12.05.2017 - VfL Bochum

„Kritischen Fragen etwas ausgewichen“


​Der VfL Bochum lud am 02. Mai 2017 in den Ruhrcongress ein, um die eigenen Mitglieder über die geplanten Ausgliederungspläne zu informieren. 600 Mitglieder erschienen und die Initiative „echtVfL“, die sich gegen die Ausgliederung ausspricht, zieht nun eine Fazit zu der Veranstaltung.

„Die erste Infoveranstaltung lief genau so, wie wir dies im Vorlauf erwartet hatten. Wilken Engelbracht, der mit seiner Rhetorik und seinem Präsentationsgeschick bereits in der Vergangenheit bei diversen Veranstaltungen zu überzeugen wusste, zog nach kurzen einleitenden Worten des Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Peter Villis die Aufmerksamkeit der im Saal Anwesenden gut 90 Minuten auf sich, brach die Pläne und Motive des Vorstands auf ein allgemein verständliches Niveau herunter und lockerte die Veranstaltung stets durch kleine, den Nerv der Zuhörer treffende Gags auf und gewann so erneut Sympathiepunkte. Engelbracht gelang es ebenso an bestimmten Stellen, die Mitglieder emotional ins Boot zu holen, z.B. indem er die Bundesliga in Aussicht stellte, über Derbys sprach, oder aber auch auf die Folgen eines Abstiegs hinwies und die damit verbundenen Gefahren für den Verein, die Mitarbeiter und ihre Familien. Abschließend versuchte Engelbracht, mit Verweis darauf, dass die Chancen die Risiken überwiegen würden, die VfL-Mitglieder zu emotionalisieren, bat um die Unterstützung der Pläne und warb für Vertrauen in die Handlungsträger in der kommenden Zeit. Auf die Präsentation folgte eine offene Fragerunde, um den Anwesenden die Gelegenheit zu geben, die vorgestellten Pläne kritisch zu würdigen. Unterstützung bei der Beantwortung der Fragen der Mitglieder erhielt Finanzvorstand Wilken Engelbracht dabei von seinem Vorstandskollegen Christian Hochstätter, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Peter Villis, Aufsichtsratsmitglied Dr. Andreas Eickhoff und zwei Beratern von KPMG, einem führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen. Bohrende Fragen blieben in diesem Kontext logischerweise aus, da für einen Großteil der Mitglieder die Informationen neu waren, sodass für viele eine Vertiefung des Verständnisses im Vordergrund stand, anstelle einer vorwiegend kritischen Würdigung. Im Vorfeld hatte 'echt VfL' einen kleinen Fragenkatalog erstellt und im Saal verteilt, nicht etwa um Mitgliedern Fragen in den Mund zu legen, sondern vielmehr um einen Leitfaden zu bieten, ob der VfL wichtige Problembereiche thematisiert, aber auch einfach, um die Mitglieder im Vorfeld zu motivieren, das Angebot der offenen Fragerunde wahrzunehmen und Beispiele für eventuell interessante Nachfragen zu liefern. Den dann gestellten Fragen widmete sich das Podium weitgehend ruhig und sachlich und bemühte sich angemessene und Bedenken nehmende Antworten auf jede Frage zu finden. Dies gelang unserer Ansicht nach jedoch nicht immer. Mehrmals hatte man den Eindruck, als würde kritischen Fragen etwas ausgewichen und an sensiblen Punkten mit kleinen Gags überspielt. Ebenso hatte man den Eindruck, dass viele Fragesteller eher unbefriedigt vom Mikrofon abtraten, da sie eine wechselseitige Diskussion vor den versammelten Mitgliedern scheuten. Um eine solche offene Diskussion zu erzeugen, wurde von einem Mitglied auch der Wunsch geäußert, sich auf einer eventuell noch geplanten dritten Infoveranstaltung im August, Kritikern im Rahmen einer Podiumsdiskussion zu stellen. Dies wurde jedoch vorerst von Wilken Engelbracht abgelehnt, da dieser eine Auseinandersetzung eher im kleinen Rahmen, denn in der Öffentlichkeit zu präferieren scheint. Insgesamt bot der Abend aus unserer Sicht wenig Neues und schon gar keinen Anlass, um die Pläne des Vorstands weniger kritisch zu begleiten als in den letzten Wochen. Der in den ersten Wochen, seit die Kampagne den Weg in die Öffentlichkeit gesucht hat, häufig geäußerte Vorwurf, dass man sich ohne den Verein angehört zu haben, eine Meinung gebildet hat, ist nicht mehr länger haltbar, da sich die vorgestellten Pläne