uns verarscht"


Die Ultras Bochum (UB) haben vor und während der Begegnung gegen Bayern München am Sonntag ihren Protest gegen die Umbenennung des Bochumer Ruhrstadions in Rewirpowerstadion kundgetan. Vom Bochumer Hauptbahnhof aus zog ein Demonstrationszug unter Beteiligung der Schickeria München in Richtung Stadion. Während des Spiels präsentierten die UB eine Choreographie mit der Aufschrift ?Pro Ruhrstadion ? Tradition ist unverkäuflich?. Faszination Fankurve sprach mit UB-Mitglied Manuel K., der zu den Organisatoren der Proteste gehörte.

Faszination Fankurve: Wie viele Leute nahmen an dem Protestzug teil?

Manuel: Insgesamt knapp 500 Leute. Von uns waren es hauptsächlich Mitglieder der UB, darüber hinaus zwar kein anderer kompletter Fanclub, allerdings diverse Einzelpersonen. Hinzu kamen die Münchner - größtenteils Leute von der Schickeria.

Den Namen Ruhrstadion Bochum hat der VfL Bochum schützen lassen.

Bild: www.1848er.eu

Faszination Fankurve: Wie kam es überhaupt zur Beteiligung der Schickeria?

Manuel: Die traditionelle Fanfreundschaft zwischen Bochumern und Münchnern ist ja bekannt, wenn das in den letzten Jahren auch etwas eingeschlafen ist und innerhalb der Fanszene kontrovers beurteilt wird. Der Kontakt zwischen den UB und der Schickeria hat sich innerhalb der letzten ein, zwei Jahre wieder intensiviert. Unsere Anfrage, ob sie sich an der Aktion beteiligen wollen, ist bei der Schickeria auf fruchtbaren Boden gefallen. Die Schickeria ist ja ohnehin sehr aktiv und kommerzkritisch, also sind sie mit zwei kompletten Bussen angereist.

Faszination Fankurve: Inwieweit seid Ihr mit den Aktionen zufrieden?

Manuel: Die Demo war in jedem Fall ein Erfolg. Die Frage war ja, wie viele Leute kommen werden, ob dreihundert oder vielleicht gar tausend. Letzten Endes sind wir mit knapp 500 recht zufrieden. Ein besonderer Dank gilt dabei natürlich der Schickeria, die nachts um drei in München losgefahren ist und schon um elf in Bochum war. Zum Anpfiff hätte es auch gereicht, wenn sie ein wenig länger geschlafen hätten?

Enttäuscht war ich allerdings darüber, dass kaum ältere Fans dabei waren. Einerseits ist die Entwicklung ja erfreulich, dass wir viele junge, aktive Fans haben. Andererseits habe ich gedacht, dass die 40 bis 50-Jährigen ein starkes Traditionsempfinden besitzen, und allein deshalb nicht mit der Umbenennung des Ruhrstadions einverstanden sein können.

Die UB fanden Unterstützung seitens der Münchner Schickeria.

Bild: daBjoern

Faszination Fankurve: Sind denn in nächster Zeit weitere Aktionen geplant?

Manuel: Es wird nicht möglich sein, alle zwei Wochen eine Demo oder auch ?nur? eine Choreo zu machen. Allerdings hat uns Geschäftsführer Ansgar Schwenken ein wenig angestachelt aktiv zu werden, indem er sagte, dass mehr ohnehin nicht kommen werde. Zumindest Spruchbänder wird es in den nächsten Wochen regelmäßig geben.

Faszination Fankurve: Wie steht es denn um das Verhältnis zum Verein? Vor der Umbenennung und danach?

Manuel: Eigentlich war unser Verhältnis immer recht gut. Durch die Umbenennung hat das Ganze jetzt auf jeden Fall einen Knacks bekommen. Von Vereinsseite hieß es ja immer; ?wir sind der Familienverein? und ?der Name ist unantastbar?. Letzten Endes fühlen wir uns einfach nur ?verarscht?. Auch die Reaktionen auf die Demo sind dementsprechend. Sie wird vom Vorstand als ?klein? abgetan, wir fühlen uns nicht ernst genommen. Wenn wir im Gespräch unsere Proteste und Bedenken äußern, heißt es immer nur: ?Zahlen Sie uns stattdessen jährlich 1,5 Millionen?? Was soll ich denn darauf noch sagen?

Auch für die Choreografie zeichneten die Ultras Bochum verantwortlich.

Bild: www.fcb-fanfotos.de

Faszination Fankurve: Wie sieht das ?Miteinander? nun in der Praxis aus?

Manuel: Seit der Bekanntgabe der Umbenennung sind schon ein paar merkwürdige Sachen passiert. Unser Fahnenraum wurde auf einmal leer geräumt, unsere Sachen flogen somit erstmal mehr oder weniger auf der Straße herum. Dass der Fahnenraum renoviert werden muss war bekannt, dass das, wie der Verein nun behauptet, ein dreiviertel Jahr dauern soll, kann ich mir nicht vorstellen. Vor dem Spiel gegen Bayern stand ein Ordner in unserem Fanstand und sagte, dass wir diesen ab sofort nicht mehr betreten dürfen. Eine Begründung hierfür lag allerdings nicht vor. Der Fanbetreuer hat schließlich erreicht, dass wir dann doch noch in den Stand durften. Zudem haben wir erfahren, dass der Verein die Marke Ruhrstadion Bochum hat schützen lassen. Das kann einerseits bedeuten, dass man langfristig von einer ?Rückumbenennung? des Stadions ausgeht, andererseits muss man damit rechnen, dass der Verein sich absichern will, falls wir T-Shirts mit dieser Aufschrift drucken lassen wollten. (Faszination Fankurve, 22.08.06)

Fanfotos VfL Bochum




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