15.06.2020 - München

Geplante Verschärfung von Stadionverordnungen in München


Laut einer Sitzungsvorlage soll der Münchner Stadtrat die Stadionverordnungen für das Stadion am Kurt-Landauer-Weg in München-Fröttmaning sowie für das Grünwalder-Stadion in München-Giesing verschärfen. Empfehlungen hierfür kommen von der Polizei München, die Löwenfans gegen Rechts sehen Probleme.

Während die Änderungen an der Stadionverordnung für die Arena in Fröttmaning aus einer neuen Wegführung von Gästefans resultieren, die mittlerweile einen eigenen Gang vom U-Bahnhof Fröttmaning über eine neue Brücke zum Gästeblock der Arena haben, weshalb der Geltungsbereich der Stadionverordnung erweitert werden soll, ist beim Grünwalder-Stadion vorgesehen, dass jedes Heimspiel vom TSV 1860 München und dem FC Bayern München II nun als Risikospiel deklariert wird. Dadurch soll der Geltungsbereich der Stadionverordnung für das Grünwalder-Stadion bei allen Heimspielen auf das Umfeld des Stadions ausgeweitet werden.

„Oft werden Fußballspiele kurzfristig zum Risikospiel erklärt. Daher reicht die Zeit zum Spiel nicht aus, um die Begegnung als Risikospiel zu veröffentlichen. Als Beispiel kann die Begegnung TSV München von 1860 – Hallescher FC am 10.11.2018 herangezogen werden. Dieses Spiel wurde in einer ersten Einschätzung als Spiel mit mittlerem Risiko gewertet. Trotzdem kam es seitens der Gastfans zu erheblichen Störungen. Im Bereich des Stadions wurden umfangreiche polizeiliche Fantrennungsmaßnahmen durchgeführt, um ein Aufeinandertreffen beider Fanlager zu verhindern. Während der Spielphase warfen die Hallenser Anhänger mit Gegenständen, bespuckten bzw. beleidigten Ordner und Einsatzkräfte, leisteten Widerstand und griffen Polizeibeamte körperlich an. Nach dem Spiel waren polizeiliche Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Abmarsch der auswärtigen Anhänger erforderlich, nachdem diese aus der Menge heraus Flaschen in Richtung der eingesetzten Beamten geworfen hatten. Außerdem haben die Gaststätten und Örtlichkeiten im Umfeld des Stadion bei jedem Spiel Relevanz, zum Beispiel Wienerwald, Grünspitz, Lokal gegenüber dem Gästeeingang. Hier sind nicht nur bei Spielen mit hoher Gefährdungsbewertung oftmals polizeiliche Maßnahmen notwendig“, begründet die Polizei München ihr Anliegen, dass alle Heimspiel von 1860 und dem FC Bayern II zu Risikospielen erklärt werden. Die spezifische Veröffentlichung von Risikospielen vor Saisonbeginn habe sich laut Ansicht der Polizei als ungeeignet herausgestellt.

Die Löwenfans gegen Rechts kritisieren diesen Vorschlag der Münchner Polizei: „Seit fast drei Jahren trägt die erste Mannschaft unserer Löwen ihre Heimspiele wieder in Giesing aus. Dabei kam es bei der überwiegenden Anzahl der Partien weder auf Seiten der Heim- noch der Gästefans zu ernstzunehmenden Problemen. Im Gegenteil wurde das Verhalten der Fans von Anwohner*innen, Politik und selbst von der Polizei mehrmals gelobt. In erster Linie stützt sich die Argumentation des Polizeipräsidiums, die vom Kreisverwaltungsreferat unreflektiert übernommen wird, dabei auf Vorfälle beim Gastspiel des Halleschen FC am 10. November 2018, wonach sich Gästefans daneben benommen haben sollen. Die Verfolgung der vermeintlichen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten war bzw. ist aber auch ohne eine Verschärfung der Verordnung möglich, nämlich auf Grundlage der einschlägigen Gesetze wie dem Strafgesetzbuch. Für uns ist es unverständlich, dass nun ein Einzelfall zur vermeintlichen Regel gemacht werden soll und so suggeriert wird, in Giesing könne man sich an Spieltagen nicht mehr aus dem Haus trauen.“

Die Stadionverordnung soll nun statt bis zwei Stunden nach Abpfiff bis drei Stunden nach Ende der Partie gelten. Begründet wird dies von der Polizei mit einem nach dem Aufstieg in die 3. Liga gezündeten Rauchtopfs im Umfeld des Stadions am 27. Mai 2018. „Es sollte auf der Hand liegen, dass der größte Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte und die damit verbundenen Feierlichkeiten nicht alltäglich sind und daher nicht als Argument für eine Verschärfung der Verordnung dienen. Davon abgesehen können wir nicht nachvollziehen, dass ein einzelner, kontrolliert abgebrannter pyrotechnischer Gegenstand eine erhöhte Gefahr darstellt; vor allem da dies zu einem Zeitpunkt erfolgt ist, der auch bislang von der Verordnung abgedeckt war“, zeigen die Löwenfans gegen Rechts auch für diesen Änderungsvorschlag wenig Verständnis.

Weil die Polizei vermutet, dass in der Vergangenheit Pyrotechnik über den Zaun des Grünwalder-Stadions ins Innere geworfen wurde, will man nun das Durchreichen oder das Werfen von Gegenständen über die Außenumzäunung des Grünwalder-Stadions komplett verbieten. Die Löwenfans gegen Rechts befürchten nun, dass 1860-Anhänger kriminalisiert werden, die zu spät kommen und ihre Eintrittskarte durch den Zaun gereicht bekommen. (Faszination Fankurve, 15.06.2020)






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