10.10.2018 - 1. FSV Mainz 05

Kritik an gestrigen Hausdurchsuchungen bei Mainz 05-Fans


In Mainz kam es gestern zu Hausdurchsuchungen. Hintergrund der Durchsuchungen sollen die Vorfälle am 12. Mai 2018 am Mainzer Bruchwegstadion gewesen sein. Dort sollen Ultras von Mainz 05 einen Bus von Kickers Offenbach-Fans angegangen haben.

Die Kickers Offenbach waren an dem Tag im Mainzer Bruchwegstadion bei Schott Mainz zu Gast. Die Offenbacher Fanszene rief vorab zu einem Treffpunkt hinter dem Gästeblock des Bruchwegstadions aus. Auch Fanszene von Mainz 05 trifft sich vor Heimspielen im Stadion am Europakreisel vorab am Stadion am Bruchweg, so auch an besagtem Samstag. Als ein Fanbus aus Offenbach am Spieltag vorm Bruchwegstadion vorfuhr, soll es laut Polizeiangaben zu einem Angriff auf den OFC-Fanbus gekommen sein. Die Polizei sprach von 130 beteiligten Personen (Faszination Fankurve berichtete). Im Nachgang der gestrigen Hausdurchsuchungen nahm die Mainzer Fanhilfe heute ausführlich Stellung zu den Vorfällen (gestern gab es eine kurze Stellungnahme der Mainzer Fanhilfe, die jedoch wieder entfernt wurde) und erklärte zu den Vorfällen am Spieltag: „Am Spieltag selbst versammelten sich die Mainzer Fans nun, wie gewohnt, an ihrem angestammten Treffpunkt. Dort war zu beobachten, dass ungewöhnlich viele Beamte der Polizei präsent waren. Insbesondere hatte die Einsatzleitung mehrere Verstärkungseinheiten am SWR platziert. Anstatt jedoch einen Bus mit Offenbacher Fans bei der Anreise in Empfang zu nehmen und entsprechend über den SWR zum Gästebereich des Bruchwegstadions zu leiten, wo er keinerlei Mainzer Fans begegnet wäre, ließ die Polizei den Bus aus der anderen Richtung kommen und mitten durch den Mainzer Treffpunkt fahren. Dort wurde er, den Ausführungen im anschließenden Pressebericht der Polizei zu Folge, 'massiv attackiert'. Aus den Durchsuchungsbeschlüssen ergeben sich nun als konkrete Tatvorwürfe jedoch lediglich geworfene Plastikflaschen sowie Schläge gegen den Bus. Dieser fuhr letztlich, ohne dass die vor Ort weilenden Beamten in irgendeiner Form eingriffen, zügig und ohne einen Schaden genommen zu haben weiter, bis er innerhalb des Polizeikessels am Gästeeingang ankam. Die Mainzer Fans begaben sich danach in einem normalen Gehtempo auf ihren gewöhnlichen Marsch über das Universitätsgelände zum neuen Stadion. Erst auf Höhe der Fachhochschule, also mehrere Kilometer vom Bruchwegstadion entfernt und eine knappe halbe Stunde nach den dortigen Geschehnissen, wurde der Mainzer Fanmarsch in Sichtweite des neuen Stadions gestoppt und unter dem Vorwurf des Landfriedensbruchs einer Personalienkontrolle unterzogen, die problemlos vonstattenging und rechtzeitig vor Anpfiff der folgenden Bundesligapartie beendet war. Der erwähnte Pressebericht wurde noch während dieser Maßnahme veröffentlicht.“

Laut Angaben der Mainzer Fanhilfe hätte die Polizei die Vorfälle am Bruchwegstadion, bei denen kein Sach- und kein Personenschaden entstanden sein soll, problemlos verhindert könne: „Zusammengefasst hat die Polizei im Vorfeld des 12. Mais auf die Möglichkeit einer Eskalation zwischen Mainzer und Offenbacher Anhängern hingewiesen, ohne ein Aufeinandertreffen der beiden Fangruppen von vorne herein zu unterbinden. Am Spieltag selbst hat sie dafür gesorgt, dass es zur angekündigten 'Eskalation' auch kommt, indem sie ein Aufeinandertreffen der Parteien in die Wege leitet und ihm tatenlos zuschaut. Selbst den letztendlich völlig folgenlosen Verlauf dieses Aufeinandertreffens – es kam erwiesenermaßen weder zu Personen- noch zu Sachschäden – hat sie im Nachgang noch so reißerisch wie möglich aufgebauscht. Dadurch schafft sie ein öffentliches Interesse, aus dem sie letztendlich die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen selbst begründet“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Fanhilfe.

Wegen dieser Vorfälle kam es gestern zu Hausdurchsuchungen, wie die Mainzer Fanhilfe öffentlich machte. Die Mainzer Fanhilfe kritisiert dabei u.a., dass nicht nur Wohnungen durchsucht wurden, sondern in einem Fall auch der Arbeitgeber eines betroffenen Fans aufgesucht wurde. „Mehrere Fans sahen sich gestern anlässlich des beschriebenen Sachverhaltes mit Hausdurchsuchungen konfrontiert, einer wurde gar auf seiner Arbeitsstelle aufgesucht. Wir als Fanhilfe sind empört angesichts dieses Vorgehens der Polizei und werten die Maßnahmen als Affront gegen die gesamte Anhängerschaft von Mainz 05“, so die Mainzer Fanhilfe weiter. Beschlagnahmt wurden vor allem Computer, Festplatten, USB-Sticks und Smartphones, weshalb die Fanhilfe glaubt, dass es primär darum ging, „ein Ausforschen der organisierten Fanstrukturen und einer Schwächung der faninternen Kommunikation“ zu erreichen. Die Fans von Mainz 05 werden zur Solidarität mit den betroffenen Fans aufgerufen. (Faszination Fankurve, 10.10.2018)

Hier geht es zur gesamten Stellungnahme der Mainzer Fanhilfe.

Fanfotos 1. FSV Mainz 05




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