„Das Video beweist, dass der Polizist gelogen hat“

Hunderte Dynamo-Fans verpassten Mitte April 2016 den Aufstieg ihres Vereins in die 2. Bundesliga, da sie beim Aufstiegsspiel in Magdeburg nicht ins Stadion gelassen wurden. Ein Dynamo-Fan, dem im Nachgang des Spiels vorgeworfen wurde, einen Polizisten getreten zu haben, erhielt nun einen Freispruch.

Lange sah es im Prozess nach einer Verurteilung des Dynamo-Fans aus. Im Sommer 2018 wurde der Dynamo-Fan angeklagt. Ihm wurde Körperverletzung vorgeworfen, weil er am Eingang zum Gästeblock in Magdeburg einen Polizisten getreten habe soll. In der Gerichtsakte war laut Schwarz-Gelber Hilfe ein Video zu finden, in dem der angeklagte Fan während eines Tumults am Gästeblock zu sehen ist. „Dynamofan Andre Lesiak* ist zu sehen. Vor ihm ein Polizist in Aktion. Andre macht eine Körperdrehung, seine Beine verschwinden zwischen anderen Personen. Der Polizist stoppt sein Handeln. Genau da soll der Tritt stattgefunden haben – die ihm vorgeworfene Körperverletzung. Die Sequenz dauert keine fünf Sekunden, die vermeintliche Handlung den Bruchteil einer solchen“, erklärte die Schwarz-Gelbe Hilfe zum Fall dazu.

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Vorm Amtsgericht Dresden sagte der betroffene Polizist bei der Verhandlung am 01. Februar 2019 gegen den Dynamo-Fan aus und erklärte, einen Tritt im Unterleib gespürt zu haben, der einen langanhaltenden Druckschmerz ausgelöst habe. Zudem stellte der Polizist laut Angaben der Dresdner Fanhilfe noch einen Adhäsionsantrag, mit dem der Polizeibeamte Schmerzensgeldansprüche geltend machen wollte. Doch die von der Schwarz-Gelben Hilfe vermittelte Rechtsanwältin wollte den Polizisten nach seiner Aussage nicht aus dem Zeugenstand entlassen. Der Beamte musste den Gerichtssaal verlassen, als die Anwältin des Dynamo-Fans bei einem Beweisantrag ein Video zeigen lässt. „Das vermeintliche Opfer stürmt hervor, Tritt einen nebenstehenden Fan, schlägt wild um sich und stoppt erst als ein weiterer Beamter ihn an die Schulter greift. Des Weiteren sind einige Beine zu sehen. Zwei davon, welche durch die Schuhe und Hose als Andre Lesiaks identifiziert werden können, drehen sich ein – er holt jedoch nicht um zum Tritt aus, sondern geht in eine Schutzhaltung. Das Video beweist, dass der Polizist gelogen hat. Er wurde nicht getreten – jedenfalls nicht in dieser Situation. Als er wenig später wieder in den Zeugenstand gerufen wird und das Video sieht, widerruft er sofort seine Aussage und zieht seinen Adhäsionsantrag zurück. Kleinlaut entschuldigt er sich bei Dynamofan Andre Lesiak. Der Amtsrichterin bleibt nichts anderes übrig, als den Angeklagten freizusprechen“, teilte die Schwarz-Gelbe Hilfe zur weiteren Entwicklung vor Gericht mit.

Der Videoausschnitt, der die Unschuld des Dynamo-Fans zeigte, stammte aus der Saison-DVD 2015/16, die von „ElbkaidaTV“ aus der aktiven Fanszene von Dynamo Dresden produziert wurde. Die Rechtsanwältin hatte in dem Polizeivideo einen Fan gesehen, der die entscheidende Szene aus einem anderen Blickwinkel gefilmt hatte und durch Recherchen den besagten Videoausschnitt erhalten. Ohne diesen Videoausschnitt wäre der Fan wohl für einen Tritt verurteilt worden, den er nie getätigt hat. Nach Rücksprache mit seiner Rechtsanwältin hat sich der Dynamo-Fan mittlerweile entschieden, den Polizisten wegen falscher Verdächtigungen anzuzeigen.

Bereits im November 2018 wurde öffentlich bekannt, dass Ermittlungen gegen neun Polizisten, denen bei besagtem Spiel in Magdeburg Fehlverhalten vorgeworfen wurde, eingestellt wurden. In sechs Fällen wurden die entsprechenden Beamten nicht identifiziert und in drei Fällen stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein (Faszination Fankurve berichtete). (Faszination Fankurve, 26.03.2019)

*Name durch die Schwarz-Gelbe Hilfe geändert