25.09.2017 - 1. FSV Mainz 05

Mainz 05 Fanszene kritisiert Blockschließungen


Beim DFB-Pokalspiel zwischen dem 1. FSV Mainz 05 und Holstein Kiel bleiben am 24. Oktober 2017 die beiden Außenblöcke der Rheinhessentribüne geschlossen. Der Q-Block Mainz kritisiert dieses Vorgehen des eigenen Vereins, der diese Entscheidung auf Basis der geringen Ticketnachfrage getroffen hat.

„Recht unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat der 1.FSV Mainz 05 e.V. in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass zum DFB-Pokalheimspiel gegen Holstein Kiel nur Karten für die Blöcke Q und R auf der Rheinhessentribüne verkauft werden. Die beiden Außenblöcke P und S sollen also einfach gesperrt bleiben für die Fans. Leider ist bei diesem Spiel mit einer niedrigen Stadionauslastung zu rechnen, weshalb der Verein wohl in allererster Linie Kosten sparen möchte. Natürlich löst eine solche Maßnahme Unmut auf allen Seiten aus, aber es steckt doch leider noch mehr dahinter. Wir empfinden diese Entscheidung und vor allem die Denkweise, die dahinter steckt, als grundlegend falsch und alarmierend, weil sie die einfachsten Bedürfnisse wirklich aller Fans nicht nur passiv ignoriert, sondern aktiv mit Füßen tritt. Anstatt jene Fans zu unterstützen, die bei Wind und Wetter, zu jedem Datum und zu jeder Uhrzeit, gleichwohl dem Gegner ins Stadion pilgern, anstatt jenen Fans den Rücken zu stärken und sie mit offenen Armen zu empfangen, anstatt jene Fans wenigstens einfach in Ruhe zu lassen, werden diese Fans einmal mehr geringgeschätzt, indem man ihnen ihren angestammten Platz nimmt: „Seht doch zu, wo ihr bleibt!“ Hinzu kommt – und das ist dann wirklich der Gipfel – dass die Kommunikation über diesen Eingriff wiedermal an der eigenen Anhängerschaft, an den Mitgliedern und Fangremien vorbei gelaufen ist“, heißt es in der Stellungnahme des Q-Blocks.

Aus der Fanszene von Mainz 05 wird das Vorgehen des eigenen Vereins kritisiert, der durch die Entscheidung ignoriere, dass es in Mainz ein breites Spektrum an verschiedenen Fans gibt, vom Ultrà, über Familien bis zu biertrinkende Freundeskreisen, die unterschiedliche Gewohnheiten und Wünsche an einem Spieltag haben. Der Q-Block befürchtet, dass beispielsweise der Einsatz von Fahnen beim Pokalspiel und die damit einhergehenden Sichtbehinderungen durch die Entscheidung des Vereins verstärkt zu Konflikten führen könnten.

„Auf den Stehplätzen der Rheinhessentribüne herrscht eine vielfältige Fankultur, die von Menschen aller Couleur auf ganz individuelle Art und Weise ausgelebt wird und dabei mit unterschiedlichsten Bedürfnissen und Vorstellungen verknüpft ist. Es gibt die Fanclubs, die sich jedes Heimspiel am selben Wellenbrecher zum Biertrinken treffen, die bereits erwähnte Familie mit Kindern und ihren Styroporpodesten, die Zaunkönige, die direkt hinter den Bannern die Nähe zum Spielfeld genießen, es gibt Ultras mit Trommeln, Fahnen, Megaphonen, die 90 Minuten in Bewegung sind – aber natürlich auch die Menschen, die einfach in Ruhe und ohne Fahne vor der Nase das Spiel sehen wollen und darüber hinaus noch vieles, vieles mehr. Es gibt in dieser Kurve also eine sehr ausgeprägte Bandbreite. Für ein gelingendes Miteinander ist es wichtig, dass jede Facette dabei ausreichend gewürdigt wird und dementsprechend auch einfach ihren Platz hat. Anstatt diese Vielfalt zu fördern, erkennen die handelnden Personen unseres Vereines sie scheinbar nicht einmal an. Anders ist die Ignoranz hinter solchen Entscheidungen kaum zu erklären. Dabei sind es doch genau diese Vielfalt und der wechselseitige Respekt, die unseren „besonderen Verein“ ausmachen sollen. Ohne jegliches Interesse und ohne jedes Verständnis für Fankultur, die eben weit mehr als Ultras zu bieten hat, wird hier also eine weitreichende Entscheidung getroffen, die uns alle gemeinsam auf der Rheinhessentriübne betrifft. Und die wir so nicht akzeptieren können!“, heißt es vom Q-Block weiter.

Die aktiven Mainz 05 Fans sehen in der Schließung der Außenblöcke eine weitere Entscheidung, die auf der Geschäftsstelle gegen die Interessen der Fanszene getroffen wurde: „Wahrscheinlich hat man sich in der Geschäftsstelle nicht eine Sekunde Gedanken darüber gemacht, was für einen immensen Eingriff in die Kurve und die Freiheit der Fans diese Entscheidung eigentlich darstellt. Das offenbart, wie sehr es am grundlegenden Verständnis und Respekt für das fehlt, was die Menschen rund um diesen Verein bewegt. Das Ohr ist nicht mehr an der Basis – und wenn es den Weg dorthin nicht schnellstens wiederfindet, dann nützen alle Phrasen von GeMainzam, Zusammenhalt und gallisches Dorf nichts mehr. Denn dann werden keine Fans mehr da sein, die solche Werte mit Leben füllen. Gerade im Kontext des Pokalspiels und der Blocksperre ist das im wahrsten Sinne ein hausgemachtes Problem“, so der Q-Block weiter. (Faszination Fankurve, 25.09.2017)

Fanfotos 1. FSV Mainz 05




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