19.05.2013 - Borussia Dortmund

„Haben das Gefühl, Vorschläge einbringen zu können“


Im zweiten Teil des Interviews mit den JUBOS DORTMUND gibt die Gruppe Einblicke zum Verhältnis mit dem Verein und schildert ihre Sichtweise zum Papier „Sicheres Stadionerlebnis“. Des Weiteren kommen die Themen Ticketpreisentwicklung sowie die Verteilung der Eintrittskarten zur Sprache.

Faszination Fankurve: Wie gestaltet sich der Austausch mit dem Verein, ist Eure Meinung bei den Vereinsoffiziellen gefragt?
JUBOS DORTMUND: Rückblickend erfuhr das Verhältnis rund um das Sicherheitskonzept sicherlich einen kleinen Rückschritt. Zwar verhielt man sich wie sich herausstellte wie mit uns Fans abgesprochen und lehnte sogar strittige Punkte bei der Vollversammlung ab, dennoch waren im Vorfeld manche Aussagen insbesondere unseres Präsidenten in seiner Doppelfunktion als DFL-Präsident mehr als ärgerlich. Aus unserer Sicht ist es kaum möglich, als Präsident die Interessen der BVB-Fans mit denen der DFL zu vereinen. Ansonsten wollen wir, ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, nicht verschweigen, dass es immer mal zu unterschiedlichen Auffassungen in einzelnen Punkten kommt. Insgesamt können wir uns aber auch im Vergleich zur Situation bei manch anderen Vereinen sicherlich nicht beschweren. Ein regelmäßiger Austausch unserer Gruppen mit Vereinsoffiziellen findet statt, bei denen man sich offen unterhalten kann und meist das Gefühl hat, ernst genommen zu werden. Sicherlich ärgert man sich immer mal über die eine oder andere Aussage in der Öffentlichkeit oder manche Maßnahmen beispielsweise im Marketing oder Ticketing, insgesamt haben wir aber das Gefühl, auch sinnvolle Vorschläge einbringen und voranbringen zu können.

Faszination Fankurve: Inwieweit seid Ihr mit der Entwicklung der Dortmunder Fanszene zufrieden, welche Ziele habt Ihr konkret für die Zukunft und wie seht Ihr die Entwicklung in Deutschland, auch im Hinblick auf das verabschiedete Sicherheitspapier?
JUBOS DORTMUND: Zuerst sind unsere Augen auf unsere Gruppe gerichtet: Auch wenn es bei uns noch einiges zu verbessern gibt, sind wir mit der stetigen Entwicklung unserer Gruppe zufrieden. Die Entwicklung anderer Gruppen möchten wir nicht bewerten, erst recht nicht im Internet! Für die Zukunft ist uns weiterhin enorm wichtig, für faire Eintrittspreise und gegen Materialverbote zu kämpfen. Das verabschiedete Sicherheitspapier öffnet den Vereinen, Verbänden und den Cops einige Türen, wie aufgestellte Zelte für Voll- und Ganzkörperkontrollen. Hierdurch werden Kommunikation, Kooperation und Solidarität innerhalb der Szene erheblich wichtiger!

