13.11.2008 - Europa

Merchandising: Gesamteinnahmen von 615 Millionen


Merchandising ist für Fans ein großes Thema. Viele kaufen Trikots oder Schals, andere sehen darin eine extreme Form des Kommerzes. Das Forschungsunternehmen Sport+Markt veröffentlicht dieser Tage die erste Ausgabe des European Football Merchandising Reports.

Der Report, der in Zusammenarbeit mit dem Marketingbüro PR Marketing entstand, liefert Erkenntnisse und Zahlen zum Merchandising in den europäischen Topligen. Von Mai bis August 2008 wurden alle 116 Erstliga-Clubs der Saison 2007/08 aus Deutschland, England, Frankreich, Italien, Niederlande und Spanien zu strukturellen, wirtschaftlichen und qualitativen Themen des Clubmerchandisings befragt. Es geht aber auch um Einstellungen von Fans: 3.500 wurden zum Fanartikelverkauf befragt.

Die Vereine der sechs europäischen Fußball-Topligen nehmen mit Merchandising 615 Millionen Euro ein. Klar an der Spitze liegen die 20 englischen Premier-League-Clubs mit 171 Millionen Euro Gesamteinnahmen, was einen Merchandisingerlös von 8,6 Millionen im Schnitt pro Verein bedeutet. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen die spanische Primera División (145 Millionen Euro gesamt/7,3 Millionen Euro pro Verein) und die deutsche 1. Bundesliga (127 Millionen Euro gesamt/7,1 Millionen Euro pro Verein). Nach der französischen Ligue 1 schneidet die italienische Serie A mit durchschnittlich 3,2 Millionen Euro Merchandisingeinnahmen pro Verein verhältnismäßig schlecht ab. Die niederländische Eredivisie bildet mit insgesamt 22 Millionen Euro das Schlusslicht im Ranking der sechs Topligen Europas.

Wesentliche Faktoren für erfolgreiches Merchandising sind sportlicher Erfolg, die Größe des eigenen Marktes, die Zahl der Clubfans im In- und Ausland und professionelle Merchandisingstrukturen. Hartmut Zastrow, Vorstand Sport+Markt, nennt einen weiteren Aspekt: „Viele Zuschauer bei Heimspielen sind entscheidend. Gerade der Fanartikelverkauf am Spieltag im Stadion ist für zahlreiche Clubs ein bedeutender Umsatzfaktor. Größere Stadien und mehr Zuschauer sind für erfolgreiches Merchandising von großem Vorteil.“

Dr. Peter Rohlmann, Geschäftsführer PR Marketing weist zudem auf kulturelle Unterschiede und unterschiedliche Geschäftsmodelle in den sechs Ländern und Ligen hin. „Italienische Fans tragen beispielsweise weniger Fanartikel. In den Niederlanden und Deutschland sind neben den Trikots vor allem die günstigeren Schals sehr beliebt. Für die Trikots wählen Vereine und Ausrüster in England eine Preispolitik, die von den anderen Ligen deutlich abweicht.“ Solche länderspezifischen Eigenheiten tragen deutlich zu den unterschiedlichen Ergebnissen in den Ligen bei.

Kongruent zu den Ligen ergibt die Ermittlung von Sport+Markt und PR Marketing eine große Diskrepanz der Merchandisingeinnahmen unter den Clubs. Im Schnitt nehmen die 116 Vereine 5,3 Millionen Euro durch Merchandising ein. „Die 5,3 Millionen Euro sind für ein Energie Cottbus oder FC Sochaux außerhalb ihrer Reichweite“, kommentiert Zastrow. „Es gibt im Merchandising eine deutliche Klassengesellschaft der europäischen Fußballclubs“, ergänzt Dr. Rohlmann. Während die 20 Topvereine im Schnitt 21,2 Millionen Euro erlösen, generieren die übrigen 96 Teams jeweils rund 2,0 Millionen Euro. Dennoch bewerten alle Clubs den Einnahmeposten aus den Fanartikelverkäufen als sehr wichtig. Zastrow: „Das Potenzial ist gerade für kleinere Vereine noch lange nicht ausgereizt. Ich sehe mit den steigenden Einnahmen auch eine weitere Professionalisierung dieses Marktes.“ (Faszination Fankurve, 13.11.2008)






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