22.11.2021 - Lok Leipzig/BSG Chemie

Fahrradanreise, kaputte Reifen & Pyro beim Derby in Leipzig


Das Derby zwischen dem 1. FC Lokomotive Leipzig und der BSG Chemie Leipzig wurde gestern von einer Fahrradanreise, zerstochenen Reifen, Pyroshows, Spruchbändern und einem homophoben Banner begleitet. 4.764 Fans kamen gestern Mittag ins Bruno-Plache-Stadion, davon 450 im Gästeblock.

Die Diablos Leutzsch und die BSG Chemie hatten im Vorfeld der Partie kritisiert, dass den Gästefans nicht zehn Prozent aller verfügbaren Tickets erhalten (Faszination Fankurve berichtete). Chemie Leipzig kündigte zudem an, dass dies im Rückspiel im Alfred-Kunze-Sportpark anders sein würde und den Lok-Fans zehn Prozent versprochen.



Auch in der Fankurve 1966 wurde die Kartenproblematik gestern mit einem Spruchband thematisiert. „Trotz aller Krawalle - 10 % für alle!“, war darauf zu lesen. Die Ultras von Blue Side Lok veröffentlichten zum gestrigen Derby einen Text, in dem das eigene Vorgehen mit gültiger 2G-Regelung erklärt wurde: „Vielen Anhängern und Anhängerinnen des Probstheidaer Fußballs wird bis auf Weiteres der Zugang zum Stadion verwehrt bleiben. Darunter auch unseren Freunden und Freundinnen. Die zahllosen Ansichten diesbezüglich zu vereinen: unmöglich. Kategorien wie ‚richtig‘ und ‚falsch‘ verschwimmen zusehends. Wie weit fügen wir uns? Und wie weit biegen wir uns die auferlegten Einschränkungen einfach selbst zurecht!? Ja, all dies fällt uns keineswegs leicht und eine gesellschaftliche Spaltung dieses Ausmaßes geht auch an uns nicht vorbei. Ohne dabei von ausufernder Profilierungssucht getrieben zu sein, liegt unser vielzitiertes Selbstverständnis darin begründet, Verein und Mannschaft bedingungslos zu unterstützen. Ein Fernbleiben der Spiele trifft genau jene, die am meisten auf unsere Rückendeckung zählen. Dennoch können wir all die aktuellen Gegebenheiten nicht schulterzuckend zur Kenntnis nehmen. Zu respektieren ist die Entscheidung aller, die unter diesen Umständen nicht ins Stadion können oder wollen. Sie sind nicht vergessen, weshalb wir die 2G-Spieltage nicht guten Gewissens und im Normalzustand gestalten werden, denn sie sind nicht normal! Doch auch ohne die bekannten Zaunfahnen, die Choreografien und unentwegten Gesänge sind wir da. Sei es das Rascheln im Gebüsch oder der Orkan, der euch um die Ohren fliegt, wenn wir es denn wollen. Rechnet mit uns“, erklärte Blue Side Lok das eigene Auftreten ohne Zaunfahnen. Letztlich machte man sich hinter der „1. Fussballclub Lokomotive Leipzig“-Zaunfahne breit.


Im Gästeblock gab es über die gesamte Spielzeit organisierte Stimmung. Die Fanszene der Chemiker machte sich vor Anpfiff mit dem Fahrrad von Leipzig-Leutzsch auf bis zum Dölitzer Schacht, wo die BSG Chemie in Rücksprache mit der Fanszene einen offiziellen Treffpunkt für alle Gästefans ausgerufen. Dort wurden die Fahrräder abgestellt und sich zu Fuß durch den Erholungspark Lößnig-Dölitz die letzten Meter auf bis zum Bruno-Plache-Stadion gemacht.

Letztlich sollen nicht alle Reifen der am Dölitzer Schacht abgestellten Fahrräder heil geblieben sein. In Anspielung darauf war während des Derbys in der Fankurve 1966 ein „Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt“-Spruchband zu sehen. Mit einem weiteren Spruchband spielten Lok-Fans auf eine im Vorfeld des Derbys nicht stattgefundene Auseinandersetzung an.


Zum Intro wurde sowohl im Gästeblock, wo die 450 Chemie-Fans in einheitlicher Kleidung (Schwarze Jack, blaue Hose sowie dunkle Schuhe) und mit den gleichen Schlauchschals auftraten, als auch auf dem Dammsitz ordentlich Pyrotechnik gezündet. Von den Lok-Fans wurde dabei auch vereinzelt Pyro in Richtung des Gästeblocks geschossen.

Die Pyroshow im Gästeblock im Video:

​Im Gästeblock wurde zudem noch eine geklaute Fahne verbrannt. Bei den Lok-Fans hing zudem noch ein homophobes Banner, bei dem „BSG Chemie“ auf einem Regenbogen-Motiv geschrieben stand. Damit sollte offenbar der Gastverein beleidigt werden. Auf dem Rasen gewann Lok Leipzig das Derby durch ein entscheidendes Tor von Sascha Pfeffer in der 76. Minute das Derby mit 1:0. (Faszination Fankurve, 22.11.2021)







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