10.10.2010 - Fandemo 2010

Kommentar zur Fandemonstration in Berlin


Mehrere Tausend Teilnehmer aus der Mehrzahl der deutschen Fanszenen sind am Samstag in Berlin auf die Straße gegangen, um für den Erhalt der Fankultur zu demonstrieren. Die Veranstalter können die bundesweite Fandemo in der Hauptstadt als Erfolg werten.

Allein die schiere Masse hat bewiesen, dass Fußballfans hierzulande ernstzunehmende Ansprechpartner sein sollten, deren Interessen gehört und berücksichtigt werden. Selbst wenn der Fan, wie viele Stadiongänger gebetsmühlenartig betonen, von Verbänden, Vereinen oder Liga tatsächlich nur als Kunde betrachtet wird, muss den verantwortlichen Stellen klar sein, dass genau dieser gemeinhin als König gilt. Natürlich lässt sich die aktive Fußballfanszene nicht mit den Besuchern einer Supermarktkette auf eine Ebene stellen, trägt sie doch zum Erlebnis des Stadionbesuchs einen nicht zu unterschätzenden Teil bei. Welcher Verein rühmt sich nicht gerne mit gelungenen Choreografien und einer besonderen Atmosphäre im vollen Stadion?

Gerne führen Fans genau diese Argumente ins Feld, wenn sie Werbung in eigener Sache machen. Im Vorfeld der Demo in Berlin haben einige Gruppen jedoch auch Stellungnahmen abgegeben, die ein anderes Bild des Ist- Zustands der deutschen Fankultur zeichnen. Deutlich äußerten sich Anhänger aus Mönchengladbach und Dortmund mit dem Grundtenor, dass die Fanszenen an den negativen Entwicklungen in und um die Stadien nicht unbeteiligt seien. Von einer „Spirale der Gewalt“ war die Rede, der oft gerufene Schlachtruf „Fußballfans sind keine Verbrecher“ als lachhaft bezeichnet. Die Fanbeauftragten der deutschen Lizenzvereine machten schon vor Monaten in einem offenen Brief auf derartige Fehlentwicklungen aufmerksam. Vor allem ein Teil der heterogenen, deutschen Ultraszene muss sich auf die positiven Werte der Fankultur besinnen und daran arbeiten, dass Ultra hierzulande nicht zu einer modernen Spielart des Hooliganismus verkommt.

Letztendlich scheint ein ernstgemeinter Dialog zwischen verantwortlichen Stellen auf der einen und Fußballfans auf der anderen der einzige gangbare Weg. Dabei darf auf keinen Fall vergessen werden, die Polizei einzubeziehen. Für viele Fans momentan das Feindbild Nummer 1. Angesichts der stark variierenden Positionen und Ansprüche kein einfacher Weg. (Faszination Fankurve, 10.10.2010)

Fanfotos Fandemo 2010




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