07.10.2016 - Dynamo Dresden

​Nach zweijährigen Verfahren Freispruch für Dynamofans


Dynamo Dresden spielte im Oktober 2014 im Sachsenpokalachtelfinale in Freiberg. Das Spiel wurde klar gewonnen, doch für zwei Dresdner Anhänger sollte die Partie ein erhebliches Nachspiel nach sich ziehen, nachdem ein Polizist verletzt wurde.

Nach dem Spiel kam es am Freiberger Sportplatz zu einer Personalienfeststellung einiger Dynamofans durch die Polizei. Infolge dessen solidarisierten sich wohl einige anwesende Dresdener und es folgte ein kurzes Handgemenge. Dabei soll sich ein Polizist eine Schürfwunde am Bein zugezogen haben. Daraufhin wurde eine Anzeige geschrieben und der verletzte Polizist soll lediglich eine grobe Täterbeschreibung abgegeben haben: Männliche Person mit grauem Pullover, kräftige Statur, ca. 1,90 Meter groß und mit Rucksack. Daraufhin verständigte die Polizei die Dresdner Szenekundigen Beamten (SKB), die anhand der ungenauen Täterbeschreibung zwei Dresden Fans wiedererkannt haben sollen. Danach schickten die SKB wohl fünf Jahre alte Lichtbilder der zwei vermeintlichen Täter an die Freiberger Polizei zurück, die behauptet haben sollen, die beiden Dresdner Fans ebenfalls wiedererkannt zu haben.


Die Freiberger Staatsanwaltschaft forderte die Szenekundigen Beamten im späteren Verlauf der Ermittlungen dazu auf, eine Lichtbildmappe vorzulegen, da es keine Personalienfeststellung der Beiden gab und auch keine Videobeweise vorhanden gewesen sein sollen. Daraufhin wurde eine Lichtbildmappe mit mehreren Fotos verschiedenster Personen den am Tatort eingesetzten Beamten vorgelegt. Der geschädigte Beamte erkannte keinen der beiden verdächtigten Personen wieder, ein anderer Beamter erkannte lediglich einen der beiden Fans wieder. Die Staatsanwaltschaft stellte daraufhin die Ermittlungen gegen einen der beiden Dresdner ein, der andere Anhänger erhielt wenig später einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft von über 1.500 Euro.

Daraufhin wurde die Schwarz-Gelbe Hilfe eingeschaltet, die innerhalb der Frist von 14 Tagen einen Widerspruch gegen den Strafbefehl einlegt und Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft Freiberg beantragt hat. Nachdem die vorhandene Akte gesichtet wurde, forderte die Anwältin des angeklagten Fans die Einstellung des Verfahren, doch die Staatsanwaltschaft hielt aufgrund des hohen öffentlichen Interesse an dem diesem Fall fest.

Im August 2016 fand schließlich die Anhörung statt. Im Laufe des Prozesses soll sich der verletze Beamte in Ungereimtheiten und widersprüchliche Aussagen verstrickt haben. Obwohl die Richterin keine weiteren Zeugen mehr vernehmen wollte, da für Sie der Fall nun klar war, beantragte der Staatsanwalt jedoch noch den Szenekundigen Beamten zur Zeugenvernehmung. Dieser konnte laut Schwarz-Gelber-Hilfe wenig zur Beweisklärung beitragen. Es folgten Zeugenaussagen von Freunden des Beschuldigten, die die Unschuld des Dresdner Fans beteuerten. Daraufhin wurde die Beweisaufnahme beendet und das Urteil wurde gesprochen. Der Staatsanwalt verkündete in seinem Plädoyer wohl, dass man die Aussagen der Dresdner erwartet hätte und man ihnen daher keine Beachtung schenken solle. Ebenfalls sei er sich sicher, dass der Beschuldigte, wenn nicht sogar die drei Dresdner Anhänger an der Schlägerei beteiligt gewesen sein sollen. Leider würden jedoch die Beweise dazu fehlen. Zudem stellte sich der Staatsanwalt schützend vor die Polizei und forderte mehr Verständnis für die Beamten. Aufgrund der fehlenden Beweise bleib ihm jedoch nichts andere übrig, als auf einen Freispruch zu plädieren. Infolge dessen sprach die Richterin den Beschuldigten frei.

„Dieses Verfahren hinterließ bei uns, trotz des Freispruches einen faden Beigeschmack, denn die Art und Weise der geführten Ermittlungen und die Aussagen der Staatsanwaltschaft hinterlassen einen Eindruck der Unantastbarkeit von Polizisten. Fehlerhafte und vorschnelle Schlußfolgerungen bei Ermittlungen, falsche Beschuldigungen und gezielte Falschaussagen bleiben für deutsche Polizisten aufgrund fehlender Kontrollinstitutionen weiterhin folgenlos. Redet nicht mit der Polizei – Redet mit uns!“, erklärte die Schwarz-Gelbe-Hilfe dazu, die den Fall nun öffentlich machte. (Faszination Fankurve, 07.10.2016)

Fanfotos Dynamo Dresden




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