05.11.2020 - FC St. Pauli

„Niemand der Betroffenen rechtmäßig verurteilt“


Am 04. November 2018 kam es zu einem umstrittenen Polizeieinsatz, weshalb etwa 300 Fans des FC St. Pauli das Auswärtsspiel beim DSC Arminia Bielefeld verpassten (Faszination Fankurve berichtete). Bundespolizisten sprühten damals Pfefferspray in einen mit St. Pauli-Fans besetzten Zug.

Ausgangspunkt der Konfliktsituation soll eine durch Fans begangene Ordnungswidrigkeit im Zug gewesen sein. Am Bielefelder Hauptbahnhof wurden die St. Pauli-Fans von der Polizei eingekesselt und nicht mehr zum Stadion gelassen. Stattdessen mussten sich die Fans einer Kontrolle unterziehen, die teils bis zu sechs Stunden dauerte. Der FC St. Pauli stellte damals im Nachgang der Vorfälle Strafanzeige gegen den Einsatzleiter der Polizei. Diese Anzeige wurde aber bald fallengelassen. Auch die Verfahren wegen Körperverletzung im Amt gegen Polizisten, die Pfefferspray im Zug gesprüht haben sollen, wurden schnell eingestellt.

30 Fans des FC St. Pauli wurden wegen der Vorfälle hingegen mit Ermittlungsverfahren überzogen. Die Braun-Weiße Hilfe, die FC St. Pauli-Fans bei Problemen mit Polizei oder Justiz unterstützt, hat sich gestern zu diesen Ermittlungsverfahren zu Wort gemeldet. Demnach wurde kein Fan des FC St. Pauli wegen der Vorfälle rechtmäßig verurteilt: „Heute können wir sagen, dass niemand der Betroffenen der bisher abgeschlossenen Ermittlungsverfahren rechtmäßig verurteilt wurde – die Verfahren endeten mit Einstellungen und Freisprüchen. Die Tatvorwürfe erwiesen sich bisher somit als juristisch nicht haltbar. Doch trotz dieses juristischen 'Erfolges' bleibt die Beschneidung fundamentaler Rechte von ca. 300 betroffenen Menschen. Die am Bielefelder Hauptbahnhof Gekesselten wurden schlicht ihrer Freiheit beraubt und in 'Sippenhaft' genommen. Die Einschränkungen der persönlichen Freiheitsrechte, die erfahrenen Demütigungen sowie der Verlust der eigenen körperlichen Unversehrtheit wirken bei den Betroffenen bis heute nach. Sie prägen das Verhältnis zur Polizei nachhaltig. Ein Verhältnis, welches sich an jedem Spieltag, ob im Kleinen oder Großen, immer wieder verfestigt, an denen sich Fußballfans konstant mit eskalativer Polizeikultur konfrontiert sehen“, stellt die Braun-Weiße Hilfe klar, warum die Vorfälle von Bielefeld trotzdem bis heute für Probleme in der Fanszene und beim Verhältnis zur Polizei sorgen.

Weiter kritisiert die Fanhilfe, dass Fußballfans von der Polizei gemeinhin als kriminell und gewalttätig deklariert würden. Einsätze, wie im Rahmen des Spiels in Bielefeld, würden dem Polizeiapparat als Legitimation für weitere unverhältnismäßige Polizeieinsätze dienen, weil die beteiligten Beamten keine Konsequenzen für ihr Handeln zu befürchten hätten.

„Dennoch zeigt der positive Ausgang aller bisher abgeschlossenen Verfahren einmal mehr wie wichtig entschlossenes, kollektives und solidarisches Handeln ist! Daher sagen wir danke! Danke für die unterschiedlichste Unterstützung! Danke für die zahlreichen Spenden! Danke im Namen aller Betroffenen von Bielefeld. Auch wenn bald die letzten Verfahren abgeschlossen sind, geben wir als Braun-Weisse Hilfe keine Ruhe und unterstützen weiterhin mehrere Klagen, um die Rechtswidrigkeit dieses Einsatzes gerichtlich bestätigen zu lassen. Stellen wir uns auch weiterhin gemeinsam einer repressiven Polizeipraxis entgegen! Bleiben wir solidarisch! Sankt Pauli hält zusammen!“, gibt sich die Braun-Weiße Hilfe bei dem Thema trotzdem kämpferisch. Innerhalb der Fanszene des FC St. Pauli wurden zuvor Spenden gesammelt, um Kosten in Verfahren übernehmen zu können, die im Zusammenhang mit dem umstrittenen Polizeieinsatz in Bielefeld standen. (Faszination Fankurve, 05.11.2020)

Fanfotos FC St. Pauli




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