26.01.2020 - FC Bayern/Schalke 04

„Gegen das Vergessen“-Choreografie in Südkurve München


Im Rahmen des „Nie Wieder“-Erinnerungstags im deutschen Fußball war in der Südkurve München vor Anpfiff des gestrigen Heimspiels vom FC Bayern gegen den FC Schalke 04 eine Choreografie, mit der an das FC Bayern-Mitglied Hugo Railing erinnert wurde, der im November 1942 ins Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet wurde.

„Münchner, Vater, Bayern-Mitglied und Ältestenrat“, stand im ersten Teil der Choreografie in Großbuchstaben von der Südkurve geschrieben. „Hugo Railing - Von den Nazis verfolgt und ermordet“, lautete die Botschaft beim zweiten Teil der Choreografie. Vom Mittelrang wurde dabei eine Fahne mit einer „Gegen das Vergessen“-Aufschrift ebenso heruntergelassen, wie ein Bild von Hugo Railing. Im Hintergrund wurden dazu rote und weiße Fahnen geschwenkt.


Mit dem „Nie wieder!“-Erinnerungstag wird in der Zeit um den 27. Januar jährlich an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnert. Zur Geschichte von Hugo Railing schreibt der Kurt Landauer Stiftung e.V.: „Hugo Railing wurde am 14. Mai 1886 in München geboren und wuchs im Stadtteil Lehel auf. Geneinsam mit seinem Bruder führte er die Firma Hahn & Bach in der Kaufingerstraße 14, ein auf Möbelstoffe und Teppiche spezialisierter Laden, unweit vom Modekaufhaus der Familie Landauer. 1914 trat Hugo Railing der Fußball Abteilung Bayern im Münchner Sport Club (MSC) mit seinem Bruder bei. Im Mai 1920 heiratete er Hedwig Gumbel, 1921 und 1923 wurden ihre Kinder Margot und Heinz Fritz geboren. Auch beruflich ging es weiter voran, mit seinem Bruder baute er die Münchner Textildruckerei in Großhadern auf, wo sie bald schon 50 Mitarbeiter beschäftigten. Zum 25jährigen Jubiläum des FC Bayern wurden die beiden Railing Brüder für Ihre 10-jährige Mitgliedschaft im Deutschen Theater geehrt. Ab 1928 nahm die Firmenfußballmannschaft von Hahn & Bach an der damals üblichen Privatspielrunde des FC Bayern teil, wodurch auch viele Mitarbeiter Vereinsmitglied bei Bayern München wurden. Auch Railings Sohn Heinz Fritz trat im Alter von 8 Jahren, kurz nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1932, dem FCB bei und lief für unsere Schülermannschaft auf. Hugo und Bruder Siegfried Railing wurden im Juli 1934 für Ihre 20-jährige Mitgliedschaft geehrt und gleichzeitig auch in den Ältestenrat des FC Bayern aufgenommen. Nach der Machtergreifung der Nazis würde das Familienunternehmen 1938 zwangsenteignet, Hugo Railing schon im Juli 1938 auf Betreiben der Devisenüberwachungsstelle verhaftet. Es gelang Sohn Heinz Fritz die Flucht nach Bournemouth (England) und der Tochter Margot nach Lausanne (Schweiz) zu ermöglichen. Die Gestapo deportierte Hedwig und Hugo Railing am 4. April 1942 in das Ghetto Piaski, wo Frau Railing umkam. Im November 1942 wurde Hugo Railing in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und ermordet.“

Die Kurt Landauer Stiftung bedankte sich im Nachgang der Choreografie bei Andreas Wittner, dem Archivar des FC Bayern München für seinen unermüdlichen Einsatz in der Erinnerungsarbeit und seine jahrelangen Recherchen. Mit einem „Ruhe in Frieden, Walter Fembeck!“-Spruchband wurde gestern in der Südkurve noch an den Geschäftsführer des FC Bayern München aus den Jahren 1957 bis 1983 erinnert, der am 24. Januar 2020 im Alter von 98 Jahren verstarb.


Der FC Bayern München gewann das gestrige Heimspiel vor 75.000 Zuschauern gegen Schalke deutlich mit 5:0. Die mitgereisten Schalke-Fans machten sich dabei, wie bei Auswärtsspielen in München mittlerweile zur Tradition geworden, hinter dem „Ruhrpott-Kanaken“-Banner breit. Im Vorfeld des Spiels feierten wieder hunderte Schalke-Fans auf Einladung der Isar-Schalker zwischen 11:04 Uhr bis 15:30 Uhr in der Muffathalle in München. (Faszination Fankurve, 26.01.2020)






Weitere News:
12.02.2018: Freundschafts-Choreo & Plakate gegen Gästefanverbote