12.08.2021 - SC Preußen Münster

Fede Nerblo: Neues Kollektiv der Ultras & neuer Standort


In Folge der Ausgliederung beim SC Preußen Münster lösten sich im Jahr 2018 die Ultragruppen Deviants Ultras und Gruppo Resistente auf. Erst ab Januar 2019 traten danach wieder Ultras bei Spielen von Preußen Münster auf. Es gab jedoch nur eine informelle Kurvenstruktur. Nun hat man sich einen neuen Namen gegeben.

Seit Januar 2019 traten die SCP-Ultras ohne feste Gruppenstruktur hinter einer „Gezweifelt aber nicht gebrochen“- und einer „Sportclub“-Fahne auf. Am 23. Juli 2021 gründete sich aus den informellen Strukturen der Ultraszene von Preußen Münster nun das Kollektiv Fede Nerblo. Laut Angaben des Kollektivs bedeute der Name „Verrückter Glaube“ und sei eine Mischung aus Italienisch und Masematte, was ein regionaler Soziolekt aus den Arbeitervierteln von Münster ist.

„Der Name steht symbolisch für das Wesen und den Antrieb unseres Kollektivs, schlichtweg für all das, was unsere Liebe zum SC Preußen, unser Selbstverständnis und unser Handeln innerhalb und außerhalb des Stadions ausmacht. Wer gemeinsam mit der Kurve dem SCP folgt und Bock hat sich über die neunzigminütige Unterstützung unserer Farben hinaus ins Kurvenleben zu stürzen, kann früher oder später den Weg zu Fede Nerblo finden. Dabei müssen sich weder junge Kurvenaktivisten, noch ältere Stadiongänger abgeschreckt fühlen mit unseren Leuten ins Gespräch zu kommen. Wir sehen uns nicht als abgekapselter Haufen“, teilte das neue Kollektiv der Ultras im Zuge des Pokalheimspiels von Preußen Münster gegen den VfL Wolfsburg mit.


Eigentlich wollten das neue Kollektiv im DFB-Pokal gegen Wolfsburg bereits mit Fahnen und organisiertem Support auftreten. Man befand sich in guten Gesprächen mit dem Verein. Die von Fede Nerblo aufgestellten Bedingungen für eine Rückkehr des organisierten Supports schienen erfüllt zu sein. Die Ultras forderten, dass ausreichend Tickets für alle SCP-Fans zur Verfügung stehen. Dabei wollte man sich an der durchschnittlichen Anzahl an Heimfans in der Vergangenheit orientieren. Außerdem sollten Personalien nur zur Pandemiebekämpfung genutzt und vorm Zugriff von Sicherheitsorganen geschützt werden. Auch sollten Gästefans zurück ins Stadion dürfen und Maskenpflicht nur außerhalb des eigenen Platzes bestehen. Über die Zulassung von Gästefans erst einen Spieltag später hätten die SCP-Ultras noch hinweggesehen. Letztlich sorgte die Entscheidung der Stadt Münster, dass bei Spielen im Preußenstadion auch auf dem Platz eine Maske getragen werden muss, letztlich dafür, dass das Kollektiv am vergangenen Samstag noch nicht mit komplett geschlossenem optischem und akustischem Support auftrat. Da die Maskenpflicht am Platz nun auch auf die nächsten Heimspiele ausgeweitet wurde und die Höchstkapazität auf 5.000 Fans beschränkt ist, dürften die Bedingungen der SCP-Ultras, die übrigens auch für den Besuch von Auswärtsspielen maßgeblich sein sollen, bei den kommenden Heimspielen nicht erfüllt sein.


Sichtbar wurde am vergangenen Sonntag in Münster jedoch eine andere Änderung. So zogen die Ultras, die sich nun unter dem Namen Fede Nerblo versammeln, von Block O in Block N um. Die Ultras von Fede Nerblo sind somit wieder in dem Bereich anzutreffen, den sie selbst Fiffi-Gerritzen-Kurve nennen. An diesem Standort gab es unter gleichem Namen ab November 2017 erstmals wieder ein gemeinsames Stimmungszentrum von Deviants Ultras und Gruppo Resistente, nachdem es in Münster zuvor neun Jahre zwei verschiedene Stimmungszentren gegeben hatte. Die Deviants gaben damals ihren Sektor M auf und zogen zur Gruppo Resistente in die Fiffi-Gerritzen-Kurve. Gemeinsam kämpften beide Gruppen dort vergeblich gegen die Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine Kapitalgesellschaft und lösten sich in der Folge auf.

Beim Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg versammelte sich die heutige Generation der SCP-Ultras bereits am neuen Standort. Auf Zaun- und Schwenkfahnen wurde dabei verzichtet, spielbezogene Gesänge und ein Spruchband für während der Corona-Pandemie verstorbene Spieler gab es trotzdem. Nach Abpfiff tauschten SCP-Ultras und Spieler im Innenraum zudem noch ein paar Worte aus. Der VfL Wolfsburg gewann das Auswärtsspiel in Münster am Sonntag zwar mit 3:1 nach Verlängerung, weil der Erstligist jedoch einen Wechsel zu viel vornahm, könnte Münster nun doch in die 2. Runde einziehen.


Vorm Anpfiff bildeten sich am Preußenstadion lange Schlangen, weil der 3G-Status aller Fans überprüft werden musste und viele SCP-Fans dafür keine App nutzten. Der SC Preußen Münster reagierte gestern auf einen ebenfalls am gestrigen Mittwoch erschienenen Artikel der Westfälischen Nachrichten zum Thema, in dem die Rede davon war, dass die SCP-Ultras durch einen separaten Eingang ins Stadion gelassen wurden, „um Gewaltanwendungen zu vermeiden“. Der SC Preußen Münster teilte dazu mit: „Wir sehen uns nun in der Verantwortung unseren Fans gegenüber – und hier insbesondere gegenüber der aktiven Fanszene – diese Aussagen richtigzustellen. Der gesonderte Einlass wurde bereits im Vorfeld der Partie mit allen Beteiligten abgesprochen und ist eine in Fußballstadien gängige Vorgehensweise. Zu keinem Zeitpunkt hat es irgendeine Form von Gewaltanwendung oder Gewaltandrohung von Seiten der Fanszene gegeben. Im Gegenteil: Alle vorher getroffenen Vereinbarungen wurden eingehalten und der abgesprochene Zugang für die aktive Fanszene erfolgte reibungslos. Auch eine lückenlose Kontaktnachverfolgung war gewährleistet.“ (Faszination Fankurve, 12.08.2021)


Fanfotos SC Preußen Münster




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