nur marginal von den Ausführungen des Vorstands gegenüber einigen Mitgliedern aus dem Januar/Februar unterscheiden, als der Vorstand mit einigen Mitgliedern das Gespräch gesucht hatte, welches dann auch die Basis für die Darstellungen auf unserer Seite www.echtvfl.de war. Inhaltlich ergänzte Engelbracht seine Ausführungen lediglich um einige wenige Komponenten. So wurde z.B. ein weiterer Grund für die Ausgliederung genannt, nämlich die Möglichkeit zur Bildung von finanziellen Rücklagen, die zukünftigen Mitgliederrechte wurden etwas konkretisiert und die Leitlinien bei der Auswahl eines Investors, sowie mögliche Bedingungen bei Gesellschafterverträgen scheinen nun etwas genauer umrissen worden zu sein. Ebenso wurden die Mitglieder in das Szenario eingeweiht, wenn die 50+1 Regel fällt und erhielten eine konkrete Angabe zum angestrebten Umfang des Anteilsverkaufs (20-30 %). Außerdem wurde der genaue Ablauf des Prozederes bis zur eventuellen schlussendlichen Ausgliederung im Herbst beschrieben. Ein konkretes Angebot eines Investors ist bis zur Abstimmung nicht mehr zu erwarten, auch eine neue Satzung wird erst kurz vor der Abstimmung einlesbar sein. Unterm Strich ist bei uns der Eindruck entstanden, dass man wirklich sensible Fragen oder Bedenken bis zur Abstimmung nicht mehr wirklich ausräumen können wird, da an allen sensiblen Punkte darauf verwiesen und die Botschaft vermittelt wurde, dass man das Risiko eines Investoreneinstiegs wagen und den handelnden Personen einfach Vertrauen schenken solle. Dies mag vielen in Anbetracht der erfolgreichen Arbeit der letzten Jahre äußerst einfach fallen, es bleibt jedoch dabei, dass uns der Vorstand und auch der Aufsichtsrat nicht für alle Ewigkeit erhalten bleiben werden und reines Vertrauen kaum die Grundlage sein kann, wenn man Gewissheit erlangen will, vor Gefahren gefeit zu sein. Im Nachgang der Veranstaltung konnten wir auf verschiedenen Portalen im Internet, sowie in persönlichen Gesprächen feststellen, dass bei vielen Mitgliedern der Prozess der Entscheidungsfindung nun abgeschlossen zu sein scheint. Eine einfache Präsentation mit 37 Folien, ein paar Gags, vage Prognosen und das Ausstrahlen von Zuversicht haben also dafür gesorgt, dass einige Mitglieder nun verschärft auf die Ausgliederung drängen und der festen Überzeugung sind, dass alle Bedenken nun ausgeräumt sein müssten. So funktioniert eine kritische Würdigung dieses Prozesses allerdings nicht. Der VfL Bochum hat eine derart große Bedeutung, dass es absolut fahrlässig wäre, bei allen relevanten Einschätzungen, Prognosen und Aussichten wenigen Personen zu folgen und Bedenken zu ignorieren, da man den Handlungsträgern ja vertraut. Aus diesem Grund haben wir jetzt die Eindrücke der Veranstaltung einige Tage sacken lassen, und bitten Euch, Euch den für uns verbliebenen oder neu entstandenen Kritikpunkten zu widmen, die für uns nach dem fairen und relativ konstruktiven Austausch im Rahmen der Veranstaltung zentral erscheinen. Wir hoffen, dass Ihr den Prozess der kritischen Würdigung nicht ernsthaft schon an diesem Punkt beendet, da selbst Wilken Engelbracht im Rahmen der Veranstaltung den Mythos, dass eine Ausgliederung alternativlos ist, auch als solchen deklariert hat, es sich also lohnt, nicht vorschnell in eine Richtung zu tendieren und alle Möglichkeiten und Argumente weiter zu durchdenken. Auch sollte man sich bei den Überlegungen nicht von den aktuell handelnden Personen beeinflussen lassen. Auch nicht, wenn sie wie Hans-Peter Villis bedeutungsschwanger darauf verweisen, dass man im Falle eines Nein-Votums schon hinterfragen müsste, ob das Vertrauen noch gegeben ist. Wir treffen eine Grundsatzentscheidung für unseren Verein und dürfen uns dabei nicht von Mythen, vagen Prognosen, Ängsten oder unrealistischen Hoffnungen leiten lassen“, heißt es im Fazit der Kampagne „echtVfL“. Hier geht zu weiteren Punkten, die die Kampagne bei den Ausgliederungsplänen kritisch sieht. (Faszination Fankurve, 12.05.2017)

Fanfotos VfL Bochum




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