Faszination Fankurve: Am 33. Spieltag kam es zu verschiedenen Protestaktionen rund um das Bündnis „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“. Von Dortmunder Seite wurde der Gästeblock in Wolfsburg erst nach 20 Minuten betreten. Welche Hintergründe hatte diese Aktion, wie seht Ihr die Preisentwicklung allgemein und wie zufrieden seid Ihr als Unterstützer der Kampagne?
JUBOS DORTMUND: Wie schon bei einigen anderen Auswärtsspielen der Rückrunde wurden auch in Wolfsburg fast schon unverschämte Topzuschläge erhoben. Topzuschläge bei einem Spiel, das ohne arrogant sein zu wollen, sicherlich nicht zu den größten Highlights der Saison gezählt werden kann. Anders als bei Spielen in Stuttgart, Fürth oder Gladbach, wo wir beispielsweise durch geworfene Schokotaler auf die Preise aufmerksam machen wollten, entschied man sich im Rahmen der Kampagne in Wolfsburg für einen Boykott in den ersten 20 Minuten. Aufgrund der Beteiligung aller Borussen vor Ort und der anschließenden medialen Aufmerksamkeit kann man von der Protestaktion in Wolfsburg sicherlich von einem Erfolg sprechen. Natürlich ist es letztlich immer ein schmaler Grad, da man die überteuerten Karten trotzdem abgenommen hatte und in diesem Falle Wolfsburg nicht auf seinen Karten sitzen blieb. Dies ist, so muss man leider sagen, bei der aktuellen Nachfrage in Dortmund aber auch nur schwer möglich. So aber konnte man neben dem Ausrufezeichen für die Öffentlichkeit vor Ort erneut Aufklärungsarbeit bei vielen Fans leisten. Auch andere Szenen versuchten an diesem Wochenende die Fehlentwicklungen von erhobenen Topzuschlägen oder Kooperationen mit Ticketbörsen durch Spruchbänder zu kritisieren und vor Ort Aufklärungsarbeit zu leisten. Wenn mancherorts 70 Euro oder sogar 90 Euro für einen Sitzplatz im Gästeblock verlangt werden und dabei von fairen Eintrittspreisen in der Bundesliga gesprochen wird, die Familien oder Schülern den Stadionbesuch ermöglichen sollen, ist dies fernab der Realität. Die Fehlentwicklungen in der Bundesliga und immer neue Zusammenarbeiten mit Abzockerbörsen wie „Vianogo“ sind sehr ärgerlich. Dass bei uns in Dortmund nach einigen Gesprächen in den letzten Jahren nun neben dem Wegfall für Topzuschläge von Gast-Stehplätze auch für die Sitzplätze keine Zuschläge mehr erhoben werden, war selbst für uns fast ein wenig überraschend. Neben ersten Erfolgen in Gelsenkirchen (kein Topzuschlag auf Gäste-Stehplätze) oder in Berlin, geben solche Momente Mut für die Zukunft, die Preisentwicklung doch noch aufhalten zu können. Auch ist es erfreulich, dass sich allmählich weitere Fangruppen anschließen und in der Kampagne mitwirken wollen. Insofern muss man ein Fazit mit gemischten Gefühlen ziehen, denn es sind sicherlich nur kleine und oftmals nicht ganz zufriedenstellende Schritte, andererseits lässt sich mit viel Mühe an der einen oder anderen Stelle wirklich etwas in die richtige Richtung bewegen.

Faszination Fankurve: In der laufenden Saison kam es vermehrt zu Schwierigkeiten bei der Verteilung von Eintrittskarten. Seid Ihr als Gruppe ebenfalls von dieser Problematik betroffen und wie ist Eure Meinung dazu?
JUBOS DORTMUND: Die von euch angesprochenen Probleme waren wirklich sehr ärgerlich und eigentlich auch unnötig, da beispielsweise bei einem freien Vorverkauf gegen Real Madrid absehbar war, zu welchen Problemen dies führen könnte. Viele ehrliche Fans hatten hierbei das Nachsehen und es kam zu Auseinandersetzungen an Vorverkaufsstellen, was man durch reine Mitgliederverkäufe hätte vermeiden können. Seit längerem ist in Dortmund leider festzustellen, dass eine regelrechte Ticket-Mafia versucht, Geld mit Karten unseres Vereins zu machen. In der aktuellen Situation finden sie dabei auch genug Leute, die bereit sind jeden Preis zu zahlen und diese kriminelle Entwicklung dadurch noch befeuern. Wie man dies genau eindämmen kann, ist sicherlich schwierig. Ein erster wichtiger Schritt wäre, bei derartigen Spielen nur Mitgliedern Kartenkäufe zu ermöglichen. Diese Einsicht scheint auch im Verein eingekehrt zu sein. Auch in Dortmund gibt es somit im Ticketing noch Optimierungsbedarf, doch kann man an manchen Stellen durchaus zuversichtlich sein, dass einige Vorschläge Gehör finden werden.

Zum ersten Teil des Interviews gelangen Sie hier.

Fanfotos Borussia Dortmund




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