13.11.2016 - SV Babelsberg 03

Faninitiative erhält Forderungen an Verein aufrecht


Die Babelsberger Faninitiative Nur 03 hält an den Forderungen an den SV Babelsberg 03 fest und will den eigenen Verein weiterhin dazu bewegen, die Vorfälle von Polizeigewalt in Luckenwalde zu kritisieren. Die Erklärung beider Vereine, des Verbands und der Polizei soll korrigiert werden. (Faszination Fankurve, 13.11.2016)


Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung von Nur 03:

Zwei Monate nach dem Dossier – der SVB schweigt

Am 12. September 2016 wurde das Dossier 28. Mai 2016 – Polizeigewalt in Luckenwalde zur Aufarbeitung der Vorkommnisse beim Landespokalfinale am 28. Mai 2016 sowie die gleichnamige Video-Dokumentation zur exzessiven Gewalt gegen Fans des SV Babelsberg 03 veröffentlicht. Das ist nun schon zwei Monate her.

Nur einen Tag später erreichte uns auf informellen Weg eine Mitteilung, in der ausdrücklich allen am Dossier Beteiligten – dem Fanbeirat und dem Netzwerk für repressionsbetroffene Nulldreier*innen (nur03*) – für die Arbeit gedankt wird. Darüber hinaus wurden wir darüber informiert, dass mehrere Vertreter*innen der Landespolitik auf den Vorstandsvorsitzenden des SV Babelsberg 03, Archibald Horlitz, zugekommen seien. Die Politik wollte offenbar den Polizeipräsidenten zu einer Erklärung beziehungsweise Richtigstellung drängen, hieß es weiter. Außerdem wurde uns gegenüber angekündigt, dass nach einer solchen Richtigstellung durch die Politik eine öffentliche Erklärung des Vereins mit konkreter Kritik und Forderungen folgen sollte. Hierbei sollten insbesondere die Nichtkennzeichnung der Beamt*innen, der exzessive Reizgas-Einsatz sowie der prügelnde Sanitätspolizist* skandalisiert werden.

Noch am 12. September 2016 reagierte Isabelle Vandre, Abgeordnete der Partei Die.Linke im Brandenburger Landtag, auf die Veröffentlichung und unterstützte mit der Einrichtung einer Polizeibeschwerdestelle zumindest eine Forderung aus dem Dossier. Auch sie kritisierte die Missachtung der Kennzeichnungspflicht durch die Bereitschaftspolizist*innen.

Am 7. Oktober, am Tag des Achtelfinales im Landespokal 2016/17 gegen den FSV 63 Luckenwalde, erneuerte Ursula Nonnemacher, Abgeordnete der Partei Bündnis 90 / Die Grünen im Brandenburger Landtag und Mitglied im Ausschuss für Inneres und Kommunales, ihre Forderung nach Einrichtung einer Polizeibeschwerdestelle in Brandenburg. Sie bezog sich hierbei explizit auf den Polizeieinsatz beim Fußball-Landespokalfinale in Luckenwalde.

Wenige Tage später, am 13. Oktober 2016, ging beim Fanbeirat Babelsberg ein „Fanbrief“ des Polizeidirektors Karsten Schiewe ein (pdf-Kopie des Briefes), der am 28. Oktober 2016 veröffentlicht wurde. Dies ist die erste Äußerung einer direkt verantwortlichen Person aus dem Polizeiapparat zu den Vorkommnissen, die aber leider weiterhin an diffamierenden und zu hinterfragenden Behauptungen festhält. Zur Kritik am Schreiben hat sich der Fanbeirat bereits geäußert.

Am 3. November 2016 berichtete Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) in der 23. Sitzung des Ausschusses für Inneres und Kommunales über den aktuellen Stand der Aufarbeitung zum Einsatz der Polizei beim Landespokalfinale zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem FSV 63 Luckenwalde. Er erklärte erstmals, dass Vorschriften wie zum Beispiel die Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamt*innen missachtet wurden. Außerdem bestätigte Schröter mit 36 verletzten Fans eine höhere Anzahl, als die von der Polizei behaupteten lediglich 15 Betroffenen. Er wiederholte damit die Angabe des Rettungsdienstes, die von der Polizeidirektion West weiterhin hartnäckig ignoriert wird. Die offizielle Statistik der Polizei Brandenburg geht weiterhin von insgesamt 22 verletzten Personen beim Pokalfinale aus, wovon 15 Fans und 7 Beamt*innen sein sollen. Diese mehr als halb so hohe Zahl an verletzten Fans fand Eingang in den Bericht zur „Sicherheit in Fußballstadien“, der beim Brandenburgischen Fußballsicherheitsgipfel am 8. August 2016 besprochen wurde.

Der Innenminister kann sich zwar nicht zur Prüfung der sehr viel höheren Zahl von 155 Betroffenen durchringen, die vom Fanprojekt erhoben wurden, muss aber doch einige Behauptungen der Polizei richtigstellen. Trotzdem fehlt bis heute die von Archibald Horlitz beziehungsweise vom Verein SV Babelsberg 03 angekündigte Erklärung zur Aufarbeitung der Polizeigewalt in Luckenwalde. Eine öffentliche Kritik und Forderungen gegenüber der Politik und Polizei von Vereinsseite gibt es ebenfalls nicht. Von einem klaren Bekenntnis zu den eigenen Fans und einem Hilfsangebot an die Betroffenen ganz zu schweigen. Der Verein versteckt sich immer noch hinter der Politik, die zwar nicht ausreichend, aber doch längst einen Schritt weiter ist als die Verantwortlichen beim SVB.

Wir fordern deshalb erneut und nachdrücklich, dass sich der Verein öffentlich äußert. Die unsägliche gemeinsame Erklärung der Polizeidirektion West, des Fußball-Landesverbandes Brandenburg (FLB), des SV Babelsberg 03 und des FSV 63 Luckenwalde als letzte öffentliche Erklärung des Vereins muss endlich revidiert und richtiggestellt werden. Das Schweigen nervt und informelle Ankündigungen reichen schon lange nicht mehr!

Los jetzt hier!

Fanfotos SV Babelsberg 03




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