22.08.2019 - FC Hansa Rostock

Polizei ging gegen kritische Banner von Hansa-Fans vor


Am Montag den 12. August 2019 fand im Ostseestadion das DFB-Pokalheimspiel von Hansa Rostock gegen den VfB Stuttgart statt. Sowohl bei diesem Spiel, als auch im Rahmen der Hanse Sail-Veranstaltung am vorherigen Wochenende soll die Polizei gegen Banner von Hansa-Fans vorgegangen sein.

Bereits im Januar 2019 wurde in Mecklenburg-Vorpommern eine Gesetzesnovelle zur Änderung des Sicherheits- und Ordnungsgesetz von Mecklenburg-Vorpommern (SOG-MV) vorgelegt, die die Befugnisse der Polizei in diesem Bundesland erweitern soll. Die aktive Fanszene von Hansa Rostock führt seit Monaten Protestaktionen durch, damit diese Änderungen nicht rechtskräftig werden.

Nachdem hunderte Hansa-Fans deswegen am 16. Juni 2019 im Rahmen eines Tags der offenen Tür im Landtag eine Demonstration in Schwerin durchführten und mit Politikern ins Gespräch kamen, fand die Blau-Weiß-Rote Hilfe aus der Rostocker Fanszene damals noch lobende Worte für das besonnene Verhalten der Polizei (Faszination Fankurve berichtete). Im Nachgang des Hanse Sail-Wochenendes und des Pokalspiels gegen den VfB Stuttgart kritisierte die Fanhilfe, die Hansa-Fans bei Problemen mit Polizei und Justiz unterstützt, hingegen das Verhalten der Polizeibeamten, die mehrfach gegen Banner vorgegangen sein soll, mit denen sich Hansa-Fans gegen das neue SOG-MV aussprachen.

„Zur Eröffnung der Hansesail, welche in diesem Jahr mit reichlich Prominenz wie dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns Manuela Schwesig, dem Oberbürgermeister Rostocks Roland Methling und dem Präsidenten Portugals Marcelo Rebelo de Sousa begangen wurde, hielten einige Hansafans, die natürlich auch unter den Gästen waren, friedlich vor der Bühne Protestbanner gegen das SOG hoch. Wie Wahnsinnige sprinteten daraufhin mehrere Beamte der Bereitschaftspolizei Mecklenburg-Vorpommern los, um dies zu verhindern, nachdem sie die Hansafans bereits zuvor argwöhnisch beobachtet hatten, jedoch offensichtlich inmitten der anderen Besucher der Hanse Sail noch nicht eingreifen wollten. Mehrere der Polizeibeamten sprangen in einer Situation in ein Banner hinein und stellten sich darauf. In Folge der daraus resultierenden Zerrerei wurde es dann zerstört. Wohlgemerkt ein Banner, auf welchem 'Nein zum SOG' stand und insofern in keinster Weise die Rede davon sein könnte, dass so gehandelt wurde, weil der Inhalt beleidigend oder dergleichen war. Am Ende wurde lediglich eine Niederschrift ausgehändigt, auf welchem ,wie Ihr seht, erneut rechtswidrig in keinster Weise angegeben ist, aus welchem Grund oder auf welcher rechtlichen Grundlage das Banner eingezogen wurde. Andere Gruppen von Hansafans, die ähnliche Banner hochgehalten hatten, wurden von der Polizei zunächst verfolgt und dann unrechtmäßig ohne Angabe von Gründen für zwei Stunden an Ort und Stelle festgehalten. Zu guter Letzt wurden den Eingekesselten die Personalien abgenommen“, kritisiert die Blau-Weiß-Rote Hilfe das Vorgehen der Polizei auf der Hanse Sail-Veranstaltung in Rostock-Warnemünde.

Auch bei einer Bootsfahrt soll die Polizei wegen eines „Nein zum SOG“-Banners eingeschritten und mit drei Polizeischnellboten angerückt sein. An Land sollen Polizisten dann noch vergeblich versucht haben, das Banner zu beschlagnahmen.


Beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart hing ein großes „Nein zum SOG-MV“-Banner vor der Nordtribüne, was wegen fehlender Werbebanden in zweiter Reihe im DFB-Pokal im Ostseestadion und im Fernsehen besonders gut zu sehen war. Aufgehangen wurde das Banner von Ultras des FC Hansa Rostock schon vor offizieller Stadionöffnung. Die Polizei soll anschließend darauf gedrängt haben, dass das Banner noch vor Öffnung der Tore wieder abgehangen wird, doch dazu kam es nicht. „Beim Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart protestierten beim Aufhängen der Banner die eingesetzten Ordner kurioserweise gegen das große schwarz-weiße Banner 'Nein zum SOG-MV' auf der Nordtribüne. Ihnen sei gesagt worden, dass die Polizei gegen das Aufhängen des Banners und es daher nicht gestattet sei. Dann hieß es auf einmal von der Polizei, dass nicht sie, sondern der DFB dagegen sei. Tatsächlich hatte deren Vertreter im Stadion wohl aber nur gefragt, was drauf stehe, wie es nach und nach in verschiedenen Gesprächen mit Entscheidungsträgern durchsickerte. Der Verein und der Vorstandsvorsitzende von Hansa, Robert Marien sowie gleichzeitig ja Hausherr im Ostseestadion und nicht etwa die Polizei, hatte demnach auch nichts gegen das Aufhängen des Banners. Die Polizei behauptete zuletzt, dass sie das mittlerweile aufgehangene Banner nicht so zeigen lassen könne, da es angeblich politisch sei. Was auch immer das meinte oder wieso dies problematisch sei, konnte hingegen nicht näher erläutert werden. Im weiteren Verlauf wurde deutlich, dass die Polizei das Banner zur Not auch selbst abnehmen wollte. Darauf hingewiesen, dass man sich das als Hansafan köstlichst anschauen und selbstverständlich auch mit Bildern festhalten würde, wie Polizeibeamte ein Protestbanner gegen die umstrittene Verschärfung des SOG abnehmen würden, konnte das Ganze letztlich abgewendet werden. Zwischenzeitlich war sogar der auf zwei Stunden vor Anpfiff datierte Einlass um 16:30 Uhr durch die Polizei wegen der 'Sicherheitslage' verzögert worden, da man für ein eventuelles Abnehmen des Banners natürlich nicht schon Publikum im Stadion haben wollte – wegen eines ähnlich schönen Gummibegriffs also, wie viele weitere im neuen SOG geplant sind. Im Gespräch zwischen Vereinsführung und der Polizei konnte sich in Anbetracht des Zuschauerandrangs und einer tatsächlich herbeigeführten Sicherheitslage, wenn der Einlass nicht beginne, darauf geeinigt werden, dass das Banner doch hing“, blickt die Blau-Weiß-Rote Hilfe auf die Situation beim Pokalspiel zurück.

Die Rostocker Fanhilfe sieht ihre kritische Haltung gegenüber der Novellierung des SOG-MV durch das Vorgehen der Polizei gegen kritische Banner bestätigt. Die Rostocker Fanszene hofft somit weiterhin, dass die Änderungen nicht rechtskräftig werden. (Faszination Fankurve, 22.08.2019)

Fanfotos FC Hansa Rostock




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