10.05.2017 - VfB Oldenburg

Fanszene Oldenburg kritisiert eigenen Verein


Die Fanszene Oldenburg übt Kritik am eigenen Verein, weil beim Derby des VfB Oldenburg gegen den SV Meppen Personen aus der rechten Szene Zutritt zum Marschwegstadion gehabt haben sollen, obwohl dies eigentlich dem Leitbild des Vereins und der Stadionordnung widerspreche.

Die Personen seien laut Angaben der Fanszene klar der rechten Szene zuzuordnen und in der Vergangenheit bereits negativ aufgefallen. Der VfB Oldenburg habe die Personengruppe dennoch ins Stadion gelassen, um ein Eskalation zu vermeiden. Die Fanszene hat für diese Entscheidung wenig Verständnis, da diese Personen eine Bedrohung für antirassistische VfB Oldenburg Fans seien.

Laut einem Bericht der Koordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus & Fremdenfeindlichkeit Oldenburg sollen beim Derby gegen Meppen Personen im Marschwegstadion Kleidungsstücke von Marken, die sich in der rechten Szene großer Beliebtheit erfreuen, getragen haben. Die entsprechenden Marken sind laut Stadionordnung eigentlich verboten. Auch Personen einer rechtsgerichteten und offiziell aufgelösten Hooligangruppe von Werder Bremen seien unter den Stadionbesuchern gewesen.

Die Fanszene Oldenburg kritisiert nicht nur, dass diese Personenkreise ins Stadion gelassen wurden, sondern auch, dass die Eingangskontrollen teilweise sehr penibel durchgeführt wurde. Dauerkarteninhabern wurde demnach in die Hose und einigen weiblichen Fans unter den Büstenhalter gefasst.

Der VfB Oldenburg hat auf die Kritik der eigenen Fanszene bereits reagiert und die Fans zum 29. Mai 2017 zu einem Austausch eingeladen, um das konstruktive Miteinander und den intensiven Austausch, der zuletzt verloren gegangen sei, wieder zu stärken. (Faszination Fankurve, 10.05.2017)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Fanszene des VfB Oldenburg zu den Vorkommnissen rund um das Spiel gegen den SV Meppen:

Wir als Fanszene äußern uns kritisch zu den Vorkommnissen und der Stellungnahme des VfB Oldenburg zum Derby gegen den SV Meppen. Diesbezüglich kommentieren wir einige Punkte aus der Derby-Bilanz des Vereins und stellen sie aus unserer Perspektive dar:

1. Einlasskontrollen:

„Es gab die Maßgabe, sehr genau zu kontrollieren und die wurde durch unseren Sicherheitsdienst auch umgesetzt. Als dann das Spiel begonnen hatte, vor den Eingängen aber noch immer sehr viele Fans standen, musste das Gefährdungspotenzial abgewogen werden und wir haben im Rahmen der Möglichkeiten reagiert.“

Grundsätzlich können wir Einlasskontrollen nachvollziehen. Diese müssen aber in einem Rahmen stattfinden, indem die Würde der Fans geachtet wird. Das heißt, dass es nicht sein darf, dass Dauerkartenbesitzern in die Hose oder einigen weiblichen Fans unter den BH gegriffen wird.

Des Weiteren sind die strengen Kontrollen zu Beginn unserer Meinung nach ad absurdum geführt worden, als mit näher rückendem Anpfiff immer nachlässiger kontrolliert wurde. Hier stellt sich für uns die Frage der Verhältnismäßigkeit. Interessant ist es auch, dass anscheinend kein Konzept existiert, nach dem der Sicherheitsdienst entscheidet, wer ein potenzielles

Gefährdungspotenzial mit sich bringt und wer nicht. Insbesondere die Gruppe, die im späteren Verlauf der Stellungnahme des VfB Oldenburgs als „Gefährderkreis“ betitelt wird, wurde im Gegensatz zu vielen älteren Menschen und Kindern nicht kontrolliert.

Hier fordern wir eine Sensibilisierung bzw. professionelle Schulung des Sicherheitsdienstes.

