„In der Fanszene herrschte Fassungslosigkeit“

Nachdem die Spieler von Mainz 05 beim Auswärtsspiel in Sinsheim nicht in den Gästeblock kamen, um sich bei den mitgereisten Fans zu bedanken, gilt das Verhältnis zwischen Mannschaft und aktiver Fanszene als belastet. Vor dem heutigen Heimspiel gegen Wolfsburg meldet sich nun der Q-Block zum Thema zu Wort.

Auch die zuvor schlechte Leistung der Mainz 05-Spieler beim Pokalspiel in Frankfurt und ein fast komplettes Jahr ohne Auswärtssieg sorgten für zusätzliche Anspannung: „Die herbe Enttäuschung in Frankfurt als der gesamte Verein das Pokalspiel zum großen Wendepunkt hochstilisiert hatte. Von unserer Seite hatten wir alles in die Wege geleitet, gemeinsam und in Abstimmung mit Mainz 05 Mitarbeitern unter dem Fastnachtsmotto einen optisch und akustisch runden Gesamtauftritt ausgetüftelt. Die Ankündigungen der Mannschaft ließen ein echtes Highlight erwarten, aber selten lagen der selbst formulierte Anspruch und die Realität so weit auseinander wie an diesem Tag. Zurecht erntete die Mannschaft für diesen lächerlichen Auftritt nach dem Spiel deutliche Worte am Zaun. Obwohl uns diese Darbietung schwer im Magen lag, machten sich nur wenige Tage später über 1000 Fans auf nach Hoffenheim. Unser Support war an dem Tag bewusst mehr auf Fastnacht und Spontanität ausgerichtet und nachdem das Spiel erneut weniger gut für uns lief, flüchtete sich der Großteil des Gästeblocks in Selbstironie und Nostalgie. Scheinbar stieß dies einigen Verantwortlichen bitter auf, im Nachgang war davon zu lesen, die Mannschaft wäre verhöhnt und verspottet worden. Deshalb entschied man sich nach dem Spiel nicht in die Kurve zu gehen und die mitgereisten Fans links liegen zu lassen. Mit einem offenen Brief am nächsten Tag rechtfertigten Schröder und Co. ihr Verhalten und baten gleichzeitig um Unterstützung. In der Fanszene herrschte Fassungslosigkeit über dieses dummdreiste Verhalten. Kein Funken selbstkritischer Reflexion, völlige Ignoranz gegenüber den Eigenarten und der Identität dieses Vereins, sondern stattdessen die Absicht die eigenen Fans zu einem genehmen Verhalten zu erziehen“ , heißt es dazu in der heutigen Stellungnahme des Q-Blocks.

Zum Auswärtsspiel bei Hertha BSC reisten am vergangenen Freitag dennoch etwa 1.000 Mainzer Fans, die ein „Verarscht ihr uns - Verarschen wir euch“-Spruchband im Gepäck hatten und damit auf die Situation beim Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim anspielten. In Berlin holte Mainz 05 den ersten Auswärtssieg seit fast einem kompletten Jahr. Im Gästeblock wurde vor allem für den Verein und nicht für die Spieler gesungen und die „Nur für das Trikot“-Fahne gezeigt. Nach Abpiff hatte sich die Mainzer Fanszene eigentlich vorgenommen, den Gästeblock zu verlassen, ohne sich von der Mannschaft zu verabschieden und so den Spieß nach dem Hoffenheim-Spiel herum zudrehen.

„Was in Hoffenheim passiert ist, war letztlich der Gipfel einer Entwicklung mangelnder Wertschätzung gegenüber den eigenen Fans. Das betrifft nicht nur die Mannschaft, sondern den gesamten Verein und ist daher eben nicht durch einen Auswärtssieg gerade zu rücken. Spätestens wenn 3 Spiele verloren sind, geht es dann nämlich wieder von vorne los. Für einen längerfristigen und tiefgreifenden Schulterschluss bedarf es mehr. Es kann nicht sein, dass die Fans immer nur dann wichtig und ernst genommen werden, wenn der Verein knietief in der Scheiße steckt. Wenn man Zusammenhalt schaffen möchte, bedarf es nachhaltig eines respektvollen und ehrlichen Umgangs miteinander. Gespräche, rein um der Gespräche willen sind dafür keine ausreichende Basis. Vielmehr ist es zunächst notwendig die Fehler im Umgang mit den Fans offen einzugestehen und nicht darauf zu hoffen, dass sportlicher Erfolg die Probleme kittet…die Verantwortlichen bei Mainz 05 sind am Zug“, stellt der Q-Block dazu vor dem heutigen Heimspiel klar. Zum Ende der vergangenen Saison sorgte die Mainzer Fanszene noch mit der „100% für die Erste Liga“-Kampagne für einen großes Zusammenhalt im Abstiegskampf, der letztlich auch gewonnen werden konnte. Ob dies auch in dieser Saison so sein wird, bleibt abzuwarten. (Faszination Fankurve, 23.02.2018)