18.04.2020 - SV Babelsberg 03

„Dem Fußball darf hier keine Sonderrolle zukommen“


Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) strebt eine Fortsetzung der Regionalliga Nordost mit Geisterspielen und gleichzeitiger Übertragung der Partien in Livestreams an. Die Ultras vom Filmstadt Inferno und der SV Babelsberg 03 sprechen sich aber gegen solche Geisterspiele aus und fordern den Abbruch der Saison.

Bei einer Videokonferenz der Vereine der Regionalliga Nordost soll laut Angaben des NOFV die Mehrheit der Vereine für eine Fortsetzung der Saison 2019/2020 plädiert haben. Weiter sprachen sich die Clubs demnach dafür aus, dass die Saison bis zum 30.06.2020 beendet werden sollte. Doch bis dahin sind nur Geisterspiele möglich und diese stellen die Regionalligisten vor finanzielle Probleme, da die staatlich unterstützte Kurzarbeit dann nicht mehr möglich ist und für die Austragung der Partien Kosten entstehen, denen jedoch keine oder nur geringe Einnahmen gegenüberstehen.

Der SV Babelsberg 03 plädiert deswegen für einen Abbruch der Saison in der Regionalliga Nordost und widerspricht den Darstellungen des NOFV. Bei der Videokonferenz hat man in Potsdam-Babelsberg andere Eindrücke bekommen: „Tatsächlich hält die Mehrheit der Vereinsvertreter eine Fortsetzung der Saison für kaum möglich. Die Mehrheit der Vereine plädiert für einen Abbruch oder eine Annullierung der Saison. Sie sehen unter den aktuellen Umständen keine Voraussetzungen, die Saison zu Ende zu spielen. Wenn der NOFV mehrheitlich ein Bestreben der Vereine für eine Saison-Fortsetzung wahrgenommen hat und dafür auch eine Verlängerung der Spielzeit über das reguläre Saisonende am 30. Juni für möglich hält, dann ignoriert er aus Sicht des SV Babelsberg 03 eine Reihe zahlreich vorhandener und auch vorgetragener wirtschaftlicher, arbeitsrechtlicher, logistischer, vor allem aber gesundheitlicher Aspekte“, heißt es dazu in einer Stellungnahme des SV Babelsberg 03.

Das Filmstadt Inferno vom SV Babelsberg 03 spricht sich ebenfalls für einen Abbruch der Saison aus und erklärte dazu: „In der Diskussion um die Fortsetzung des Spielbetriebs hatte sich der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) bisher zurückgehalten und sich strikt an die Vorgaben der Regierungen zur Eindämmung des Coronavirus orientiert. Umso überraschender las sich nun die gestrige Mitteilung des Verbandes, dass die baldige Wiederaufnahme des Wettbewerbs in Form von Geisterspielen angestrebt würde. Für uns als Fans des SV Babelsberg 03 gäbe es momentan nichts Schöneres als unsere Mannschaft auf dem grünen Rasen spielen zu sehen und sie auf den Traversen des Karl-Liebknecht-Stadions leidenschaftlich zu unterstützen. Doch wir sind uns auch der Verantwortung bewusst, die uns und dem Fußball mit seiner in der Gesellschaft herausgehobenen Stellung zukommt, um die Pandemie einzudämmen und letztendlich Menschenleben zu retten. Für uns ist klar, dass die Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs eine große Gefahr für Spieler, Verantwortliche und Personal darstellt. Es ist schlicht unverantwortlich, eine erneute starke Ausbreitung des Virus für ein paar Fußballspiele im ruckligen Livestream in Kauf zu nehmen. Wie soll in den Übungseinheiten der Mindestabstand von 1,5 Metern gewahrt werden, den Arbeitgeber seit gestern garantieren müssen, um den Arbeitsschutzstandard Covid 19 des Bundesarbeitsministeriums zu erfüllen? Wenn wir an intensiv geführte Zweikämpfe in Punktspielen denken, wird noch deutlicher wie unrealistisch diese Einhaltung wäre. Dem Fußball darf hier keine Sonderrolle zukommen, er ist nicht systemrelevant. Des Weiteren verwundert es, wie der NOFV das Stimmungsbild der Videokonferenz in seiner Stellungnahme widerspiegelt. Bekräftigte eine große Mehrheit der Vereine vor dem Meinungsaustausch noch einen Abbruch der Saison, sollen nun so viele Klubs ihre Ansichten geändert haben, obwohl diese Positionen auf existenziellen Ängsten basierten? Ist es nicht viel mehr so, dass der Nordostdeutsche Fußballverband Angst vor Haftungsansprüchen bzw. Klagen gegen die Wertung der Saison von Vereinen wie Lok Leipzig hat, die unbedingt aufsteigen wollen und es dann nicht könnten? Sollte die Saison wie vom NOFV angestrebt mit Geisterspielen beendet werden, droht vielen Regionalligisten der finanzielle Ruin. Klar ist, dass durch Geisterspiele zwar Kosten entstehen, aber keine Einnahmen generiert werden können. So müssten die Klubs auf staatliche Unterstützung durch Kurzarbeit verzichten, da ihre Spieler wieder voll trainieren würden und das tun wofür sie bezahlt werden: Pflichtspiele absolvieren. Außerdem entstünden bei Auswärtsspielen Reisekosten und bei Heimspielen müsste Personal bezahlt werden, was zur Durchführung eines Spieltags auch ohne Zuschauer benötigt wird. Aus den genannten Gründen fordern wir den Abbruch der aktuellen Saison! Geisterspiele sind keine Lösung!“ (Faszination Fankurve, 18.04.2020)

Fanfotos SV Babelsberg 03




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