28.07.2020 - FC Hansa Rostock

Polizist schlägt zu & Ermittlungen richten sich gegen Fan


Am 02. März 2020 gastierte der FC Hansa Rostock bei Preußen Münster. Am Eingang wurde den FC Hansa Rostock-Fans teilweise die Mitnahme von Spruchbändern verboten. Als Hansa-Fans die Plakate zurück zu den geparkten Autos brachten, soll ein Polizist einem Hansa-Fans ins Gesicht geschlagen haben.

Das Montagabendspiel im Preußenstadion stand für die Rostocker Fanszene Anfang März 2020 ganz im Zeichen des Protests gegen die fanunfreundliche Anstoßzeit. Auch die Causa Dietmar Hopp kochte zu dieser Zeit in zahlreichen deutschen Fankurven hoch, nachdem ein Ausschluss von BVB-Fans bei Gastspielen bei der TSG Hoffenheim von einer Bewährungsstrafe in eine tatsächliche Strafe umgewandelt wurde und der DFB somit endgültig zur Kollektivbestrafung zurückkehrte.

„Beim Eintreffen am Gästeblock wurden zunächst Pfeifen an alle mitgereisten Hansafans für den geplanten akustischen Protest gegen Montagsspiele verteilt. Die Polizei verhielt sich ruhig und zurückhaltend. Als die Hansafans das Preußenstadion betreten wollten, wurde einigen der Zutritt mit mitgebrachten Tapeten verwehrt. Es folgten diverse Diskussionen, schlussendlich machten sich aber zwei Hansafans auf den Weg zum Parkplatz, um die Tapeten zurück in die Autos zu bringen, nachdem klar wurde, dass sie nicht mit ins Stadion gebracht werden könnten. In diesem Moment versetzten sich mit Mal alle Polizisten in Bewegung. Sie verteilten sich ruhig und zielgerichtet auf dem Gästeparkplatz. Auffällig unauffällig blickten die Beamten in Richtung der beiden Hansafans, die die Tapeten mit sich führten. Zwei Polizisten gingen dann dem Anschein nach recht wahllos und unkoordiniert zu einem der beiden Hansafans, der zwischen einigen Autos stand und teilten ihm folgendes mit: 'Wir wollen jetzt die Tapete haben. Diese ist konfisziert und kann nach dem Spiel wieder abgeholt werden.' Daraufhin fragten die umstehenden Hansafans nach dem Grund der beabsichtigten Beschlagnahmung. Einer der beiden Polizisten entgegnete: 'Aufgrund einer versuchten konstruierten Beleidigung ist diese Tapete nun beschlagnahmt!' Es entstand eine größere Traube an Hansafans und Polizisten direkt auf dem Parkplatz. Schlagartig änderte sich das ruhige Verhalten der Polizei. Die Beamten traten nun äußerst aggressiv auf und formierten sich zu einer Reihe. Überdies provozierten sie in den Gesprächen mit den Hansafans , indem sie etwa Aussagen belächelten oder Grimassen schnitten. Pierre Plattfisch traf in den nun aufgeheizteren Diskussionen mit der Polizei die Aussage, 'Dann schlagen Sie doch zu!'. Auch wenn dies natürlich nicht dazu berechtigte, bekam er einen Schlag eines Polizisten direkt in sein Gesicht. Es entwickelten sich weitere Handgemenge und erst ab diesem Zeitpunkt begann die sonst omnipräsente Videoüberwachung der Polizei. Ein Hansafan wurde festgenommen. Im weiteren Verlauf beruhigte sich die Situation, sodass die Hansafans den Weg zum Stadioneingang antraten. Der zuvor zuschlagende Polizeibeamte war dem Anschein nach noch nicht seiner Taten befriedigt und hielt die Hansafans beim Tor zwischen Auto- und Busparkplatz erneut auf. Es solle zu einer Beleidigung gekommen sein, weshalb er von einem weiteren Hansafan die Personalien aufnahm. Auf dem Weg zum Einsatzwagen fielen vom besagten Beamten lächelnd die Worte in Richtung eines seiner Kollegen: 'Ja super, wir haben noch einen. Das passt dann ja jetzt.' Im Anschluss betraten die Hansafans ohne weitere Zwischenfälle das Stadion und sahen eine enttäuschende Niederlage ihrer Mannschaft, bevor sie sich wieder auf die Heimreise machten“, blickt die Blau-Weiß-Rote Hilfe, die FC Hansa Rostock-Fans bei Problemen mit Polizei und Justiz unterstützt, auf die Vorfälle von Münster zurück.

Der Hansa-Fan, der auf dem Parkplatz von dem Polizisten geschlagen worden sein soll, wurde ein paar Wochen später mit dem Vorwurf Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte konfrontiert. Die zuständige Staatsanwaltschaft war bereit die Strafverfolgung gegen den Hansa-Fan nach einer Zahlung von 200 Euro einzustellen. Der Hansa-Fan folgte dem Rat seines Rechtsanwaltes und zahlte die 200 Euro.

Die Blau-Weiß-Rote Hilfe kommt nach Abschlusses dieses Falls zu folgendem Fazit: „Eine 'versuchte konstruierte Beleidigung', die nach Auffassung der Polizisten in Münster der Ausgangspunkt gewesen sein soll, existiert rechtlich natürlich nicht. Da es in derlei Konstellationen für Fußballfans in Deutschland momentan jedoch kaum Sinn macht, juristisch gegen polizeiliches Fehlverhalten anzugehen, wurde gegen Pierre schlussendlich nicht nur von einem Polizeibeamten Körperverletzung begangen. Absurderweise musste er auch noch finanziell draufzahlen. Schließlich zeigt sich sehr deutlich an Pierre´s Fall, dass die im deutschen Grundgesetz verankerte freie Meinungsäußerung nicht in deutschen Fußballstadien gilt. Dass sie nicht nur vom DFB, sondern auch von der Polizei eingeschränkt wird, obwohl es eigentlich deren Aufgabe ist, das Grundgesetz zu verteidigen, zeigt wessen Geistes Kind beide Akteure im Jahre 2020 sind.“ (Faszination Fankurve, 28.07.2020)

Fanfotos FC Hansa Rostock




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