12.07.2017 - DFB

Helfen DFB-Strafen Fan-Privilegien zu erhalten?


Der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts, Hans Eberhard Lorenz, hat der Zeitung „Die Welt“ ein Interview gegeben und darin erklärt, warum der DFB am Strafensystem wegen „Fanfehlverhalten“ festhalten wird. Die Strafen würden sogar dazu beitragen, dass Fans ihre Privilegien behalten.

„Jedes Urteil, das wir gegen einen Verein fällen, ist ein Beitrag zur Beibehaltung der Privilegien von Fans und Fanklubs“, erklärt Lorenz der Zeitung und begründet diese Aussage damit, dass die Politik in Deutschland reagieren würde, falls der DFB Fanfehlverhalten nicht sanktionieren würde. Ohne DFB-Strafen würde die Vereine weniger Druck auf ihre Fanszenen ausüben, was wiederum zu schlimmeren Vorfällen führen würde, meint Lorenz. Darauf würde die Politik reagieren und somit Fanprivilegien streichen, so die Argumentation. Kurzum: Ohne DFB-Strafen wären die Stehplätze in deutschen Stadien möglicherweise schon abgeschafft, so der Tenor in dem Interview.

In der vergangenen Saison zahlten die deutschen Profivereine laut einer Berechnung von Faszination Fankurve 1.826.900 Euro an Strafgeldern. Lorenz sieht in der vergangenen Saison nur einen leichten Anstieg der Strafzahlungen, was die Zahlen von Faszination Fankurve bestätigten. In der Saison 2015/2016 zahlten die Vereine 1.733.350 Euro.

Gewalttätigen Ausschreitungen haben laut Lorenz in der vergangenen Saison keine große Rolle gespielt. Der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts erkennt an, dass es aktuell fast unmöglich sei, Pyroshows in Stadien zu 100 Prozent zu verhindern. Dies hat der DFB zuletzt beim Pokalfinale gemerkt, als die Kontrollen von Verbandsseite so intensiv wie noch nie durchgeführt worden sein sollen, dennoch beide Fanlager zündeten.

Lorenz begrüßt in dem Interview, dass Vereine nach erfolgter DFB-Strafe versuchen die verursachenden Fans in Regress zu nehmen, ein Thema, beim dem der 1. FC Köln aktuell versucht für Rechtssicherheit zu sorgen.

Beim DFB will man zudem beobachtet haben, dass die eigenen Strafen Auswirkungen auf das Verhalten der Fans haben. Nach der Aussprache von Bewährungsstrafen würden die Fanszenen sich meist erst Mal zurückhalten.

Die detaillierte Strafe gegen Dynamo Dresden, vor allem wegen der Vorfälle in Karlsruhe, sieht Lorenz als Beispiel für die Weiterentwicklung der Verbandsstrafen. Der DFB frage die Vereine, was nach Vorfällen unternommen wurde. Hier gezogene Konsequenzen sollen sich laut DFB strafmildernd auswirken. Antworten auf die Frage, was die Vereine in Zukunft unternehmen wollen, um sanktionsfähige Vorfälle zu verhindern, finden sich demnach regelmäßig als Auflagen in den Urteilen wieder, wie das Beispiel Dynamo Dresden zuletzt zeigte. Die Entwicklung in Dresden, vor allem bei Heimspielen, wird von Lorenz in dem Interview explizit gelobt.

Wenig Verständnis zeigt der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts für die von den Ultras Dynamo initiierten „Krieg dem DFB“ Aktionen. Kriegsvokabular findet Lorenz nicht akzeptabel, um seine eigene Sicherheit mache er sich aber dennoch keine Sorgen. (Faszination Fankurve, 12.07.2017)






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