02.05.2020 - 1. FC Nürnberg

„Fußball gerechter machen – TV-Gelder fairer verteilen“


Die neue Ausschreibung der Fernsehrechte wurde von der DFL wegen der Corona-Krise verschoben. In den Krisenzeiten werden nun die Stimmen aus den Fanszenen lauter, die eine gerechtere Verteilung der Fernsehgelder einfordern, so etwa in einer ausführlichen Abhandlung aus Nürnberg.

Ob Fanszenen Deutschlands, Unsere Kurve oder ProFans: Die Fanorganisationen sind sich einig, dass der deutsche Profifußball reformiert werden muss. Die geforderten Reformen könnten auch Einfluss auf die Verteilung der TV-Gelder haben. In der aktuellen Krise zeigt sich, wie abhängig die Bundesligisten aktuell von den Geldern der Fernsehanstalten sind.

Einnahmen in Höhe von 4.640.000.000 Euro stehen den Bundesligsten durch den von 2017/2018 bis 2020/2021 gültigen TV-Vertrag zu. In einem Text auf Faszination-Nordkurve.de wird nun am Beispiel des 1. FC Nürnberg kritisiert, dass ein zu hoher Anteil dieser Gelder bei den Spitzenvereinen landen würde: „In diesem Text werden wir euch darlegen, dass das System der TV-Gelder nur einem kleinen elitären Teil der Bundesliga dienlich ist und ansonsten die Funktion hat, die Schere zwischen den einzelnen Clubs und Ligen noch größer zu machen. Dennoch gibt es auch Lichtblicke, wie man den Fußball durch die Verteilung der Fernsehgelder nicht nur gerechter machen kann, sondern auch ehrbare Werte eines Fußballvereins in den Vordergrund stellen könnte. Wir sind nicht die Ersten, die sich an diesem Thema abarbeiten. Die aktuelle Brisanz der Lage, in Verbindung mit der anstehenden Ausschreibung der Gelder, ist jedoch Grund genug, auf dieses Thema nochmals aufmerksam zu machen. Als Beispiel nehmen wir also - wie sollte es anders sein - den 1. FC Nürnberg. Wie man auf der Seite fernsehgelder.de nachlesen kann, wird der Pott von 4,64 Milliarden Euro wird über vier Jahre gestaffelt an die Vereine jährlich ausgeschüttet. Für die Saison 19/20 standen den 36 Clubs aus den nationalen TV-Einnahmen daher insgesamt 1,16 Milliarden Euro zum Verteilen zur Verfügung. 1.160.000.000 Euro, das wären bei einer paritätischen Aufteilung auf die 36 Profiklubs etwas mehr als 32 Millionen Euro pro Verein. Der 1. FC Nürnberg erhielt jedoch lediglich knapp 17,5 Millionen Euro. Das entspricht gerade mal rund der Hälfte von dem, was ihm bei einer kompromisslos gleichen Verteilung zustünde. Dies liegt in erster Linie daran, dass die von der DFL erfundenen Verteilerschlüssel für diese TV-Einnahmen sträflich unsolidarisch und bis ins Mark leistungsorientiert sind.“

70 Prozent der Gelder werden aktuell nach Platzierung in den letzten fünf Jahren in der Liga ausgeschüttet. Weitere fünf Prozent der Gelder werden durch einen Schlüssel verteilt, in dem berücksichtigt wird, wie lange ein Verein bereits in der 1. oder 2. Bundesliga vertreten ist. Mit weiteren zwei Prozent wird der Einsatz von eigenen Nachwuchsspielern bis 23 Jahre gefördert. Die restlichen 23 Prozent der Fernsehgelder werden nach einer sogenannten Fünf-Jahres-Wertung der beiden Bundesligen verteilt.

Aus der aktiven Fanszene des 1. FC Nürnberg kommt nun Kritik an diesem Status Quo: „ Die Verteilung der TV-Gelder führt dazu, dass die Ungleichheit zwischen den Vereinen größer wird und sich die bestehenden Verhältnisse zementieren: Wenn man zum Beispiel in der letzten Saison unter den Top 3 gelandet ist, bekommt man aus dem Milliardenpott viel mehr Geld als der Großteil aller anderen Vereine, weshalb es nächstes Jahr ebenso wahrscheinlicher ist, dass man es wieder unter die Top 3 schafft, wodurch man wieder mehr Geld erhält usw. usf.“

Die FCN-Fans kritisieren nicht nur die aktuelle Verteilung, sondern äußern auch Gedanken, wie die Verteilung der TV-Gelder in ihren Augen gerechter gemacht werden könnte. Die Überlegungen der Club-Fans sehen eine Belohnung der Auswärtsfahrer vor: „Die Gesamtzahl verkaufter Auswärtstickets pro Saison wirkt sich positiv auf die Einnahmen aus dem Fernsehpott aus – schließlich tragen wir Fans maßgeblich zur Attraktivität der Bundesliga bei.“ Weitere neue Kriterien zur Verteilung der TV-Gelder könnten „Anzahl der Vereinsmitglieder“ und „Eingesetzte Spieler aus der eigenen Region“ sein. Außerdem wollen die FCN-Fans, dass die 2. Bundesliga nicht so stark abgewertet wird, dass auch die 3. Liga und die Regionalligen mit einbezogen werden und die Förderung von Nachwuchsspielern stärker als mit den bisherigen zwei Prozent berücksichtigt wird. Die Terminierung von Spielen unter der Woche soll hingegen zu Ausgleichszahlungen führen, schließlich sind diese Termine vielen Fußballfans, die ins Stadion gehen, ein Dorn im Auge und an den Interessen der Fernsehanstalten ausgerichtet.

Neben diesem Vorschlag für eine gerechtere Verteilung der TV-Gelder fordert der Text aus der Nürnberger Fanszene eine Gehaltsobergrenze für Spieler und Manager, eine Obergrenze bei Transferzahlungen und die Entmachtung von Spielerberatern sowie mehr Transparenz im Fußball. Nachdem die DFL zuletzt erklärte, dass Nachhaltigkeit, Stabilität und Bodenständigkeit in Zukunft zu den entscheidenden Werten im deutschen Profifußball zählen sollen, wollen die FCN-Fans den Ligaverband hier beim Wort nehmen. Nicht nur in Nürnberg werden aktuell Reformen erwartet. (Faszination Fankurve, 02.05.2020)

Fanfotos 1. FC Nürnberg




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