05.12.2018 - FCSP/SGD

„Orientierungsloser“ & „fehlgeleiteter“ Polizeieinsatz


Beim Zweitligaspiel zwischen dem FC St. Pauli und Dynamo Dresden kam es zu Auseinandersetzungen und Pfefferspray-Einsätzen der Polizei (Faszination Fankurve berichtete). Die Schwarz-Gelbe Hilfe aus Dresden und die Braun-Weiße Hilfe aus der Fanszene des FC St. Pauli haben sich mit Kritik am Verhalten der Polizei zu Wort gemeldet.

Die Fanhilfe aus Dresden spricht in ihrer heute veröffentlichten Chronologie über die Vorgänge ab Ende des Zweitligaspiels von einem „orientierungslosen“ und „fehlgeleiteten“ Polizeieinsatz zu diesem Zeitpunkt. „Der anschließende Polizeieinsatz im Gästebereich war aus unserer Sicht völlig orientierungslos und fehlgeleitet: Einsatzzüge wurden in bereits gelöste Situationen geschickt oder platzierten sich inmitten der Fangruppen. Kurz vor Abpfiff bildeten die Einsatzkräfte ein Spalier in Richtung Ausgang. Auch offensichtlich unbeteiligte Fans konnten sich somit der angespannten Situation nicht mehr entziehen. Es folgten Diskussionen, erneut Auseinandersetzungen und der Einsatz von Pfefferspray. Nahezu parallel zu dieser Situation öffnete sich ein Fluchttor Richtung Innenraum. Auch hier wusste sich die bereits anwesende Polizei nur durch Einsatz von Pfefferspray zu helfen. In Folge dessen soll ein Fan der Sportgemeinschaft vom Zaun gefallen sein und sich dabei schwer im Gesicht verletzt haben. Während sich die Situation zu diesem Zeitpunkt immer weiter hochschaukelte, spazierte die Einsatzleitung über den Kunstrasenplatz hinter der Nordtribüne und hatte somit die Situation nicht mehr im Blick. Auf dem Weg in Richtung Domwache konnte man erneut eine Fanvermischung beobachten, bei der es mehrfach zu direkten Auseinandersetzungen zwischen beiden Fanlagern kam. Auch hier verlor die eingesetzte Polizei zeitweise gänzlich den Überblick“, heißt es dazu in der Chronologie der Schwarz-Gelben Hilfe.


Ähnliche Worte sind von der Braun-Weißen Hilfe aus der Fanszene des FC St. Pauli zu hören: „Auch die Hamburger Polizei schien mit der Gesamtsituation überfordert, trotz ihrer zahlreichen Präsenz. Neben den inzwischen obligatorischen Beweissicherungs- und Festnahme-Einheiten (BFE), waren mehrere Wasserwerfer sowie die Pferde- und Hundestaffel im Einsatz. Das Handeln der Polizei wirkte vielerorts willkürlich, chaotisch und unberechenbar. So setzte sie neben Schlagstöcken auch wiederholt großflächig Pfefferspray gegen Fans und Passanten ein. Diese Taktik erinnert uns unmittelbar an die Ereignisse von Bielefeld“, teilte die Braun-Weiße Hilfe in ihrem kurzen Statement zum Dresden-Heimspiel mit.

Schon Mitte der zweiten Halbzeit kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Dynamo-Fans und der Polizei. Die Schwarz-Gelbe Hilfe kritisierte hier auch das Verhalten der mitgereisten Dynamo-Fans: „Durch massives Fehlverhalten einiger Dynamofans und nach Auseinandersetzungen mit Anhängern des FC St.Pauli sah sich die Einsatzleitung der Hamburger Polizei etwa zur 60. Spielminute gezwungen, mehrere Einheiten in den unteren Umlaufbereich des Gästeblocks zu schicken, um die Zugänge zum Gästebereich zu versperren. Viele der dort anwesenden Dynamofans sahen dies als Provokation durch die Polizei und es folgten Auseinandersetzungen mit massivem Pfeffersprayeinsatz in diesen Bereichen.“

Die Anreise der Ultras von Dynamo Dresden, die vor dem Spiel noch für ein Gruppenfoto an den Landungsbrücken posierten und anschließend von der Polizei zum Millerntor begleitet wurden, wird von der Dresdner Fanhilfe hingegen als „recht entspannt“ bezeichnet. Zur Eskalation kam es erst im Millerntor-Stadion. Trotz Rivalitäten arbeiteten die Schwarz-Gelbe Hilfe aus Dresden und die Braun-Weiße Hilfe am vergangenen Samstag kooperativ zusammen, wofür sich beide Fanhilfen im Nachgang bedankten. (Faszination Fankurve, 05.12.2018)






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