26.10.2017 - Dynamo Dresden

Polizei hielt Dynamo-Fans vom Spielbesuch ab


Die Freiburger Polizei kontrollierte gestern 205 Fans von Dynamo Dresden, die von Dresden aus knapp 700 Kilometer zum gestrigen DFB-Pokalspiel reisten. Die Dynamo-Fans wurden von der Polizei festgesetzt und verpassten wegen der polizeilichen Maßnahmen, die teilweise Stunden dauerten, das Spiel.

Auf Nachfrage von Faszination Fankurve begründete die Polizei Freiburg das von vielen Dynamo-Fans als willkürlich kritisierte Verhalten mit Verstößen von einzelnen Dynamo-Fans auf der Anreise. So sollen Fans aus einem Kleinbus auf der Autobahn 5 während einer Pause Graffiti gesprüht haben. Auf dem Parkplatz Geisberg auf der Autobahn 6 sollen einzelne Dynamo-Fans bei der Anreise zudem noch Böller gezündet haben. Diese Einzelfälle nahm die Freiburger Polizei zum Anlass, Dynamo-Fans in Freiburg genauestens zu kontrollieren. Nachdem bei Eingangskontrollen und bei Durchsuchungen von Fahrzeugen Pyrotechnik und Vermummungsgegenstände gefunden worden sein sollen (gegenüber unserer Redaktion sprach die Polizei von Motoradmasken), kam die Einsatzleitung der Polizei auf die Idee, weitere anreisende Dynamo-Fans, die die Polizei als „problematisch“ einstufte, genauer zu kontrollieren. Alleine davon waren laut Polizeiangaben 170 Personen betroffen. Auch hier will die Polizei Pyrotechnik, Vermummungungsgegenstände, Mundschützer und ein Einhandmesser gefunden haben.


Auf Nachfrage unserer Redaktion konnte die Polizei Freiburg nicht aufklären, ob das Messer beispielsweise im Handschuhfach eines Autos oder bei einer Person am Körper gefunden wurde. Auf dem Foto der beschlagnahmten Gegenstände und in der Pressemitteilung der Polizei taucht das Messer dennoch auf. Dadurch wird suggeriert, dass Dynamo-Fans beim Fußball ein Messer mit sich führen würden, ohne sagen zu können, wo das Messer genau gefunden wurde.

Bei Teilen der kontrollierten Dynamo-Fans nahmen die Kontrollen so viel Zeit in Anspruch, dass sie es nicht mehr ins Stadion schafften und unter der Woche über 1.300 Kilometer nach Freiburg reisten, ohne das Pokalspiel im Stadion erlebt zu haben. Die Freiburger Polizei konnte auf unsere konkrete Nachfrage nicht ausschließen, dass auch Dynamo-Fans, bei denen keinerlei verdächtige Gegenstände gefunden wurden, das Spiel verpassten.


Die Kontrollen, von denen auch Ultras von Dynamo Dresden betroffen waren, machte sich auch im Gästeblock bemerkbar. So hingen die Zaunfahnen der Ultràszene und der aktiven Fanszene gestern nicht und es gab keinen organisierten Support.

Die Polizei setzte im Gästeblock zudem Pfefferspray gegen Dynamo-Fans ein und sprach von Angriffen auf Beamte und Ordner. Der SC Freiburg gewann das Pokalspiel gegen Dresden mit 3:1 während angereiste Dynamo-Fans das Spiel wegen der Polizeikontrollen verpassten. Doch auch nach Abpfiff war der für die Dynamo-Fans gebrauchte Tag noch nicht zu Ende, weil sich die Einsatzleitung der Polizei entschied, den Gästeblock noch für 30 Minuten geschlossen zu lassen. Dynamo-Fans durften somit nach Abpfiff erst Mal nicht zu ihren Autos oder Zügen, die sich nach Hause bringen sollten.

Als in dieser Situation Tumulte entstanden, setzte die Freiburger Polizei nach eigenen Angaben erneut Pfefferspray und Gewalt gegen die Dynamo-Fans im Gästeblock ein. Die Polizei sprach zudem von Sachbeschädigungen an Türen und Wänden im Gästeblock und nach Ende der Blocksperre sollen Gästefans laut Polizeiangaben noch Lebensmittel aus dem Lager eines Stadionkiosks entwendet und damit geworfen haben. Hier sollen verdächtige Personen ermittelt worden sein. Der Einsatz der Polizei gegen die Dynamo-Fans dauerte bis in die Nacht zum Donnerstag rein.

Dynamo Dresden äußerte sich via sozialer Netzwerke noch in der Nacht zu den Vorgängen und kündigte an, die Vorfälle aufzuarbeiten: „Vielen Dynamo-Fans wurde der Weg ins Stadion in Freiburg verwehrt. Die SGD wird diesen Vorgang & die Einsatzstrategie im und vor dem Gästeblock gemeinsam mit dem Fanprojekt Dresden e.V. und den Sicherheitsträgern intensiv auswerten.“ Beim Fanprojekt Dresden können nach Freiburg gereiste Dynamo-Fans, wie nach Auswärtsspielen üblich, ihre Eindrücke zum Vorgehen der Polizei, des Ordnungsdienstes und der Dynamo-Fans darstellen, was bei der Aufarbeitung nützlich sein kann.


Die gestrigen Vorgänge in Freiburg sind ein weiteres Beispiel dafür, wie die Polizei wegen Verstößen einzelner Fans gesamte Gruppen vom Spielbesuch abhält. Von ähnlichen Vorgängen waren zuletzt beispielsweise auch VfL Bochum, Werder Bremen und Hannover 96 Fans betroffen. (Faszination Fankurve, 26.10.2017)

UPDATE: Mittlerweile hat sich auch die Schwarz-Gelbe Hilfe zu den Vorgängen in Freiburg zu Wort gemeldet und das Vorgehen der Polizei Freiburg kritisert.

Fanfotos Dynamo Dresden




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