06.11.2016 - Braunschweig/Hannover

Demo, Pyro, abgesagte Choreo & abgebrannte Fahne


Vor dem heutigen Niedersachsenderby demonstrierten etwa 800 Eintracht Braunschweig Fans gegen Betretungsverbote. Im Stadion wurde eine Hannoveraner Ultras Fahne verbrannt und ein Spruchband gegen die Brigade Nord gezeigt. Zum präsentierten beide Fanlager eine Pyroshow.

Eine eigentlich geplante Groß-Choreografie der Eintracht-Fans wurde hingegen abgesagt. Die Gruppen Cattiva Brunsviga, Assalto Comando, Rabauken Braunschweig, Schäbige Randgruppe Braunschweig, Zonenrand Boys, Daltons Braunschweig und Psycho Clan Braunschweig begründeten die Absage der Derby-Choreografie, für die zuvor Spenden gesammelt wurde, mit den zahlreichen Betretungsverboten, mit denen Eintracht Braunschweig Fans von der Polizei vom Derby ferngehalten wurde. „Wir haben uns in mehreren sehr emotionalen und umstrittenen Diskussionsrunden schlussendlich entschieden auf eine Choreo für das heutige Spiel zu verzichten“, erklärten die Gruppen noch vor dem Derby. Weiter heißt es in dem Statement: „Bei den betroffenen handelt es sich zudem um viele aktive Ultras, die sich teils federführend um die Planung, Ausarbeitung und Durchführung der Choreo bemüht haben und nun von Polizei und Politik vor vollendete Tatsachen gestellt und für das Spiel verbannt wurden. Hierdurch wurde uns die Wertigkeit der Selbstbestimmung umso bewusster und in Anbetracht der aktuellen Situation ist es uns wichtiger einen ehrlichen und ungezwungenen Weg zu gehen, als eine Choreo zu erstellen, die wir nur machen, weil es eben das Derby ist und es von uns erwartet wird. Diese Entscheidung soll aber keinesfalls als wirksame Repressalie verstanden werden, der wir uns machtlos beugen. Auch diese Herausforderung nehmen wir an und versuchen den Tag trotz Verbannung gemeinsam mit den Betroffenen zu erleben. Die geplante Choreografie werden wir zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.“


Statt eine Choreografie wurde somit eine Demonstration unter dem Motto „Gegen Betretungsverbote im Fußball“ durchgeführt. „Unsere Demonstration gegen Betretungsverbote ist soeben erfolgreich beendet worden. Alles ist wie geplant friedlich verlaufen. Nach ersten Einschätzungen hatten wir ca. 700 Teilnehmer! Wir sind begeistert! Auch die Kommunikation mit der Polizei erfolgte erfreulich gut“, hieß es in einem ersten Fazit der Blau-Gelben Hilfe, die die Demonstration angemeldet hatte.

Im Stadion zündeten zuerst Hannover 96 Fans zahlreiche Bengalische Fackeln. Ultras von Eintracht Braunschweig zeigten ebenfalls eine Pyroshow mit Bengalos. Ein von Braunschweig Fans abgefeuerter Pyroclip flog auf das Spielfeld.

Zudem präsentierten Braunschweiger Ultras ein Spruchband mit der Aufschrift „Mit Sturm und Drang zur Polizei - Nun ist es mit der BN vorbei“ in Richtung der Brigade Nord, eine Hannoveraner Ultràgruppe, die sich auflöste, nachdem in den Wochen vor dem Derby Materialien an den Feind aus Braunschweig verloren wurde (Faszination Fankurve berichtete). Danach wurde eine Ultras Fahne im Braunschweiger Fanblock abgebrannt.


Die Polizei Braunschweig zog nach dem Derby eine positive Bilanz. „Unser Polizeikonzept war geprägt vom Dialog mit den Fans und mit den Sicherheitspartnern. Dieses Konzept ist aufgegangen“, erklärte Einsatzleiter Roger Fladung nach dem Spiel. Die Polizei setzte auf eine strikte Fantrennung. Bereits am Freitag nahm die Polizei über 170 Hannover 96 Fans in Hildesheim fest, weil die Polizei eine abgemachte Drittortauseinandersetzung befürchtete. Ein Großteil dieser Fans wurde in Langzeitgewahrsam genommen und verpasste somit das Derby in Braunschweig (Faszination Fankurve berichtete). Bereits am Samstag statteten Eintracht Braunschweig Fans ihrem Team beim Abschlusstraining einen Besuch ab und zündeten Pyrotechnik.


Mit 2.000 Polizisten waren beim heutigen Derby laut Polizeiangaben deutlich weniger Beamte im Einsatz, als beim Derby 2014 in Braunschweig, als den Hannover 96 Fans die Anreise vorgeschrieben wurde und es deshalb zu Demonstrationen in Hannover und Braunschweig kam. Ein Grund auch beim Rückspiel in Hannover den Eintracht-Fans alle Anreiseoptionen zu belassen.

Am heutigen Derbytag kam es zu keinerlei Festnahmen mehr. Auf dem Rasen trennten sich beide Teams trotz einer 2:0 Führung des Tabellenführers aus Braunschweig letztlich mit 2:2. (Faszination Fankurve, 06.11.2016)







Weitere News:
05.11.2016: Polizei will Auseinandersetzung vor Derby verhindert haben
04.11.2016: Innenminister droht mit vorgeschriebener Derby-Anreise
04.11.2016: Glasverbotszone beim Niedersachsenderby