02.03.2020 - TSG Hoffenheim

Hoffenheim-Fans wurden aufgefordert, ihr Plakat zu entfenen


Über die beleidigenden Spruchbänder, die FC Bayern München-Fans am Samstag in Sinsheim zeigten, ist schon viel geschrieben worden. Doch auch Anhänger der TSG Hoffenheim wurden vom Hoffenheimer Stadionsprecher aufgefordert, ein Spruchband sofort zu entfernen, obwohl darauf keinerlei Beleidigung geschrieben stand.


Die 2007 gegründete Hoffenheimer Fangruppe Young Boyz reagierte am Samstag auf die im Gästeblock gezeigten Plakate mit einem „Hopp im Fadenkreuz fixiert, den eigenen Kommerz ignoriert“-Spruchband, das in der Südkurve der Rhein-Neckar-Arena hochgehalten wurde. Die Young Boyz wollten die Ultras anderer Vereine damit darauf hinweisen, sich auch mit den Sponsoren und Geldgebern ihres Vereins kritisch zu beschäftigen, was die Fanszene des FC Bayern zuletzt übrigens im Fall von Katar mehrfach machte (Faszination Fankurve berichtete).


Der Stadionsprecher der TSG Hoffenheim forderte am Samstag über die Stadionlautsprecher auch die TSG-Fans auf, ihr Spruchband schnell einzupacken. Die Young Boyz haben deswegen die Unterstützung der eigenen Mannschaft eingestellt und das Stadion verlassen: „Unser Spruchband war unmissverständlich und hatte in keiner Form etwas mit einer Beleidigung oder gar Morddrohung gegen Dietmar Hopp gemein. Mike Diehl forderte uns, die Südkurve, die eigenen Fans, daraufhin auf, sofort unser Transparent zu entfernen. Aber warum? Nachdem wir als erste Reaktion unseren Unmut über diese Aufforderung kundtaten, entschloss sich die aktive Fanszene umgehend dazu den Support einzustellen und den Block zu verlassen. Wir reisen als Gruppe, wie auch viele andere, Woche für Woche unserem Verein hunderte Kilometer hinterher und bekommen den Hass gegen Hoffenheim oft genug auf unangenehme Art und Weise zu spüren. Wir stecken viel Zeit in die Arbeit rund um die Südkurve und den Verein und trotz all dem wird uns mal schnell zugetraut sich an den Anfeindungen gegen Dietmar Hopp zu beteiligen? Einen derartigen Vertrauensbruch von Verein und Stadionsprecher hätten wir in keinster Weise erwartet“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Gruppe.


In anderen Stadien sorgten nicht beleidigende Plakate am vergangenen Wochenende sogar für Spielunterbrechungen. So zeigten die Kohorte Ultras aus Duisburg in Meppen ein Plakat, auf dem „Hat der Dietmar genug Kohle - wird zu seinem Schutz und Wohle - von Leuten, deren Wort nichts wert - Mal wieder jemand ausgesperrt“ geschrieben stand. Dieses Spruchband soll sogar angemeldet und genehmigt gewesen sein. In Berlin wurde das Bundesliga-Heimspiel von Union gegen den VfL Wolfsburg erstmals unterbrochen, als auf der Waldseite ein Spruchband präsentiert wurde, auf dem „2017 Kollektivstrafen abgeschafft, nun Hopp hofiert und zwei Schritte zurück gemacht!“ geschrieben stand. TSG-Mäzen Hopp wurde dabei nicht beleidigt, jedoch noch ein Gruß an den DFB geschickt.


In Sinsheim soll sich der Stadionsprecher übrigens entschuldigt haben. Doch die Young Boyz sind trotzdem sauer: „Das ändert für uns jedoch rein gar nichts an dieser Situation. Warum darf sich ein Stadionsprecher so etwas erlauben? Durch diese Aktion wurden wir und vor allem die Südkurve öffentlich denunziert und ohne große Überlegungen vorschnell verurteilt. Solch ein Verhalten seitens des Vereins und in Person von Mike Diehl ist neu und darf auf keinen Fall toleriert werden!“

Die Fälle in Sinsheim, Berlin und Meppen zeigen, wie problematisch es werden kann, wenn Schiedsrichter beurteilen sollen, ob ein Spiel wegen eines Plakat in den Fankurven unterbrochen werden soll oder nicht. Bei nicht wenigen Spielen wird eine Vielzahl von Spruchbändern hochgehalten. Müssen sich Schiedsrichter in Zukunft genau auf die Wortwahl dieser Plakate konzentrieren, statt das Geschehen auf dem Rasen zu verfolgen? Das vergangenen Wochenende hat jedenfalls mehr Fragen offen gelassen, als beantwortet. (Faszination Fankurve, 02.03.2020)

Fanfotos TSG Hoffenheim




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