22.05.2017 - Borussia Dortmund

Generalabrechnung von The Unity mit der Polizei


Am Samstag kam es am und im Fan-Projekt Dortmund zu einem umstrittenen Polizeieinsatz, auch gegen Ultras von The Unity (Faszination Fankurve beichtete). Schon vorher hat die Dortmunder Ultràgruppe eine Generalabrechnung mit der Polizei verfasst, in der Vorfälle mit den Beamten in der vergangenen Saison aufgelistet werden.

Die Auflistung macht deutlich, wie zerrüttet das Verhältnis zwischen Ultras und Polizei in Dortmund ist. So wurden BVB-Ultras zum Saisonanfang mit Ordnungsgeldern von 20 Euro belegt, nachdem die Polizei den Marsch der BVB-Ultras zum Westfalenstadion filmte. Anschließend wurden die BVB-Fans wegen Behinderns des Straßenverkehrs zur Kasse gebeten. Diese Probleme sollen sich während der Saison fortgesetzt haben. In anderen Städten ist es an der Tagesordnung, dass Fußballfans in Großgruppen auch über die Straße zum Stadion gehen, ohne dafür mit Strafen überzogen zu werden. Zudem wurde den BVB-Ultras, die mit Bussen nach Bremen zum dortigen Auswärtsspiel reisten, eine konspirative Anreise vorgeworfen, obwohl man mit fünf Bussen in einer Kolonne fuhr.

The Unity macht in ihrem Spieltagsflyer „Vorspiel“ vom Heimspiel gegen Werder Bremen zudem öffentlich, dass zwei Vorsänger der Ultràgruppe für das DFB-Pokalfinale am kommenden Samstag mit Meldeauflagen belegt wurden und deshalb nicht nach Berlin fahren dürfen. „Die Schmier, und insbesondere ihr Dortmunder Pendant, war sich in den vergangenen zwei Wochen inzwischen nicht zu schade, die ersten Meldeauflagen rund um das Finalwochenende in die Wege zu leiten, z.T. Ohne dass überhaupt auch nur Stadionverbote gegen die Betroffenen laufen – unter ihnen u.a. zwei unserer Vorsänger, wobei einem von ihnen exemplarisch nicht nur zur Last gelegt wird, beim Gastspiel in München verbotenerweise ein Megaphon verwendet, sondern beim Amateurheimspiel gegen Viktoria Köln im März auch noch ein Lied gegen die Polizei angestimmt zu haben - ein untragbares Risiko für die Wahrung der öffentlichen Sicherheit in Berlin, sodass dieser schwere Eingriff nur gerechtfertigt und verhältnismäßig erscheint“, heißt es dazu in der Generalabrechnung von The Unity.


The Unity schreibt zudem von einem Polizeieinsatz, während die BVB-Ultras die Choreografie für das Heimspiel gegen Benfica in einer Turnhalle vorbereiteten. „Eingeläutet wurde das Wochenende mit einem unerwünschten Besuch der Polizei an einer Turnhalle am späten Freitag Abend, in der einige TU’ler gerade an der Benfica-Choreo werkelten. Aus dem Verdacht heraus, dass wir uns in Vorbereitung auf das anstehende Wolfsburg-Spiel in der Turnhalle verschanzen würden, stürmten etwa zwei bis drei Dutzend Behelmte die Halle. Auch hier stand die gesamte Situation kurz vor der Eskalation, die lediglich durch das ruhige Verhalten unsererseits abgewendet wurde. Die anschließenden Sperenzchen seitens der Polizei, wie z.B. die Verweigerung der Herausgabe von Dienstnummern oder die Ausschlagung eines Gesprächs mit unserem telefonisch dazu geschalteten Anwalts, bewiesen einmal mehr, dass auch in Deutschland die Auslegung rechtsstaatlicher Prinzipien durchaus biegsam ist, wenn es den nur um die Rechte von Fußballfans geht. Obwohl für jeden Laien auf Anhieb erkennbar gewesen sein musste, dass die komplette
Szenerie mit allem, außer der Vorbereitung von Straftaten zu tun hatte, ließen die Helden in Uniform nicht locker und versuchten uns zumindest wegen vermeintlichen Einbruchs in die Halle und bei nicht Erfüllung dessen wegen des Verdachts von strafrechtlich relevanten Inhalten auf unseren (vorgemalten) Hochzieh-Elementen ein Strick zu drehen“, heißt es zu diesem Vorfall von The Unity. Auf Anraten des Anwalts zeigten die BVB-Ultras anschließend die Motive der Choreografie gegenüber den Beamten, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen und Beschlagnahmungen zu verhindern.

Weitere Ärgernisse waren 300 Gebührenbescheide aus Baden-Württemberg, weil BVB-Ultras im April 2016 über den Bahnhof Bad Cannstatt zum Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart anreisten und in Gewahrsam genommen wurden, obwohl keinerlei nennenswerte Straftaten begangen worden sein sollen. Anlässlich des Auswärtsspiels beim Hamburger SV und beim Heimspiel gegen Schalke 04 sei es zudem zu Auseinandersetzungen zwischen Ultras und Polizisten gekommen. Laut Angaben von The Unity gingen die Aggressionen nicht nur von den Fans aus. Auch die Kameraüberwachung des Borsigplatzes durch die Polizei Dortmund, die in den vergangenen Tagen publik wurde, wird von den BVB-Ultras kritisiert.

Auch hätten BVB-Fans für die Aktion in der Gelsenkirchener Glückauf-Kampfbahn Strafbefehle erhalten, obwohl Polizisten vor Ort bestätigt haben sollen, dass die beteiligten BVB-Fans sich nicht strafbar gemacht hätten. Gegen die Strafbefehle wegen Hausfriedensbruch wurde Beschwerden eingelegt und die ersten Widerspruchsverfahren sollen den BVB-Fans Recht geben. Nebenbei macht The Unity öffentlich, dass ein Mitglied der Ultràgruppe einen Vergleich mit dem FC Schalke 04 abschloss und das lokale Stadionverbot für die Arena auf Schalke dadurch aufgehoben wurde. Vielleicht kommt es im kommenden Jahr somit wieder zu einem Revierderby auf Schalke mit BVB-Ultras im Gästeblock, falls weitere BVB-Ultras diesem Vorbild folgen.

Die Ultras von The Unity wollen sich von diesen zahlreichen Vorfällen, am Samstag kam ein weiterer hinzu, nicht einschüchtern lassen: „Am Ende sind es doch die Liebe zum Verein, die Zeit mit seinen Freunden und vor allem die unvergesslichen Augenblicke, die man gemeinsam erlebte und noch heute erlebt, die einen trotz allem wieder um vier Uhr in der Früh in den Bus zum Auswärtsspiel nach Augsburg steigen lassen – Dinge, die ihrer Fülle allesamt größer sind, als es auch nur ein Innenminister oder Bulle der Welt je erfassen könnte. Lasst es uns ihnen also gemeinsam mit den wenigen Mitteln beweisen, die uns noch verbleiben, statt ihnen kampflos das Feld, unser Feld, zu überlassen! Ganz egal ob in Dortmund oder anderswo. Ganz egal, ob heute oder morgen. Ultras – Gegen alle Widerstände!“ (Faszination Fankurve, 22.05.2017)

Fanfotos Borussia Dortmund




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