2. Verstoß gegen die Stadionordnung (Kleidung mit rechtsextremen Symboliken)

„Zu den Kritikpunkten, die an den VfB herangetragen worden sind und die seriös aufgearbeitet werden, zählen auch Verstöße gegen die Stadionordnung, etwa beim Thema verbotener Bekleidung. „Dieses Thema ist uns bewusst. Wir haben darüber auch nicht hinweggesehen, sondern situativ und nach Rücksprache mit den Ordnungskräften entschieden. Die betroffenen Personen waren einem Gefährderkreis zuzurechnen, so dass wir mit Blick auf die Situation eine Eskalation vermeiden mussten“, so Herrnberger weiter. Gemeinsam mit der Polizei müsse man hier an Lösungen arbeiten, betont der Geschäftsführer.“ Was hier lapidar als Verstoß gegen die Stadionordnung aufgrund des Tragens verbotener Kleidung bezeichnet wird, muss klar benannt werden. Der VfB hat in Rücksprache mit den Ordnungskräften Personen, die klar der rechten Szene zuzuordnen und dem VfB Oldenburg bereits früher negativ aufgefallen sind, ins Stadion gelassen. Das, obwohl es in mehreren Punkten der Stadionordnung und dem Leitbild des VfB Oldenburg widerspricht. Das, obwohl vor dem Spiel auf das Leitbild und die Stadionordnung hingewiesen und sogar damit geworben wurde.

Dies ist ein Verhalten, welches die jahrelange antirassistische Arbeit der Oldenburger Fanszene zunichtemacht. Besonders die Begründung, warum die Gruppe um diese Personen ins Stadion gelassen wurde, hat uns schockiert. Durch diese Praxis wurde ein fatales Zeichen gegeben. Solange eine Personengruppe nur als gefährlich genug eingeschätzt wird, kann sie damit rechnen, dass sie ins Stadion gelangt – paradoxerweise, um Eskalationen zu vermeiden. Diese kurzfristig gedachte Vorgehensweise schuf im Stadion nicht nur Bedrohungsszenarien für aktive Mitglieder der Fanszene, sondern auch eine negative Atmosphäre im Stadion für alle Zuschauenden. Generell war es gegen den Anspruch gerichtet, dass alle Menschen jeglicher ethnischer Herkunft, Sexualität oder Religion beim VfB Oldenburg willkommen sind und sich wohlfühlen können. Gerade angesichts früherer Vorfälle in dieser Saison, bei denen die Stadionordnung aufs Genaueste ausgelegt wurde und sogar innerhalb einer Woche geändert werden konnte, erscheint uns der aktuelle Umgang als sehr fragwürdig.

Die Thematik der sog. „Gefährdergruppe“ wurde laut eigener Bilanz situativ entschieden. Für uns eine euphemistische Umschreibung für unvorbereitet und unprofessionell, wenn bedacht wird, dass im Vorfeld mit 7000 Zuschauenden gerechnet wurde. Außerdem war die Situation im Vorhinein bekannt, da die Polizei die Gruppe mit Gefährdungspotenzial schon weit vor dem Spiel in der Wallstraße lokalisiert und begleitet hat. Die Rücksprache mit dem Ordnungsdienst erwies sich aus unserer Sicht ebenfalls als nicht hilfreich. Einige Kräfte des Sicherheitsdienstes waren bekannt mit Personen aus der Gruppe derGefährder. Hinweise auf verbotene Symboliken wurden ignoriert.

Hier nehmen wir die Verantwortlichen des VfB Oldenburgs in die Pflicht, den Dialog mit dem Sicherheitsdienstleister, der Polizei und ggf. weiteren Professionellen, die mit der Thematik vertraut sind, zu suchen. Außerdem legen wir den Verantwortlichen, in diesem Kontext, nahe, sich ebenfalls über die Doppelfunktion des Sicherheitsbeauftragten Gedanken zu machen. Die Zusammenarbeit mit Fanbeauftragten, deren Ämter zu unserem Ärgernis seit Anfang dieses Jahres nicht besetzt sind, zählt für uns zu einem der wichtigsten Punkte im Bereich der professionellen Kommunikation zwischen Vereinsverantwortlichen und Fans.

Wir fordern den VfB Oldenburg dazu auf, gemeinsam erarbeitete Leitlinien einzuhalten und das Verbot rechter Kleidung durchzusetzen und sich nicht nur damit zu rühmen, ein tolles Leitbild zu haben.

Für uns ist das Leitbild nämlich keine hilfreiche Marketingstrategie, sondern unsere Überzeugung!

Fanszene Oldenburg

Fanfotos VfB Oldenburg




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