27.07.2021 - Roter Stern Leipzig

Rote Allez! Fraktion verabschiedet sich vom eigenen Verein


Die Fangruppe Rote Allez! Fraktion hat dem Roten Stern Leipzig 99 e.V. nach viereinhalb Jahren den Rücken gekehrt. Der Verein habe bei vermeintlichen Problemen nicht hinter den eigenen Fans gestanden, so die Kritik der Roten Allez! Fraktion. Außerdem werde der Rote Stern zu wenig basisdemokratisch, dafür aber zu hierarchisch geführt.

Nach Auffassung der Roten Allez! Fraktion sei der Roten Stern Leipzig 99 e.V. zu weit in die Mitte der Gesellschaft gerückt und dabei sozialdemokratisiert. Das Abrücken vom eigenen Verein richte sich nicht gegen die Vereinsmitglieder, sondern gegen Führung.

Am Freitag gab es bereits den ersten Spielbesuch der Roten Allez! Fraktion nach der Abkehr vom Roten Stern. So wurde das Auswärtsspiel von Tennis Borussia Berlin beim Chemnitzer FC besucht. Im April 2019 besuchte eine dreistellige Anzahl TeBe-Fans noch den Roten Stern in Leipzig (Faszination Fankurve berichtete). Zu diesem Zeitpunkt ging die aktive TeBe-Fanszene wegen eines Konflikts mit dem Vorstandsvorsitzenden nicht zu den Spielen des eigenen Vereins (Faszination Fankurve berichtete). Während die Situation in Berlin zu Gunsten der Fans ausging, sind es nun die Roter Stern-Fans, die das Spiel eines anderen Vereins besuchen. (Faszination Fankurve, 27.07.2021)


Faszination Fankurve dokumentiert im Folgenden die Stellungnahme der Roten Allez! Fraktion:

Trennung der Roten Allez! Fraktion vom Roten Stern Leipzig 99 e.V.
Dieser in der Sache finale Schritt fällt uns nicht leicht, ist aber nach viereinhalb Jahren Kampf unvermeidlich geworden. Mit dieser Veröffentlichung schließen wir das Kapitel Roter Stern Leipzig für uns ab. Weder schämen wir uns dafür, noch werden wir diese Zeit verleugnen. Genauso wenig verleugnen werden wir die, von denen wir wissen, dass sie zwar im RSL bleiben, dessen Probleme aber zumindest sehen, wenn es ihnen auch schwerfällt, wie es uns schwerfiel, dagegen erfolgreich vorzugehen. Euch mehr Erfolg dabei!

Was wir beim RSL erlebten:
Der Verein stand meist nicht hinter „den Fans“, sobald vermeintliche Probleme oder Konflikte auftraten. Diese wurden mitunter über interne Verteiler oder gar in der lokalen Presse geführt (LVZ Artikel und Fangruppen Statement). Ohne vorherige Absprache mit dem Plenum. Die RSL Außendarstellung ist wichtiger als die interne Kommunikation.

Sollten Highlights, wie etwa Demos oder Fanmärsche organisiert werden, wurden diese Vorhaben massiv erschwert und künstlich verkompliziert. Dies führte unter anderem so weit, dass der RSL keine Facebook-Veranstaltung für die Demo seiner Aktiven Fangruppen gegen Nazis im Sport(betrieb) erstellen wollte, um keinen Ärger mit dem Fußballverband zu riskieren. Der Landesverband ist wichtiger als die eigenen politischen Ideale und die Kenntlichmachung von Täterinnen (Naziüberfall auf Connewitz) in gegnerischen Teams.

„Befürchtungen“ und „Besorgnisse“ waren in mehreren Fällen die Repliken und nicht der Mut oder die Lust an einer eventuell herausfordernden, aber auch zeichensetzenden und im Idealfall wunderbaren Umsetzung der Ideale, die Mensch sich auf die rot-schwarzen Fahnen schreibt. Angst regiert den Stern.

Obwohl sich „die Fans“ im Laufe der Jahre nicht nur um Fan-Angelegenheiten kümmerten, sondern mehr und mehr Verantwortung in Vereinsstrukturen übernahmen änderte sich das Klima kaum. Dabei will der RSL doch, laut Selbstverständnis und Außendarstellung, neben vielem andern Behaupteten, auch ein „Fanverein“ sein. Lieber Konsumenten als Fans.

Was der RSL aus unsrer Sicht ist/nicht ist:
Basisdemokratisch? Es bestimmt der Geschäftsführer, und zwar hierarchisch und an der Basis vorbei. Beschlüsse des Plenums werden ignoriert oder übergangen. Für Viele im Club kein Geheimnis.

Jener äußert sich auch schon mal vor Bullen und Mitarbeiterinnen des Sportamts besorgt, dass es ja jetzt auch beim RSL eine Ultra-Szene gäbe, ungeachtet der Tatsache, dass die in Frage stehende Fangruppe bewusst nie dieses Wort verwandte oder in Zukunft verwenden wird.

Selbstbestimmt? Im RSL sammeln sich zunehmend Menschen, welche besonders im Umgang mit Verbänden und Bullen (also an „verantwortlichen“ Stellen), eher durch vorauseilenden Gehorsam auffallen, im Umgang mit Geldgebern, wie Stadt und Land, mit übereifriger Anpassung agieren und, sobald „es brennt“ (wozu es nie gekommen ist), eher duckmäuserisch auftreten.

Fazit: Der RSL ist weit in die hässliche Mitte der Gesellschaft gerückt – Sozialdemokratisiert. Der RSL ist KEIN Fanverein. Der RSL hat Mindestens Eckpfeiler seiner Ideale und seines Selbstverständnisses vergessen, im schlimmsten Fall ignoriert er sie. Hieran wird sich jede*r Linksradikale reiben. Eigentlich hätten wir schon vor Längerem Schluss machen müssen.Aber wir waren kämpferisch, geduldig und haben auf die Zukunft gehofft. Bis zum 12. Juni 2021.

Was folgt?
Unsere Zukunft findet jetzt ohne den RSL statt!
Wir werden uns nicht an zukunftszugewandten Diskussionen um und in jenem beteiligen. Wir werden ihn ignorieren, so gut es eben geht. Wir sind nicht gegen den RSL als Summe der darin vorkommenden Individuen, gegen alle seine Mitglieder. Noch immer sind anständige Menschen darunter, die wir schätzen. Dort verbleibende Fangruppen sind unsere Freunde. Und bleiben das!

Wir sind gegen die Führung dieses Vereins und die durch jene eingeschlagene Richtung.

Wir blicken unserer Zukunft nun, seit Langem endlich wieder richtig hoffnungsvoll und freudig entgegen! Für einige unserer Mitglieder war es ein Aufatmen und eine Befreiung.

Wir haben Einiges ausgeheckt und werden von uns hören lassen! Mit mehr Demokratie, mit mehr Politik und mit mehr Punkrock! Soon more…

ROTE ALLEZ! FRAKTION






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