22.02.2020 - HSV/FCSP

Märsche, Tumulte, Choreografien & Pyro beim Derby in Hamburg


Im Volksparkstadion kam es heute Mittag zum Derby zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli. Vorm Spiel organisierten beide Fanlager Märsche und im Stadion zeigten beide Kurven Choreografien sowie Pyroaktionen. Noch vor Anpfiff kam es innerhalb des Stadions zu Rennereinen. Polizisten und Ordner schritten ein.


Die Fans des FC St. Pauli trafen sich am Morgen am Millerntor, von wo es zu Fuß zur S-Bahnstadion an den Landungsbrücken ging. Von dort brachten Sonderbahnen die St. Pauli-Fans nach Othmarschen, von wo aus es bei nassem Wetter in einem Fanmarsch zum Gästeblock des Volksparkstadions ging. Ultrà Sankt Pauli hatte im Vorfeld des Derbys zuerst eine andere Route für den eigenen Fanmarsch bevorzugt, musste diese Pläne aber verwerfen (Faszination Fankurve berichtete). Die HSV-Fanszene versammelte sich heute hingegen am Bahnhof Stellingen und ging von dort in einem Fanmarsch zur Nordtribüne. Bei beiden Fanmärschen wurde vereinzelt Pyrotechnik gezündet. Am Marsch der HSV-Fans beteiligten sich laut Einschätzung der Polizei 2.500 Personen, beim FC St. Pauli wurden 2.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen geschätzt.


Eine knappe Stunde vor Anpfiff durchbrachen St. Pauli-Fans im Oberrang des Gästeblocks eine Ordnerkette, mit der beide Fanlager voneinander getrennt wurden. Welches Fanlager die Tumulte im Oberrang im Südwesten des Volksparkstadions ausgelöst und welche Fanszene darauf reagiert hat, darüber gibt es unterschiedliche Darstellungen. Beteiligt waren an den Vorfällen auf jedenfall bei Seiten. Die St. Pauli-Fans trugen dabei wieder rote Tücher, die HSV-Fans blaue Tücher. Ordner und Polizisten schritten ein, um die St. Pauli-Fans zurück in den Gästeblock zu drängen und beide Fanlager von einander zu trennen. Polizisten setzten dabei auch Pfefferspray ein. Aus dem Lager der HSV-Fans wurden in dieser Situation mehrere Feuerwerkskörper (Vogelschreck) in Richtung Gästeblock gefeuert. Die Polizei nahm vier HSV-Fans, die nun verdächtigt werden, für das Abfeuern der Feuerwerkskörper verantwortlich zu sein.


Beim Einlaufen der Mannschaften waren im Volksparkstadion heute sowohl im Heim-, als auch im Gästeblock Choreografien zu bestaunen. Die Nordtribüne wurde mit Folien in ein schwarz-weiß-blaues Balkenmuster verwandelt. Auf einer dazugehöriger Blockfahne kam zudem das „Hamburger SV - Unsere Liebe, unser Leiden, unser Leben!“-Motto zum Vorschein. Das Balkenmuster auf der Nordtribüne war auch noch zu sehen, nachdem die Folien wieder unten waren, weil die Folien der HSV-Fans eigentlich Plastikleibchen in den gleichen Farben waren.


Im Gästeblock zeigten die FC St. Pauli-Fans zur gleichen Zeit eine Choreografie mit braun-weißen Fahnen, die ein Karomuster ergaben. In der Mitte des Gästeblocks war zudem das Vereinswappen vom FC St. Pauli abgebildet. Kurz vorm Anpfiff zündeten HSV-Ultras im unteren Bereich der Nordtribüne noch Pyrotechnik in Form von Bengalischen Fackeln und blauem Rauch, weshalb sich der Anpfiff um einen kurzen Augenblick verzögerte. Kurz zuvor hatte es noch eine Gedenkminute für die Opfer von Hanau gegeben, die von einzelnen Zwischenrufen gestört wurde.


Nach fünf gespielten Minuten warfen die HSV-Fans auf der Nordtribüne auf Kommando noch Luftschlangen in den Vereinsfarben und setzten somit ein weiteres optisches Zeichen. Auf dem Rasen legten die Hausherren stark los und konnten nach zehn gespielten Minuten bereits zwei Aluminiumtreffer verbuchen.


Doch in der 20. Spielminute stellte der FC St. Pauli den bisherigen Spielverlauf komplett auf den Kopf, indem Veerman das 1:0 für die Gäste erzielte. Weitere zehn Minuten später erhöhte Penney sogar auf 2:0 für den Kiezclub. Auch in der zweiten Halbzeit gab es nochmals Pyrotechnik im Volksparkstadion zu sehen. HSV-Ultas zündeten blauen Rauch und im Gästebereich am Ende wurde noch hinter dem „Hamburg ist braun-weiß-Banner gefackelt. In der zweiten Hälfte klingelte es zudem nochmal im Tor des HSV, doch das Tor für St. Pauli wurde wegen einer Abseitsposition durch den Videobeweis annuliert.


Weitere Treffer fielen im restlichen Spielverlauf nicht mehr, so dass der FC St. Pauli den zweiten Derbysieg in dieser Saison feiern konnte. Das Volksparkstadion mit 57.000 Zuschauern natürlich restlos ausverkauft. Die Fans des FC St. Pauli erhielten 5.586 Tickets. Die Polizei war am Derbytag mit 1.500 Beamten, die aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kamen, im Einsatz. Die Castaways zeigten auf der Nordtribüne noch ein Spruchband in Richtung Ultrà Sankt Pauli, auf dem „Aus dem Leben eines USP-Marvins: Mit 20 die Provinz verlassen, im Viertel mit Papas Kohle prassen - Erst wird auf der Süd über hohe Mieten lamentiert, dann die Karriere in der Agentur forciert!“ geschrieben stand.

Der Jubel und die Pyroaktion der St. Pauli-Fans bei Abpfiff:

Bereits am gestrigen Abend hatten sich beide Fanlager an ihren jeweiligen Treffpunkten auf das anstehende Derby eingestimmt. An und in einem Lokal auf dem Großneumarkt kam es zudem zu einer Auseinandersetzung, an der Fans beider Vereine beteiligt waren (Faszination Fankurve berichtete). „Mit einem „Geschichten aus'm Paulaner Garten... ;-)“, das am Samstag im Gästeblock hochgehalten wurde, spielten die St. Pauli-Fans auf den Angriff am Vorabend an. (Faszination Fankurve, 22.02.2020)






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