17.11.2017 - VfL Bochum

Fangremium Bochum kritisiert Ultrà-Bashing


Seitdem auf der Mitgliederversammlung des VfL Bochum die Ausgliederung der 1. Mannschaft beschlossen wurde, stellten die Bochumer Ultràgruppen den Support ein. Für die kommenden beiden Heimspiele wird gar über einen Umzug der Ultras von der Ost- in die Westkurve spekuliert.

Die Gräben zwischen Ausgliederungsbefürwortern und Ausgliederungsgegner scheinen in Bochum immer größer zu werden. Vor der Mitgliederversammlung zeigten vor allem die Ausgliederungsgegner, wie sachlich auch ein solch emotionales Thema diskutiert werden kann. Die Arbeit der Kampagne „echt VfL“ wurde nicht nur in Bochum gelobt.


Nach Verkündung des Abstimmungsergebnisses kam es in der Jahrhunderthalle in Bochum zu von Frust geleiteten Reaktionen einiger Ausgliederungsgegner (Faszination Fankurve berichtete). Doch die Bochumer Ultras haben sich in den kommenden Wochen nichts vorwerfen zu lassen, stellten sie aus Enttäuschung doch lediglich eigene Aktivitäten ein, was man ihnen nicht vorwerfen kann. Dennoch werden die verschiedenen Bochumer Ultàgruppen vor allem im Internet häufig beschimpft.

Das von den VfL Bochum Fans gewählte Fangremium erhofft sich, dass nach der „Phase der Selbstfindung“ der Bochumer Ultras und der Ausgliederungsbefürworter wieder gemeinsam an einem Strang gezogen wird und es nicht zu einer Entzweiung dieser beiden Strömungen kommt. Das Fangremium appelliert an beide Seiten, der anderen Meinung Raum zu geben und sich nicht gegenseitig zu beschimpfen. Die Mitglieder des Fangremiums repräsentieren als gewählte Fans die Anhängerschaft des VfL Bochum und stehen im Dialog mit der Vereinsführung. (Faszination Fankurve, 17.11.2017)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme des Fangremiums zur Situation in der Bochumer Fanszene nach dem Ausgliederungsbeschlusses:

Nicht ohne Genugtuung war die Diskussion im Vorfeld der Jahreshauptversammlung zum Thema „Ausgliederung“ von vielen als weitestgehend gelungen und fair betrachtet worden.
Überwiegend friedlich und sachlich waren die verschiedenen, manchmal zwar sehr entgegengesetzten Meinungen aufeinander geprallt.
Dennoch waren die Auseinandersetzungen sehr im Rahmen und oft gar konstruktiv. Einiges hatte dadurch Eingang in die Vorschläge der Vereinsführung gefunden und sogar zu wichtigen Abänderungen geführt.
Weiterhin nun so kritisch mit dem eingeleiteten Prozess auch umzugehen, um auch auf Schwachstellen oder gar Gefahren aufmerksam zu machen, die ohne alternative Meinungen und Stellungnahmen nicht erkannt und überdacht würden, wäre eine Fortsetzung der dem VfL Bochum gut zu Gesicht stehenden Streitkultur.
Die Initiative „echt VfL“ hat daher, nach Meinung auch vieler Befürworter der Ausgliederung, sich sehr wohl verdient gemacht. Und viele würden dies sich auch in Zukunft wünschen, dass konkrete Diskussionen stattfinden werden, um eben Fehler zu vermeiden und es damit anders zu machen, als in vielen anderen Vereinen, also nach eigener Bochumer Art!
Nun ist aber in der Niederlage, die die Gegner der Ausgliederung erfahren haben, aber auch die Chance gegeben, diesen eigenen Weg beim VfL zu gehen. Nämlich den Weg, einer zwar kritischen, aber dadurch auch sehr engagierten und effektiven Anhängerschaft, die auch weiterhin den VfL auf einem Weg halten kann, durch den die Tradition eben nicht wegwischt wird und es dennoch vielleicht möglich sein wird, im Spiel des kommerziellen Fußballs auf Dauer mithalten zu können.
Dabei ist es sehr verständlich, dass einige Fans, die überzeugt waren, dass die Ausgliederung nicht erfolgen durfte, sich nun zurückgezogen haben, um einfach zu überlegen, wie es für sie als Gruppe und auch individuell weitergehen kann, ob sie den VfL auch weiterhin trotzdem unterstützen können und wollen. Dafür sollten sie aber die respektvolle Anerkennung für ihre riesiges Engagement bekommen und auch die Ruhe und Zeit, sich erneut aufzustellen.
Aber leider derzeit oft das Gegenteil zu beobachten. Ihr Verhalten wird von etlichen nur als Gegnerschaft zum Verein bewertet, andere sehen darin eine überzogene enttäuschte Reaktion, die sogar als undemokratisch bezeichnet wird.
Tatsache ist jedoch, dass sie (abgesehen von dem unschönen Abgang in der Jahrhunderthalle) keinerlei Gewalt und Krawall ausgeübt haben. Stattdessen: Stiller Protest, keine stimmgewaltigen Protest- oder gar Gewaltaktionen! Und dennoch gibt es immer wieder unglaubliche Hasstiraden gegen die gesamte Ultrabewegung vor allem in den sozialen Medien.
Gleichzeitig aber beklagen auch viele den fehlenden Support und die wunderschönen Choreographien der Ultragruppen.
So sollte es aber nicht weitergehen dürfen. Das, worauf wir noch vor wenigen Wochen eigentlich stolz sein durften, wie in Bochum mit Stil gestritten wurde, wird dadurch mehr und mehr kaputt gemacht.
Die Besorgnis, dass diese Streiterei sich noch mehr ausweitet und sogar etliche Fans übereinander herfallen gar mit der Behauptung, die „besseren“ oder gar „einzig wahren Fans“ zu sein, hat die gewählten Vertreter des Fangremiums dazu bewogen diese Stellungnahme abzugeben.
Wir appellieren, wie schon seit Monaten, an alle Gruppierungen, einfach mal das Beschimpfen einzustellen und der anderen Meinung Raum zu geben. Wir wollen, dass der friedliche und tolle Support in der Ostkurve weiter erhalten bleiben wird, auch wenn jetzt erst einmal eine Phase der Selbstfindung bei den Ausgliederungsgegnern, wie auch bei vielen Befürwortern offensichtlich nötig ist.
Hoffen wir, dass nicht Entzweiung am Ende stehen wird, sondern Einigkeit in dem Gedanken, unsere Elf des VfL weiterhin zu unterstützen, wie es eben immer auch Tradition beim VfL war.
In diesem Sinne
Blauweiß
Matthias Schneider für das Fangremium

Fanfotos VfL Bochum




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