27.11.2014 - Eishockey

​Mäzen und Investoren im Eishockey


Seit den 1980er Jahren wurden die ersten Mannschaften von Eishockeyvereine in Deutschland in Kapitalgesellschaften ausgegliedert und haben sich in die Abhängigkeit von Investoren begeben. Anders als im Fußball gilt im Eishockey keine 50+1 Regel, auch wenn die Mäzen mit Hopp und Red Bull ähnlich sind.

Die Fanszene des 1. FC Köln hat sich mit der Situation im Eishockey auseinandergesetzt und will damit aufzeigen, welche Entwicklungen auch im Fußball möglich sind, wenn die 50+1 Regel nicht mehr gelten würde.

Faszination Fankurve dokumentiert den Ausflug der Fanszene des 1. FC Köln aufs Eis:

Im aktuellen Artikel spielt der Fußball ausnahmsweise nur eine Nebenrolle. Die Hauptrolle spielt nämlich der Kölner Eishockey-Club auch bekannt als die Kölner Haie. Im Oktober geriet der Club in die Schlagzeilen, nachdem die Vereinslegende Uwe Krupp von seinen Aufgaben als Trainer entbunden wurde. In der Folge fokussierte sich die Kritik an dieser Entscheidung auf die Gesellschafter beziehungsweise den Besitzer.

Aufgrund finanzieller Probleme vieler eingetragener Eishockeyvereine in den 1980er und 1990er Jahren entwickelten sich die Strukturen dahingehend, dass professionelle Clubs ihren Spielbetrieb nur noch in Form von Kapitalgesellschaften organisierten. Dadurch erhoffte man sich eine bessere finanzielle Ausstattung beispielsweise durch den Einstieg von Gesellschaftern. Die Ausgabenseite für die Kader war und ist nämlich durch Einnahmen beispielsweise in den Bereichen Zuschauer- und Sponsorenseite nicht zu decken. Die Spielbetriebsgesellschaften besitzen jedoch heute Kooperationen mit einem sogenannten Stammverein. In Köln ist dieser Stammverein der KEC „Die Haie“ e.V. Im Gegensatz zu den professionellen Fußballvereinen in Deutschland, ist die Verbindung zwischen Gesellschaft und Verein weitaus schwächer. Die Aufgaben der Stammvereine liegen fast ausschließlich im Nachwuchsbereich. Die Möglichkeit zur Einflussnahme durch Mitglieder ist sehr begrenzt und die Entscheidungsgewalt liegt de facto bei der GmbH. Die GmbH befindet sich wiederrum im Besitz von Gesellschaftern. Für Fußballvereine in Deutschland gilt, dass der Stammverein mit mehr als 50 % an der Spielbetriebsgesellschaft beteiligt sein. Eine vergleichbare Regelung gibt es für Eishockeyvereine nicht.

Die finanziellen Probleme in Verbindung mit der Möglichkeit zum Einstieg und zur Übernahme der Spielbetriebsgesellschaften haben dazu geführt, dass mittlerweile nahezu jede Mannschaft abhängig von Investoren ist. Bei den Adlern aus Mannheim ist es die Familie Hopp, bei den Berliner Eisbären die Anschutz Entertainment Group (AEG) und auch der Spielbetrieb der meisten kleineren Vereine wird von Mäzen finanziert. Im Mai 2010 stand der KEC durch den Rückzug des damaligen Mäzens Göttsch kurz vor der Insolvenz und nur durch den Einstieg eines Investors konnte das Aus abgewendet werden. An dieser Stelle erkennt man die andere Seite der Medaille. In Landshut kam es 1999 zum Aus eines anderen Traditionsvereins. Der hochverschuldete EV Landshut verkaufte seine Lizenz zur Aufrechterhaltung des Ligabetriebs an die Anschutz Entertainment Group. Diese ging dann zunächst mit den München Barons an den Start und siedelte die GmbH später nach Hamburg um. Die Mannschaft wurde dementsprechend in Hamburg Freezers umbenannt. In München geht mittlerweile übrigens der EHC an den Start, finanziell großzügig gepusht von Red Bull.

Solche Beispiele sind im Eishockey nicht ungewöhnlich, die Nürnberg Ice Tigers wurden nach der Übernahme durch einen Sponsor in Sinupret Ice Tigers umbenannt. Mittlerweile wird der Verein durch das Schmuckunternehmen Thomas Sabo unterstützt. Die Mannschaft läuft nun in Trikots in den Farben schwarz und weiß statt im traditionellen rot-blauen Design auf. Der offizielle Name des Teams lautet Thomas Sabo Ice Tigers Nürnberg. Die Investoren sichern also auf der einen Seite die finanzielle Existenz, auf der anderen Seite wird die Identität der Vereine austauschbar. Die Suspendierung von Uwe Krupp macht dies deutlich. Uwe Krupp ist gebürtiger Kölner, hat seine Karriere bei den Haien begonnen und als erster deutscher Spieler gewann er den prestigeträchtigen Stanley Cup. Als Trainer führte er die Haie nach seiner Übernahme im Jahr 2011 in den vergangenen beiden Jahren in Folge ins Finale um die deutsche Meisterschaft. Nach dem durchwachsenen Start in dieser Saison wurde er dann von seinen Aufgaben als Cheftrainer freigestellt. Die Entscheidung der Gesellschafter zeigt wie wenig Identität und Emotion in einem solchen Umfeld wert sein können.

Fußballvereine rühmen sich gerne oft genau mit diesen beiden Schlagworten. Ein Faustpfand in dieser Hinsicht sind die Mitglieder. Der FC versucht in den nächsten Jahren sein 100.000. Mitglied zu begrüßen. Eine emotionale Bindung lässt sich kaum besser zum Ausdruck bringen. Zudem ist es eine wirksame Möglichkeit die Identität des Vereins gegen den Eingriff von außen zu schützen. Kein Investor verscherzt es sich gerne mit 100.000 Menschen.






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