13.02.2017 - FCSP/SGD

Ultrà Sankt Pauli Spruchband sorgt für Aufregung


Einen Tag vor dem Jahrestag der Bombardierung von Dresden zum Ende des 2. Weltkriegs zeigte Ultrà Sankt Pauli beim gestrigen Heimspiel gegen Dynamo Dresden ein Spruchband mit der Aufschrift „Schon eure Großeltern haben für Dresden gebrannt – Gegen den doitschen Opfermythos!“

Der FC St. Pauli entschuldigt sich in einem Statement für das Spruchband und auch der Fanclubsprecherrat der offiziellen Fanclubs des FC St. Pauli schließt sich dieser Entschuldigung an. „Auch wenn der FC St. Pauli sich von der These des Opfermythos, der in der Vergangenheit speziell von Nationalisten und Rechtspopulisten propagiert wurde, klar distanziert und einen kritischen Umgang mit der deutschen Geschichte ausdrücklich begrüßt und fordert, ist mit den Worten auf dem Spruchband eine Grenze überschritten worden, werden dort doch die Toten der Luftangriffe auf Dresden verhöhnt. Für das Verhalten seiner Anhänger möchte sich der FC St. Pauli bei Dynamo Dresden, seinen Fans und allen Angehörigen der Opfer der Angriffe vor 72 Jahren entschuldigen. Nach Rücksprache mit dem Fanclubsprecherrat der offiziellen Fanclubs des FC St. Pauli (FCSR) schließt sich dieser der offiziellen Entschuldigung an. Die Tonalität des ersten Teils des Spruchbandes kann auch für den FCSR in Inhalt und Wortwahl als Aussage nicht so stehen bleiben“, heißt es in einer Mitteilung des FC St. Pauli zu dem Spruchband.


„Opfer von Krieg und Gewalt zu verhöhnen – das überschreitet nicht nur alle Grenzen des Geschmacks und der Meinungsfreiheit, es ist nicht zu akzeptieren und untergräbt unsere auch im Sport geltenden humanistischen Werte. Im Interesse der gesellschaftlichen Akzeptanz des Fußballs und der friedlichen Fans ist es daher wichtig, dass solche Entgleisungen – gleich in welchem Stadion sie passieren und wem sie anzulasten sind – nie wieder geschehen. Wir begrüßen es daher ausdrücklich, dass sich die Verantwortlichen des FC St. Pauli unmittelbar nach dem Spiel mit uns in Verbindung gesetzt haben und sowohl in einem persönlichen Gespräch als auch mit einer entsprechenden Stellungnahme um Entschuldigung gebeten haben“, äußert sich Dynamo Dresdens kaufmännischer Geschäftsführer Michael Born zu dem Plakat.

Heute vor 72 Jahren begann die Bombardierung Dresdens durch die alliierten Streitkräfte. Dabei starben bis zu 25.000 Menschen. In rechtsradikalen und geschichtsrevisionistischen Kreisen wurde die Bombardierung Dresdens auch immer wieder für Propagandazwecke missbraucht und mit Worten wie „Bombenholocaust“ die Verbrechen des Nationalsozialismus relativiert. Vor einigen Jahren galten Demonstrationen rund um die Jahrestage der Bombardierung von Dresden als die größten rechtsradikalen Aufmärsche in Europa.

FC St. Pauli Fans zeigten gestern vor Anpfiff des Zweitligaspiels in der Südkurve und auf der Nordtribüne Choreografien. „Klassenkampf“ lautete das Motto im Süden und im Norden wurde eine Blockfahne mit dem FC St. Pauli Logo hochgezogen. Ein weiteres Spruchband in der Südkurve lautete „Seht, dort drüben, wo sie noch mit Pferden den Acker pflügen, laden sie herzlich zu ihren Märschen und Fackelzügen!“ und im Gästeblock schrieben Dynamo Dresden Fans in Anlehnung auf den Fahnenverlust des mit Ultrà Sankt Pauli befreundeten Filmstadtinfernos „Jeder meiner Freunde fickt jeden eurer Freunde“ auf ein Plakat. Über der Red Kaos Zaunfahne wurde dabei vom Filmstadt Inferno geklautes Material präsentiert. (Faszination Fankurve, 13.02.2017)






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