12.06.2008 - Euro 2008

Fanbetreuung: Eine erste Bilanz


Natürlich sind nicht nur deutsche Spieler und Fans bei der EM in Klagenfurt, sondern auch die deutsche Fanbetreuung in Österreich vor Ort. Vor der Partie am heutigen Donnerstag gegen Kroatien in Klagenfurt zog das Team eine erste Bilanz über den bisherigen Verlauf.

Faszination Fankurve dokumentiert die Bilanz des deutschen Fanbetreuungsteams:

Die erste Partie der deutschen Mannschaft ist vorbei, die zweite steht unmittelbar bevor. Ein guter Zeitpunkt, um aus Sicht der deutschen Fanbetreuung einen Blick zurück und nach vorne zu werfen. Wie verlief der Tag und Abend des Spiels Deutschland gegen Polen in der Stadt und im Stadion, wie ist die Stimmung in Klagenfurt?

Die Bilanz des ersten Spieltages auf der Pressekonferenz der Host City Klagenfurt fiel klar positiv aus: Es gab keine Sachbeschädigungen, es gab keine Verletzten. Es fanden 17 Krankenhausfahrten statt, u.a. wegen Bauchweh, Kreislaufbeschwerden, Bienenstich und einem Beinbruch, nichts davon hatte mit der Europameisterschaft zu tun. Das Unfallkrankenhaus hatte weniger zu tun als an normalen Wochenenden, die 700 Sanitäter, die Dienst taten, dürften sich mitunter ein wenig gelangweilt haben. Das extra eingerichtete Büro in Klagenfurt, bei dem Einwohner, Gaststättenbetreiber und Geschäftsleute die ihnen entstandenen „EM-Schäden“ melden konnten, blieb ebenfalls beschäftigungslos.

Überwiegend friedliche Feiern in der Stadt

Die meisten deutschen Fans waren erst am Sonntag angereist, viele übernachteten auf dem Campingplatz am Europapark direkt am Wörtersee, auch der Campingplatz des Fanclubs Nationalmannschaft und das Fancamp an der Messe waren in der Nacht von Sonntag auf Montag praktisch ausgebucht. Festzuhalten bleibt aber, dass der vielerorts, nicht zuletzt in Klagenfurt selbst, erwartete „Ansturm“ von mehreren Zehntausenden deutscher Fans ausgeblieben ist. Zumindest am Samstag und frühen Sonntag schienen die Besucher aus Polen zahlenmäßig sogar überlegen zu sein.

Die Fußballfeiern in der Stadt vor und nach dem Spiel verliefen weitgehend friedlich, dennoch dürfen bei der grundsätzlich positiven Bilanz aus Sicht der Fanbetreuung einige Punkte nicht unerwähnt bleiben: In der Innenstadt waren unter den aus Deutschland Angereisten zahlreiche Fans unterwegs, die durch Outfit, Kleidermarken usw. dem rechten Spektrum zuzuordnen waren. Zusammen mit einem Potenzial gewaltorientierter Anhänger bildete sich so gegen Abend am Alten Platz ein „Mob“ von rund 100 Personen. Durch das zügige Eingreifen der deutschen Polizei wurde eine weitere Eskalation verhindert. Auffällig war, dass die aus der Gruppe der Festgenommenen und auch andernorts zu hörenden rassistischen und diskriminierenden Parolen von „normalen“ Fans in Deutschland-Outfit teilweise aufgenommen wurden und insbesondere die antipolnischen Ressentiments dort auf Widerhall trafen. Die Schlägereien zwischen einzelnen polnischen und deutschen Fans, die während des Spiels auf den Fan Zonen am Neuen Platz und am Messegelände stattfanden und gleichfalls durch das Eingreifen der Polizei beendet wurden, sind aus Sicht der mobilen Fanbotschaftsteams vor allem auf Alkohol zurückzuführen. Sie standen zudem in enger Verbindung mit dem für die polnischen Fans enttäuschenden Spielgeschehen (2:0 für Deutschland) und hatten mit dem Geschehen am Alten Platz nichts zu tun.

Guter Support mit Schattenseiten

Ähnliche Beobachtungen ließen sich im Stadion machen. Alles blieb friedlich, der Support der deutschen Nationalmannschaft war trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit – ca. 10.000 deutsche und 15.000 polnische Fans – lautstark und abwechslungsreich. Auch hier jedoch mischen sich einige negative Aspekte in den überwiegend positiven Eindruck, denn auch von den Tribünen waren antipolnische Parolen oder „Zigeunerpack“-Rufe vernehmbar. Gerade weil das Auftreten der deutschen Fans verglichen mit früheren Jahren sich so deutlich verbessert hat und die Präsenz rechter Symbole und Äußerungen im Stadion zurückgegangen ist, wäre es zu wünschen, wenn sich auch im Bereich der „ganz normalen“ rassistischen Beschimpfungen, in diesem Fall in Richtung der polnischen Gegner und Fans, noch etwas tun würde. Immerhin steht mit dem zweifachen Torschützen Lukas Podolski hier ja ein passendes Identifikationsbild bereit.

Vor dem Eindruck des ersten Spieltages und auch der anschließenden Nacht in Klagenfurt bleibt zu hoffen, dass sich vielleicht noch einige Kurzentschlossene auf den Weg machen, um die – nicht nur in sportlicher Hinsicht – positiven Aspekte in Sachen Fankultur noch zu verstärken. Fast noch wichtiger wäre es für die Atmosphäre vor Ort in Klagenfurt, wenn die im Vorfeld geschürte Panikstimmung in der einheimischen Bevölkerung einer Partylaune Platz macht und morgen nicht nur zahlreiche deutsche und kroatische, sondern auch österreichische Fans auf den Fan Zonen und in der Innenstadt gemeinsam feiern.






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