14.10.2015 - DFB

Fanorganisationen beenden Dialog mit dem DFB


Die Fanorganisationen ProFans, UnsereKurve, Queer Football Fanclubs und F_in Netzwerk (Frauen im Fußball) haben heute den Dialog mit dem DFB beendet. Die aktiven Fans fordern eine Reform des Dialogs, da „ergebnisorientierte Gesprächsbereitschaft und Wertschätzung“ seitens des DFB nicht zu spüren gewesen sei.

Von den aktiven Fans erarbeitete Ideen würden in den Strukturen des Verbandes ersticken, lautet der Vorwurf der Fans. In der AG Fanbelange beim DFB gäbe es zwar konstruktive Gespräche, doch würden die zu nichts führen. Die Fans kritisieren zudem das Strafensystem des DFB-Sportgerichts. Die Organisationen betonen, dass ihnen Dialog wichtig sei, dieser jedoch nicht in der bisherigen Form fortgeführt werden könne. Bei der DFL nehme man Faninteressen in der letzten Zeit hingegen ernst, weshalb der Dialog mit DFL explizit nicht beendet wird.

ProFans, die wichtigste Vertretung der deutschen Ultràgruppen, jedoch nicht nur von Ultras, dachte zuletzt im Juli 2014 öffentlich über ein Ende des Dialogs mit dem DFB nach, weil das einzige positive Ergebnis des Dialogs im Nachhinein wieder diskreditiert worden wäre. „Es wird so natürlich immer schwerer Gründe zu finden, um weiter mit den Verbänden im Dialog zu bleiben, wenn eigentlich gute Ansätze so torpediert werden“, sagte ProFans schon damals im Interview mit Faszination Fankurve. Das Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF) hat den Dialog mit dem DFB schon länger beendet. (Faszination Fankurve, 14.10.2015)


Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung der Fanorganisationen ProFans, UnsereKurve, Queer Football Fanclubs und F_in Netzwerk Frauen im Fußball:

Fanorganisationen verlassen Dialogstrukturen des DFB

Die unabhängigen Fanorganisationen ProFans, UnsereKurve, Queer Football Fanclubs und F_in Netzwerk Frauen im Fußball haben am 14. Oktober 2015 den bestehenden Fandialog innerhalb der Kommission Sicherheit, Prävention und Fußballkultur beim Deutschen Fußball Bund (DFB) beendet.

Ergebnisorientierte Gesprächsbereitschaft und Wertschätzung wurden über Jahre hinweg nicht etabliert. Reform von Dialog- und Beschlussstrukturen wird gefordert.
Gemeinschaftlich haben die großen, mitgliederstarken Fanorganisationen „ProFans“ und „UnsereKurve“ als auch die Queer Football Fanclubs und F_in keinen dauerhaften und ernsthaften Willen des Verbandes DFB erkennen können, mit Fußballfans einen transparenten und zielführenden Dialog etablieren zu wollen. Die Arbeit der AG Fanbelange / Fanarbeit, dem einzigen Gremium für einen institutionalisierten regelmäßigen nationalen Dialog des DFB mit Fußballfans, wurde bisher konsequent aus der Öffentlichkeit herausgehalten. Dadurch wird das Bild der Fußballfans fast ausschließlich durch polarisierende Politiker, Polizeigewerkschafter und Medien geprägt. "Hier wird regelmäßig die Chance vertan, einen sachlichen, fachlichen Gegenpol zu der oftmals hysterischen Darstellung zu bilden!", so eine Vertreterin von F_in.

Obwohl die Verbände die Einzigartigkeit der Fußballfankultur in Deutschland permanent loben, auch um damit höchstmögliche Erlöse in der Vermarktung des Profifußballs zu erzielen, werden Dialog und Kooperationen mit den Fußballfans immer wieder torpediert oder ausgebremst. "Konstruktive Ideen, erarbeitet von Menschen an der Basis mit dem nötigen Sachverstand, ersticken in den Strukturen eines bürokratischen Verbandes.", erklärt Dirk Middeldorf von Queer Football Fanclubs den über Jahre gewachsenen Frust der Fans.

"Entscheidern wird diese Expertise nur gefiltert zugänglich gemacht, nicht selten hat man den Eindruck, dies sei so gewollt.", fügt Tobias Westerfellhaus von UnsereKurve hinzu.
Themen wie Kombitickets, Fanutensilien oder der Umgang mit sicherheitsrelevanten Vorkommnissen wurden zwar besprochen, jedoch verpuffte das Ergebnis unter der Last der Bürokratie.

Diese Umstände gepaart mit immer neuen Schikanen und Strafen des DFBSportgerichts, die vorallem unschuldige und unbeteiligte Fans treffen und eine eigene Rechtsprechung neben der demokratisch legitimierten darstellen, lassen den Unmut in den Fanszenen zusätzlich wachsen. Den Sinn solcher Gesprächsrunden an die durch die Organisationen vertretenen Fans zu vermitteln wird nahezu unmöglich.

Um dieses zu verdeutlichen und ggf. auch eine öffentliche Diskussion über den wirklichen Wert der Fußballfankultur in Deutschland für Gesellschaft und Fußball anzustoßen, ist der gemeinsame Austritt aus der AG Fanbelange / Fanarbeit und die damit verbundene öffentliche Debatte ein probates Mittel.

“Fußballfans betrachten unabhängig aller Differenzen mit dem DFB die Beteiligung und Mitsprachemöglichkeit mit Verbänden und Verantwortlichen im Fußball als ein wertvolles Gut!”, sagten die Fanvertreter unisono. Sie betonen, dass dieser Schritt keineswegs einen vollständigen Bruch des Dialogs auf Bundesebene bedeuten muss.

"Schließlich hat der zweite Verband, die Deutsche Fußball Liga (DFL), in den letzten Monaten gezeigt, dass sie im Gegensatz zum DFB gewillt zu sein scheint, Fanbelange ernst zu nehmen.", betont Alex Schulz von ProFans den Unterschied im Umgang beider Verbände mit Fanthemen.

"Für uns ist dies sicher kein leichtfertiger, aber ein notwendiger Schritt! Schließlich investieren wir unsere Freizeit in dieses Ehrenamt und haben deshalb auch entsprechende Erwartungen.", stellen Alex Schulz und Tobias Westerfellhaus noch einmal klar, dass es sich bei dem Austritt um eine durch den Verlauf der Gespräche abzusehende Konsequenz handelt.






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