11.12.2018 - Lokomotive Leipzig

Fanszene von Lok Leipzig kritisiert den eigenen Verein


Lokomotive Leipzig hat sich entschieden, für das Sachsenpokal-Derby bei der BSG Chemie Leipzig am Samstag keines der angebotenen 500 Tickets abzurufen und stattdessen ein Public Viewing im Bruno-Plache-Stadion zu organisieren. Die Fanszene von Lok Leipzig kritisiert nun die Entscheidung des eigenen Vereins.

„Beim Landespokal-Derby am 15. Dezember werden keine Fans des 1. FC Lok in Leutzsch dabei sein. Diese nicht ideale, aber von einer großen blau-gelben Mehrheit getragene Entscheidung wurde am Donnerstagabend gefällt. Nach intensiven Beratungen von Präsidium, Aufsichtsrat, Geschäftsführung und den größten aktiven Fangruppen sowie Gesprächen mit zahlreichen anderen Fans und Freunden des FCL war dies der mehrheitliche Konsens“, erklärte Lok Leipzig am vergangenen Freitag die Entscheidung keine Ticktes für das Derby am kommenden Samstag im Alfred-Kunze-Sportpark abzurufen (Faszination Fankurve berichtete).


Doch nun meldeten sich die „Fanszene Lokomotive Leipzig“ und die Fankurve 1966 bzw. Blue Side Lok zu Wort und kritisiert in einer Stellungnahme mit deutlichen Worten die Entscheidung, dass Lok-Fans keine Tickets erhalten werden. „Richtig ist, dass im Vorfeld des Derbys viel geredet wurde – stets in offener, zielorientierter und respektvoller Art und Weise. Viele Unklarheiten, Fragezeichen und Eventualitäten mussten über mehrere Wochen hinweg durchdacht und immer wieder aufs Neue erörtert werden. Auch das Wort „Boykott“ fiel nicht nur einmal – stets in Abhängigkeit zu teils absurden und paranoiden Auflagen, Verboten und Einschränkungen, die sich erst im Laufe der Wochen in ihrer Gänze offenbarten. Dennoch sah rund eine Woche vor dem Termin alles danach aus, als würde das Spiel besucht werden. Am Ende kam es jedoch anders und die versammelten Gremien des Vorstandes und des Aufsichtsrates, die mehrheitlich nicht in die direkte Kommunikation, Planungen und Vorbereitungen mit uns eingebunden waren, beschlossen schließlich in finaler Abstimmung, keine Tickets anzunehmen, was die langen und konstruktiven Gespräche der Vorwochen vollends auf den Kopf stellte. Aus vermeintlichen Gründen, die für uns keine sind. Unser Konsens sieht anders aus.“

Zwar hat die Fanszene und die Fankurve 1966 Verständnis dafür, dass es sehr schwierig ist, die 500 Tickets, die für Lok-Fans zur Verfügung gestanden hätten, fair zu verteilen. Doch gar keine Eintrittskarten abzunehmen sei der schlecht möglichste Umgang mit diesem Problem. Ein Fanmarsch wäre laut Angaben der Fanszene am Samstag sogar erlaubt gewesen, auch wenn noch nicht feststand, von wo die Lok-Fans hätten los gehen dürfen. „Für einen so stolzen Verein wie den 1. FC Lokomotive Leipzig darf es daher keine Lösung sein, sich aus Angst vor der Welt und ihren Problemen im eigenen Stadion einzuquartieren und dabei die Augen vor der Realität zu verschließen. Schließlich sind all diese Spiele ohne die Fans, ihre Kultur, Fahnen, Rituale und Folklore nicht einmal mehr die Hälfte wert.“, heißt es in der Stellungnahme der Fanszene weiter.

Die „Fanszene Lokomotive Leipzig“ und die Fankurve 1966 sehen in der Entscheidung des Vereins nun einen Sieg für Polizei und Behörden, die sich schon lange Derbys ohne Gästefans wünschen: „Nun aber haben diejenigen gewonnen, die uns das Besondere, das Außergewöhnliche, das Magische, das Derby nehmen und kaputtmachen wollen. Die Hardliner, die Polizei und Behörden, die Scharfmacher und Ängsteschürer, die selber keinerlei Kultur besitzen und sich nun bestätigt fühlen, einen entspannten Nachmittag verleben werden und aus ihrer Sicht alles richtig gemacht haben. Und wenn das Spiel am Samstag vorbei ist – ohne Spruchbänder, ohne Gesänge, ohne Rückhalt der mitgereisten Fans, zugleich auch ohne eventuelle Zwischenfälle, ohne Störungen und daraus resultierende Strafen, dann ist dies dennoch keine Erfolgsmeldung. Es ist kein konsequentes Handeln, es ist lediglich die Kapitulation vor der Frage, wie man mit schwierigen Entscheidungen und den Problemen des Lebens umgeht. Es ist zusammengefasst der leichteste, aber auf keinen Fall der richtige Weg. Denn Derby-Geschichten werden im Stadion geschrieben, nicht vor der Leinwand.“ (Faszination Fankurve, 11.12.2018)






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