30.09.2018 - HSV/FCSP

Fehlerhafte Choreografie & Pyro beim Derby in Hamburg


Im ausverkauften Volksparkstadion kam es am heutigen Nachmittag zum lange erwarteten Derby zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli. Während auf der Nordtribüne eine nicht ganz fehlerfreie Choreografie zu sehen war, zündeten die weiß gekleideten Gästefans Pyrotechnik und hielten längliche Luftballons in die Höhe.


„Probiert es noch so verzweifeifelt - Unsere Größe ist in Stein gemeißelt“, lautete das Motto der Choreografie auf der Nordtribüne, wobei im Wort „verzweifelt“ ein paar Buchstaben zu viel drin waren. Herzstück der großen Choreografie war eine Blockfahne mit „1887 – Hamburger Sport-Verein“-Aufschrift, mit der an die Erfolge in der Vereinsgeschichte des HSV erinnert wurde. Im Oberrang gab es dazu blaue Fahnen und im Unterrang schwarze Zettel sowie kleinere Fahnen, auf denen an verschiedene Konflikte zwischen HSV und St. Pauli-Fans in jüngster Vergangenheit erinnert wurde. Auf den anderen Tribünen im Volksparkstadion waren zudem noch Luftschlangen in den Vereinsfarben des Hamburger SV zu sehen. Später wurden auf der Nordtribüne auch einzelne Bengalische Fackeln abgebrannt. Später wurden auf der Nordtribüne an einer Wäscheleine befestigte FC St. Pauli-Fanartikel, wie Schals, Fahnen und Kleidung präsentiert.


Im Gästeblock breiteten die FC St. Pauli-Fans einen Totenkopf mit Schal und einer „FCSP“-Buchstabenkombination aus. Unter einer „Sankt Pauli“-Blockfahne vermummten sich zudem Gästefans, um zum Intro eine Reihe Bengalischer Fackeln zu zünden. Abgerundet wurde die Aktion mit länglichen braunen Luftballons. Während des Spiels gaben die Gästefans durch weiße T-Shirts ein einheitliches Bild ab.


Die Fanszene des FC St. Pauli traf sich heute Morgen am Millerntor und fuhr mit der S-Bahn zum Bahnhof Hamburg-Bahrenfeld. Von dort ging es in einem Fanmarsch zum Gästeblock des Volksparkstadions. Während sich am Famarsch der FC St. Pauli-Fans etwa 3.000 Personen beteiligten, zogen beim Marsch der HSV-Fanszene vom Fanhaus etwa 500 Leute zur Nordtribüne. Am Bahnhof Hamburg-Bahrenfeld soll laut Augenzeugenberichten zudem Buttersäure verschüttet worden sein, was auf das Konto von HSV-Fans gehen dürften, um die ankommenden St. Pauli-Fans mit Gerüchen zu belästigen.


Mit einem „Gestern Dino - heute Möwe - morgen Mikrobe!“-Plakat wollten FC St. Pauli-Fans die Anhänger vom HSV provozieren, die wiederum u.a. ein „Eure Werte sind fast so stabil, wie eure Hools“-Plakat zeigten. Im Bereich der HSV-Ultras war zudem noch ein fiktiver Dialog zwischen verschiedenen Teilen der Ultràszene von St. Pauli zu lesen, der auf einen vorübergehenden Ausschluss eine Gruppe aus der Südkurve beim FC St. Pauli anspielte: Mit Plakaten, auf denen „Mit Nazihools Hand in Hand, werdet ihr von der Süd verbannt“ und „Das Derby naht und uns wird klar, wir brauchen euch egal was war“ sowie „Ne Fahne brauchen wir nicht mehr, der Hass auf Rauten wichtiger“ geschrieben stand, betrachteten die HSV-Ultras den Konflikt bei ihrem Lokalrivalen aus der Ferne. „Wo sind unsere LiebliNKSPoser hin?“, fragten die Castaways dazu in Richtung der New Kids Sankt Pauli. „NKSP ohne Fahne gut genug für die Südkurve.“, war ein weiteres Plakat zum Thema und „2011 - Selber Messer in der Hand. 2018 HSV-Messerstecher an jeder Wand“, thematisierte den Vorwurfs des Messereinsatzes, den FC St. Pauli-Fans auch via Sprühereien den HSV-Fans machten. „'Wir töten euch F*tzen' vs. 'Scheiß Messerstecher'“, war auf einem weiteren Plakat auf der Nordtribüne zu lesen, das wohl zeigen sollte, dass es im Vorfeld des Derbys in beiden Fanlagern extreme Aussagen gab. Mit einer „St. Pauli-Fans gegen Messerstecher“-Fahne im bekannten „St. Pauli-Fans gegen Rechts“-Design, bei der jedoch statt des Hakenkreuzes die Vereinslogos der mit Ultras vom FC St. Pauli befreundeten Clubs zu sehen waren, sollte offenbar ausgedrückt werden, dass es Freunde vom FC St. Pauli gibt, bei denen Messer eingesetzt werden. Bei den Gästen war zudem noch ein „HSV: Liebe so käuflich wie in der Herbertstraße“-Plakat zu sehen. Auf dem Rasen endete das Hamburger Stadtderby vor 57.000 Zuschauer torlos. Bereits gestern besuchte die Fanszene des Hamburger SV das Abschlusstraining, um die HSV-Spieler vor dem anstehenden Derby zu motivieren (Faszination Fankurve berichtete).

In den Wochen und Monaten vor dem Derby gab es in Hamburg eine Reihe von Vorfällen, an denen Personen aus beiden Fanszenen beteiligt waren, die im Zusammenhang mit dem Derby standen. So kam es mehrfach zu Spaziergängen beider Fanlager über den Kiez, die teilweise in Gebiete des jeweiligen Rivalen führten, was von der Gegenseite jeweils als Provokation aufgefasst wurde (Faszination Fankurve berichtete). Zudem sorgten HSV-Fans für die Absage eines aus der FC St. Pauli-Fanszene organisierten Konzertes (wir berichteten) und auch auf Spruchbänder ist das Derby seit Wochen Thema. 20 bis 25 FC St. Pauli-Fans überfielen zudem sechs HSV-Ultras, die in einer Halle die Choreografie für das heutige Derby vorbereiteten. Dabei wurden Teile der Choreografie zerstört und zwei HSV-Ultras verletzt (Faszination Fankurve berichtete). (Faszination Fankurve, 30.09.2018)

Die HSV-Fans vorm Derby am Volksparkstadion:

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Der Marsch der FC St. Pauli-Fans:






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