06.01.2011 - Borussia Dortmund

Spendenkonto eingerichtet


Das Europaleague-Spiel zwischen dem FC Sevilla und Borussia Dortmund wird einigen Borussen noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht wegen dem Ausscheiden des BVB, sondern vielmehr wegen der Übergriffe der Polizei. The Unity richtete ein Spendenkonto für die Opfer ein.

Wie The Unity auf der eigenen Webseite mitteilte versuchen sie mit dem Konto alle „betroffenen BVB-Fans finanziell unter die Arme greifen und so wenigstens den finanziellen Schaden ersetzen zu können“. Ab sofort werden die BVB-Anhänger spenden sammeln und im Anschluss in Zusammenarbeit mit den Fanbeauftragten von Borussia Dortmund weiterleiten. Das Spendenkonto ist auf der Homepage von The Unity veröffentlicht.

Der Faszination Fankurve-Mitarbeiter Rene C. war bei dem Spiel in Sevilla vor Ort und beschreibt einige Vorfälle vor der Partie folgendermaßen:

Ich hatte schon das Europapaokal-Finale 2002, ein Championsleague-Spiel in Eindhoven und das Spiel in Paris live im Stadion gesehen, also fieberte ich meinem Trip nach Sevilla mit sehr großer Freude entgegen. Da ich nicht mehr so viele Urlaubstage hatte, konnte ich nicht mit meinen Freunden schon am Dienstag fliegen, sondern nahm das Angebot der FA war und flog mit dem Fanflieger nach Sevilla.

Egal wo man war, waren in den Kneipen und auf der Straße BVB-Fans die sangen und/oder Bier tranken. Alles ganz ruhig und gesittet. Ab und zu waren dann noch einzelne Polizisten zu sehen. Diese gingen aber nur ihrer normalen Arbeit nach und achteten darauf, dass nichts passiert. Gegen 14 Uhr machte ich mich dann auf den Weg zum angekündigten Treffpunkt für die BVB-Fans. Zu diesem Zeitpunkt war fast nichts los und auch dort so gut wie keine Polizei zu sehen.

Ab 18:30 Uhr wurde der Platz immer voller und gegen 19 Uhr ging der Marsch zum Stadion los. Ab diesem Moment wurde die „normale“ Polizei gegen die Guardia Civil ausgetauscht.

Beim Marsch befand ich mich im hinteren Drittel. Immer wieder stoppte der Marsch und die Polizei knüppelte wahrlos auf die Leute ein. So ergab es sich, dass BVB-Fans entweder von vorne nach hinten oder von hinten nach vorne vor der Polizei weggerannt sind. Man muss dabei beachten, dass weder Sevilla-Fans in der Nähe waren, noch in irgendeiner Weise Pyro etc. gezündet wurde.

Der Vorplatz des Stadions glich eher einem Krisengebiet, als einem Fußballspiel. Dortmunder standen an einem viel zu kleinem Eingang, um ins Stadion zu kommen. Und überall die Guardia Civil. Sie hatten entweder ein Schild in der Hand, den Knüppel griffbereit oder saßen stolz wie Oskar auf ihrem Polizeipferd. Ich weiß selber, dass jede Polizei in jedem Land unterschiedlich ausgestattet ist, aber auch hier waren weit und breit keine Sevilla-Fans zu sehen und deshalb war das Polizeiaufgebot keineswegs deeskalierend.

So hatte ich mich dann in eine Schlange eingereiht, doch es hat keine Minute gedauert bis zwei Polizisten einfach auf andere wartende Dortmunder einschlugen. Der Grund dafür war wohl, dass von hinter immer mehr Leute kamen und die Polizei mit der Situation nicht klar kam. Die Guardia Civil hatte wohl die Idee, dass sie auf alle einzuprügeln, diese dann weglaufen und dadurch ein Zeitpuffer entsteht, um die Einlasskontrollen durchzuführen. Durch diese Taktik sind dann auch die beteiligten BVB-Fans und ich immer wieder vom Eingang weggelaufen. Ich selbst kam dabei in einen Polizeikessel. Aus dem Kessel heraus sah ich, dass jetzt die netten Herren auf den Pferden ins Spiel kamen. Diese ritten immer mal wieder in die Menge und haben dann von oben auf die Leute eingeschlagen. Eigentlich ist es in der EU nur erlaubt auf die Beine zu schlagen, aber an diesem Tag wurden nur der Oberkörper und der Kopf anvisiert. Im Polizeikessel hatten sich Dortmunder friedlich verhalten, aber auch hier wurden immer wieder Leute geschlagen und wenn sie auf dem Boden lagen auch noch getreten. Ein Junge neben mir hatte richtig viel Pech. Er hatte gerade sein Handy in der Hand und ein Polizist hat ihm auf den Unterarm inklusive Hand geschlagen und sein Telefon zersprang in 100 Teile. Wenn ich ihn nicht festgehalten hätte, dann wäre er wohl selber gewalttätig geworden, aber niemals als Sieger aus dem Duell hervorgegangen.

Da mir langweilig wurde habe ich einfach mal einen Herren von der Guardia Civil angesprochen. Ein bisschen Spanisch kann ich noch aus der Schule und dazu konnte er noch etwas Englisch. Er hatte mir gesagt, dass sie komplett überfordert sind. Zu normalen Heimspielen kommen höchstens 500 Gästefans und wir wären mit dem sechsfachen angereist. Auf die Frage, warum sie dieses Problem mit Gewalt lösen, sagte er nichts.

Um ca. 20:40 Uhr kam ich aus dem Polizeikessel und ging zu einem anderen Eingang, der gerade neu geöffnet wurde.

Der Einlass ging jetzt richtig schnell und ich war in weniger als zwei Minuten im Stadion. Sicherheitskontrollen gab es gar nicht mehr. Wir hatten Karten für den Unterrang, durften da aber nicht mehr rein. Ich fand es auch sehr merkwürdig, dass es keine Ordner gab, sondern die Guardia Civil alles kontrollierte. So mussten wir dann in den Oberrang. Das Stadion an sich war recht ansehnlich und nicht eine von den modernen Superarenen. Zwar gab es nur ein Dach auf der Haupttribüne und die Ränge waren sehr steil, aber das hat der Stimmung nicht geschadet. Nur gab es wenige bis keine Toiletten und so haben wir dann ins Treppenhaus gepinkelt und die Ausgabestationen für Essen und Trinken waren erst gar nicht besetzt. Während des Spiels blieb die Polizei ruhig.

Was im Unterrang passiert ist, habe ich nicht mitbekommen. Ich konnte weder sehen, dass Sitzschalen geworfen, noch dass BVB-Fans festgenommen wurden. Nach dem Schlusspfiff durften wir dann noch eine gewisse Zeit auf der Tribüne verbringen, bis das Stadion komplett leer war. Als ich aus dem Stadion gegangen bin, habe ich auch nichts mehr von Polizeigewalt mitbekommen. Nur auf der Straße wurde noch was gegen Sevilla-Fans gepöbelt, aber es ist nichts passiert. (Faszination Fankurve, 06.01.2010)

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