17.07.2017 - 1. FSV Mainz 05

Q-Block kündigt Protest bei Spiel gegen Chinas U20 an


Der Q-Block, in dem aktive Fans des 1. FSV Mainz 05 organisiert sind, hat sich zum Start der chinesischen U20 Mannschaft als Testspielgegner in der Regionalliga Südwest zu Wort gemeldet. Der Q-Block stellt klar, dass sich die eigene Kritik nicht gegen die U20 Mannschaft richte, sondern gegen kommerzielle Absichten.

„Zunächst einmal richtet sich unsere Kritik sicherlich nicht gegen irgendeine U20 Mannschaft, die Testspiele absolvieren und jungen Fußballern die Gelegenheit geben möchte, sich sportlich weiter zu entwickeln. Niemand hat damit ein Problem, im Gegenteil: Es ist grundsätzlich begrüßenswert, wenn man Breiten- und Spitzensport weltweit fördert. Ein solches U20 Team könnte auch beispielsweise aus Ruanda oder Bangladesch kommen, dass es aus China kommt, untermauert aber die damit einhergehenden finanziellen Motive des DFB. Denn in China werden seit kurzem staatlicherseits Millionenbeträge in den Fußball investiert, die heimische Liga wird mit Stars wie Hulk, Oscar oder Anthony Modeste aufgewertet und es werden lukrative Deals mit europäischen Ligen und Vereinen eingefädelt. Teilweise stehen bizarre Vorschläge im Raum, wie der von Adidas-Chef Kaspar Rorstedt, der gar ein DFB-Pokalfinale in China vorschlägt, aber es gibt auch deutlich handfestere Beispiele. So plant z.B. die englische Premiere League Anstoßzeiten zu Gunsten der TV-Vermarktung in Asien einzuführen und recht unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die DFL den neuen Spieltermin Sonntag 13:30 Uhr eingeführt, der vermutlich nicht zufällig in die asiatische Prime-Time fällt. Ein Vertrag über 250 Millionen Euro wurde bereits im Herbst 2016 zwischen Ligaverband und einem chinesischen Anbieter abgeschlossen, dessen Inhalte bisher nur sehr vage an die Öffentlichkeit gedrungen sind“, heißt es in der Stellungnahme des Q-Blocks.

Die Fans von Mainz 05 sehen das Vorgehen des DFB im Kontext von aktuellen Entwicklungen im Profifußball, der sich in Richtung des asiatischen Marktes öffne und dadurch auf Millionengeschäfte hoffe: „ Dies wird der eigenen Basis, der Wertigkeit des hiesigen Amateurfußballs und den Vorstellungen der Fans vorangestellt. Es stellt sich die Frage, warum der DFB sich lieber mit solchen Deals beschäftigt, statt sich um die tatsächlichen Bedürfnisse der unterklassigen Vereine zu kümmern? Viele Strukturen liegen seit geraumer Zeit im Argen, die Durchlässigkeit in höhere Spielklassen wird immer geringer, weil viele Vereine schlicht nicht mehr in der Lage sind, Auflagen zu erfüllen, die ein Aufstieg in eine nächsthöhere Spielklasse mit sich bringt. Manche Vereine verzichten gar darauf, Lizenzen zu beantragen, weil sie die gestellten Bedingungen nicht erfüllen können, wie z.B. der TSV Marl-Hüls. In den betroffenen Regionalligen beklagen die Vereine seit Jahren, dass die Meister nicht direkt aufsteigen, sondern stattdessen zwei Relegationsspiele am Ende über den Erfolg einer gesamten Saison entscheiden. Hier besteht also vielfältiger, akuter Handlungsbedarf, der in der unmittelbaren Verantwortung des DFB liegt. Der Verband ist hier gefordert, im großen Stil bessere und faire Strukturen zu schaffen, in denen Aufstieg und Abstieg nachvollziehbar gestaltet werden und nicht, wie im Fall Pirmasens, Ergebnis von sportlich selbst nicht direkt beeinflussbaren Ereignissen sind“, so der Q-Block weiter.

Der Q-Block bedauert, dass Mainz 05 mit der zweiten Mannschaft ein Testspiel gegen die U20 Mannschaft aus China bestreiten wird und sich nicht, wie Koblenz, Mannheim und die Stuttgarter Kickers weigert. „Was den China-Deal betrifft, hätten wir uns daher gewünscht, dass Mainz 05 bei seiner ursprünglichen Haltung für den Fußball als gesellschaftlich-soziales Gut und gegen das Investmentprojekt geblieben wäre. Im ersten Moment war das „Nein“ unseres Vereins ein starkes Symbol dafür, dass man bereit ist, mit breiter Brust den eigenen Weg zu gehen und eben genau das zu tun, was uns doch so stark gemacht und soweit gebracht hat: Nicht blind dem folgen, was andere vorgeben, sondern den Mut haben, sich seine eigenen Gedanken zu machen, notfalls den Schneid und das Selbstbewusstsein haben, auszuscheren und vor allem sein eigenes Profil wieder schärfen. Ja, wir waren verdammt stolz darauf, dass unsere Nullfünfer nicht jeden Unfug mitmachen! Gerade, weil wir doch der „andere Verein“ sind, oder es waren?“, heißt es in der Stellungnahme.

Der aktiven Fans des 1. FSV Mainz 05 kündigen beim Testspiel gegen Chinas U 20 zudem Fanproteste an. „Wir wollen schon jetzt die Chance wahrnehmen, um anzukündigen, dass wir das Spiel gegen Chinas U 20 natürlich für Protest nutzen werden. Wir dürfen nicht länger wegschauen und Entscheidungen kommentarlos hinnehmen, sondern müssen hinterfragen und kritisieren! Wenn der DFB sich weiter von seiner Basis entfernt, dann muss er den Unmut zu spüren bekommen, direkt und sichtbar! Wir Fans sind gefordert, aber viel mehr noch die Vereine! Vor allem Vereine wie der unsrige. Hier muss eine Abkehr von Ja-Sager-Mentalität und vorauseilendem Gehorsam stattfinden. Nicht nur im Interesse der Fans, nicht nur im Interesse des Vereins – sondern im Interesse des gesamten Fußballs und der Vereinskultur!“, so die Ankündigung des Q-Blocks. (Faszination Fankurve, 17.07.2017)

Fanfotos 1. FSV Mainz 05




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