07.06.2017 - SV Babelsberg 03

Filmstadtinferno distanziert sich von Arte-Reportage


Bei Arte ist eine Reportage mit dem Titel „Fußball radikal – ein linker Verein und seine Gegner“ zu sehen (Faszination Fankurve berichtete). Das Filmstadtinferno, die Underdogs und die Sektion Nord distanzieren sich nun von der Reportage.

Das gezeichnete Bild der Ultràkultur in Babelsberg sei zweifelhaft und der Vorsänger, der in der Reportage begleitet wurde, sei schon seit der Saison 2014/2015 nicht mehr der Vorsänger der aktiven Fanszene, sondern übe diese Aufgabe lediglich bei Spielen mit hohem Zuschaueraufkommen rechts der aktiven Fanszene aus.

Die Ultras von Babelsberg 03 kritisieren die effekthaschende Aufmachung der Reportage. Besucht wurde das Auswärtsspiel beim BFC Dynamo und das Heimspiel gegen Energie Cottbus. Ein Auseinandersetzung mit der Materie Ultrà in Babelsberg bleibe in der Reportage aus. (Faszination Fankurve, 07.06.2017)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme von Filmstadtinferno, Underdogs und Sektion Nord:

Stellungnahme zu Arte Re: „Fußball radikal – ein linker Verein und seine Gegner“

Die viel besprochene Arte Re: Reportage mit dem reißerischen Titel: „Fußball radikal – ein linker Verein und seine Gegner“ zieht wahrscheinlich nicht nur in Babelsberg große Kreise und sorgt für massig Gesprächsstoff. Wir distanzieren uns in jeglicher Hinsicht von dieser Reportage. Für uns als aktive Gruppen der Nordkurve stellten auch die vorangegangenen Gespräche keine andere Möglichkeit dar, als unsere Mitarbeit an diesem Projekt komplett zu verweigern.

Die in der Reportage gezeichnete Sonderstellung, die unser Verein besitzt, entspricht mit Sicherheit den Tatsachen, das gezeichnete Bild der Ultrakultur in Babelsberg ist jedoch in hohem Maße zweifelhaft. Für uns war schnell klar, dass wir in keiner Form in dieser Reportage erscheinen wollen. Die Gründe hierfür wurden im Vorfeld plausibel erläutert, unsere Bedenken hinsichtlich des Konzepts der Reportage (der starke Fokus auf politischen Konflikt und brisante Spiele), sind wenig ernst genommen worden.

Die effekthaschende Aufmachung der Reportage kann man wohl kaum einem Journalisten übelnehmen, so boten sich die Spiele gegen Cottbus und BFC Dynamo mit Sicherheit für den neutralen Zuschauer, der sich noch nie mit Fußball im Allgemeinen oder dem SV Babelsberg 03 im Besonderen beschäftigt hat, an. Ein wirklicher Blick hinter die Facetten und eine Auseinandersetzung mit der Materie Ultra in Babelsberg bleibt jedoch aus. Dieser war auch im Vorfeld nie gewollt und dem Anspruch des Formats „Geschichten von Menschen – authentisch und ganz nah dran“ zu erzählen, konnte diese Reportage wohl nie gerecht werden. Die journalistische Sorgfalt blieb – wie zu erwarten war – auf der Strecke. So wurde unser Verein mehrmals als „SV 03 Babelsberg“ eingeblendet und Almedin Civa, der während einer Spielunterbrechung zum Zaun kommt, fälschlicherweise Cem Efe genannt. Des Weiteren ist René entgegen der Darstellung seit der Saison 2014/2015 eben nicht mehr Vorsänger der aktiven Fanszene, sondern bei bestimmten Spielen mit hohem Zuschaueraufkommen Vorsänger für den Teil der rechts von uns steht, um eine breitere Masse zu erreichen. Trotz der Ablehnung von aktiven Gruppen wurde „Ultras“ für die dargestellten Protagonisten als Sammelbegriff verwendet. Man kann also sagen, dass unsere Befürchtungen hinsichtlich der Reportage sich bewahrheitet haben. Die Reportage beschränkt Ultra in Babelsberg darauf, sich vor dem Auswärtsspiel zum Biertrinken zu treffen und beim Heimspiel ein Bengalo anzureißen. Ultra bedeutet für uns mehr als eine nette Wochenendgestaltung.

Des Weiteren wurden im Zuge der Dreharbeiten auch ganz klar Tabus gebrochen. So wurde mehrmals in den Block hinein gefilmt, obwohl es vorher hieß, nur den Hauptprotagonisten der Reportage zu beleuchten und die Gruppen in der Mitte komplett auszusparen. Das Einsetzen einer sogenannten „Fan-Cam“ mit der eine Person aus dem Block heraus filmen kann, wurde trotz vorheriger Absage beim Spiel gegen den BFC versucht einzusetzen, konnte aber unterbunden werden. Das Filmen bei eindeutigen Straftaten ist dann nur noch die Spitze des Eisberges und bekräftigt uns in unserer Ablehnung des Projekts.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die kritische Auseinandersetzung mit Journalisten, die im Feld Fußball und Fankultur berichten, immer gegeben sein muss. Die Durchsetzung von Individualinteressen, welche Beweggründe man als Befürworter oder Protagonist auch immer gehabt hatte, sollten nicht über den Bedenken eines nicht unerheblichen Teils der Kurve gestellt werden.

Filmstadtinferno 1999

Underdogs

Sektion Nord

Fanfotos SV Babelsberg 03




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