23.10.2012 - Borussia Dortmund / FC Schalke 04

Rückblick 141. Revierderby


Die Einsatzleitung der Polizei sprach nach dem 141. Revierderby zwischen dem BVB und Schalke 04 von „massiven gewalttätigen Auseinandersetzungen wie lange nicht mehr“. Die Fans seien konspirativ angereist und hätten die Sicherheitspläne bewusst unterlaufen.

Nach Polizeiangaben wurden beim Revierderby insgesamt elf Personen verletzt, darunter acht Polizeibeamte. 180 Personen seien in Gewahrsam genommen worden, darunter 163 Schalker und 17 Anhänger des BVB.

Faszination Fankurve wirft einen Blick auf die Geschehnisse rund um das Derby und den Nachhall in den Medien:

Am vergangenen Samstag waren rund 1.200 Polizisten im Einsatz. Im Vorfeld der Partie kam es wie bereits bei den vergangenen Derbys zu dem Aufruf an die Fans, sich an die Spielregeln für das Derby zu halten. In diesem gemeinsamen Aufruf der Clubs wird unter anderem dazu aufgefordert auf Fanmärsche und konspirative Anreisen zu verzichten, keine Gewalt auszuüben und das Präsentieren von gegnerischen Fan-Utensilien zu unterlassen.

Ein angestrebter Dialog zwischen der Polizei und den Ultra-Gruppierungen der Vereine kam aufgrund der fehlenden Gesprächsbereitschaft der Ultras nicht zu Stande. In den letzten Jahren übten Schalker Anhänger Kritik an der Anreise mit bereitgestellten Sonderzügen. Die Züge seien stets überfüllt und kämen verspätet am Ziel an. Zudem seien auf dem Weg zum Stadion stets Wurfgeschosse geflogen. Einen ähnlichen Erfahrungsbericht gibt es auch aus diesem Jahr im Internet zu finden. Viele Schalker Fans nahmen das Angebot des Sonderzuges, anders als in den Vorjahren, nicht an und zogen es in diesem Jahr vor mit Regelzügen anzureisen.

Eine Gruppe von Schalker Anhängern, die ohne Polizeibegleitung angereist war, wurde im Dortmunder Kreuzviertel in Gewahrsam genommen. Aus der Gruppe sollen nach Polizeiangaben Feuerwerkskörper gezündet, Müllcontainer umgeworfen und Auseinandersetzungen gesucht worden sein. Ein Aufeinandertreffen mit einer großen Gruppe Dortmunder Fans konnte nach Angaben der Polizei unterbunden werden. Die Festgehaltenen wurden von 300 Beamten der Bundespolizei nach Gelsenkirchen gebracht.

Indes soll es auf dem Stadionvorplatz zu mehreren Auseinandersetzungen gekommen sein, als eine weitere Gruppe von rund 600 Schalker Fans, die von der S-Bahn-Haltestelle Universität, gelaufen war, das Stadion erreichte. Als kurz danach eine größere Gruppe von Dortmunder Fans den Vorplatz erreichte, kam es nach Provokationen der Fans zum Einsatz von Pfefferspray.

Faszination Fankurve zeigt ein Video der Situation:

Ebenfalls als heikel wurde der Weg der Gästefans beschrieben, die mit den Sonderzügen von der Stadionhaltestelle in Polizeibegleitung zur Nordtribüne geführt wurden. Dabei kam es sogar zum Einsatz von einem Wasserwerfer. BVB-Fans sollen zudem Polizeipferde mit Pflastersteinen angegriffen haben.

Im Stadion zeigten Schalker Fans, dass im Jahr 2009 aus einem Raum entwendete Dortmunder Banner, der beiden Fangruppierungen „The Unity“ und „Desperados“. Nach dem Spiel und einer Blocksperre für die Schalker Anhänger wurde der Großteil der Fans von der Polizei zum Hauptbahnhof befördert.

Der BVB kündigte an nach Auswertung der Bilder und in Absprache mit der Polizei sowie dem FC Schalke 04 eine Einzelfallüberprüfung durchzuführen und bei bewiesenen schwerwiegenden Verstößen konsequent Stadionverbote auszusprechen. Zudem fordern die Vereinsoffiziellen Konsequenzen gegen die Gewaltbereitschaft in beiden Fanlagern. „Nun ist ein konsequentes Vorgehen gegen diese Gewaltbereitschaft gefordert“, so Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies gegenüber verschiedenen Medien.

Der Dortmunder Polizei-Präsident Norbert Wesseler erwägt gar ein Geisterspiel beim nächsten Derby. Man wäre an einem Punkt angelangt, wo überlegt werden müsse, ob zukünftig Spiele ohne Gästefans stattfinden oder verschoben werden müssten. „Und als letzte Möglichkeit drohen Geisterspiele, wenn Vereine und Fans nicht endlich handeln“, sagte er in den Medien.

Die Polizei wirft den Anhängern ein bewusstes, gezieltes und geplantes Unterlaufen der polizeilichen Taktiken vor. Der Polizeigewerkschafter der GdP, Arnold Plickert, sieht keine Möglichkeit mehr die Ultras in Gesprächen zu erreichen. „Die Ultras aus Dortmund und Schalke haben sich dazu entschieden, dass sie in die Gewalttätigkeit abwandern wollen“, äußerte sich Plickert im WDR und fordert Maßnahmen aus der Politik sowie Meldeauflagen, um mögliche Gewalttäter von den Stadien fernzuhalten. (Faszination Fankurve, 23.10.2012)

Hier geht es zu den Spieltagsbildern und zu einem Video der Aktionen im Gästeblock






Weitere News:
08.04.2016: Best of Fanaktionen beim Revierderby
11.11.2015: TU wirft UGE vor, mit zweierlei Maß zu messen
09.11.2015: Hooligans als Ordner beim BVB?
30.10.2015: Polizei wollte noch weniger Schalke-Fans zulassen
28.10.2015: Boykott zeigt Wirkung: S04 schickt Tickets zurück

Alle 35 News anzeigen