30.11.2014 - Hansa Rostock / Dynamo Dresden

Spielunterbrechung bei Ostduell: Pyro fliegt in Hansa Kurve


Das Drittliga Ostduell zwischen Hansa Rostock und Dynamo Dresden musste in der 56. Minute für längere Zeit unterbrochen werden da Pyrotechnik aus dem Gästeblock in Richtung Heimkurve befördert wurde. Auch nach dem Spiel kam es zu Auseinandersetzungen.

Die Fans von Dynamo Dresden trafen sich vor dem Spiel am Ostseestrand in Warnemünde.


Das schreibt die Polizei Rostock zu dem Spiel:
Zu massiven Ausschreitungen kam es heute nach der Drittligapartie des F.C. Hansa Rostock gegen die SG Dynamo Dresden.
Im Anschluss an das Spiel haben mehrere Hundert Personen, die dem Fanspektrum des Vereins Hansa Rostock zuzurechnen sind, in der Hans-Sachs-Allee Polizisten sowie Gebäude mit Steinen beworfen. Mehrere Mülltonnen und Sperrmüllhaufen wurden in Brand gesetzt. Anschließend begaben sich ca. 70 Personen vor das Gelände der Polizeidienststelle in der Ulmenstraße. Durch Steinwürfe wurden mehrere Fensterscheiben beschädigt. Ein Beamter des Polizeihauptreviers ist durch einen Steinwurf am Knie verletzt worden. Insgesamt 55 Störer konnten durch die Polizei festgesetzt werden. Bei allen erfolgte eine Identitätsfeststellung.
Der Leiter des Polizeieinsatzes, Michael Ebert, äußert sich in diesem Zusammenhang ganz deutlich: " Wer mit Steinen auf Menschen wirft, nimmt deren Verletzung in Kauf. Das sind keine Fußballfans, sondern Straftäter!"
Bereits während der zweiten Halbzeit wurde im Gästefanblock massiv Pyrotechnik gezündet und sowohl in Richtung der Südtribüne als auch auf das Spielfeld abgefeuert. Im Rahmen der polizeilichen Maßnahmen im Stadion / -umfeld wurden weitere fünf Polizeibeamte verletzt.
Durch den massiven Polizeieinsatz konnte ein direktes Aufeinandertreffen von Fans beider Vereine verhindert werden. Allerdings wurden an sieben Fahrzeugen der Dresdener Fans Reifen zerstochen.
Im Ergebnis des Einsatzes wurden Ermittlungen u.a. wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz aufgenommen. Insgesamt waren 1700 Polizeibeamte verschiedener Bundesländer sowie der Bundespolizei am Einsatz beteiligt.

Stellungnahme von Dynamo Dresden zu den Vorfällen:
Drei Punkte geholt und doch verloren
Die SG Dynamo Dresden konnte im Auswärtsspiel beim F.C. Hansa Rostock den sportlichen Negativtrend stoppen und setzte sich durch drei Treffer von Mathias Fetsch verdient mit 3:1 (1:0) durch. Das Erfolgserlebnis auf dem Rasen trat am Samstagnachmittag jedoch in den Hintergrund, weil Chaoten im Dynamo-Block in der zweiten Halbzeit Pyrotechnik zündeten und mit Leuchtspurmunition auf Unbeteiligte schossen. Sie gefährdeten dadurch die Gesundheit von Fans auf den Rängen, von Spielern und anderen Personen im Stadioninnenraum. Schiedsrichter Daniel Siebert, der zu jeder Zeit souverän agierte, unterbrach die Partie beim Stand von 1:1 daraufhin für etwas mehr als zehn Minuten.
Dynamos Cheftrainer Stefan Böger schickte folgende Elf ins Rennen: Vor Schlussmann Benjamin Kirsten spielten Michael Hefele und Jannik Müller in der Innenverteidigung. Dennis Erdmann hatte eine Pause bekommen und war nicht mit nach Rostock gereist. Auf den Außenbahnen verteidigten David Vrzogic und Niklas Kreuzer, die Läuferpositionen besetzten Marvin Stefaniak und Justin Eilers. Hinter Mathias Fetsch in der Spitze führte Luca Dürholtz im Zentrum Regie, abgesichert durch Marco Hartmann (C) und Quirin Moll auf der Doppelsechs. Mit nach Rostock gereist war auch U19-Spieler Niklas Landgraf, für den es die erste Berufung in den Profikader in einem Pflichtspiel war.
Dynamo nahm von Anfang an das Zepter in die Hand, Rostock verlegte sich im eigenen Stadion auf Konter. Nach 25 Minuten ging Dynamo verdient in Führung: Dürholtz legte vom linken Strafraumeck auf Moll ab, dessen direkter Schussversuch geblockt wurde. Der Ball prallte zu Hartmann, der FCH-Keeper Brinkies aus reichlich 25 Metern prüfte. Den zur Seite abgewehrten Ball flankte Dürholtz nochmal in die Mitte, wo Fetsch zur Stelle war und aus kurzer Distanz zur 1:0-Führung einköpfte.
Mit der knappen Führung ging es in die Pause, aus der Dynamo unverändert wiederkam. Doch in der ersten Viertelstunde des zweiten Durchgangs hatten die Gastgeber besseren Zugriff aufs Spiel. Folgerichtig fiel nach 52 Minuten der Ausgleich durch Jakobs, der im Zentrum durch einen Pass in die Nahtstelle der Dynamo-Viererkette gut eingesetzt wurde, sich löste, allein auf Kirsten zuging und trocken flach neben dem Pfosten zum 1:1 einschob.
In der 58. Spielminute musste Schiedsrichter Daniel Siebert das Spiel für etwas mehr als zehn Minuten unterbrechen, bis sich die Situation im Gästeblock wieder beruhigt hatte. Dann konnte das Ostduell fortgesetzt werden. Wenige Minuten später legte Stefaniak am linken Strafraumeck auf Fetsch ab, der nach innen einhakte und Brinkies mit dem rechten Fuß aus 15 Metern trocken überwand. Der Schuss zur 2:1-Führung war abgefälscht und für den Hansa-Schlussmann deshalb unhaltbar. Rostock bäumte sich

noch einmal auf, konnte Dynamo jedoch nicht mehr ernsthaft in Gefahr bringen und verlor in der Schlussphase Robin Krauße durch Gelb-Rot.
Kurz vor Ende der regulären Spielzeit entschied Fetsch mit seinem dritten Tor die Partie. Nach Foul an Kreuzer brachte der eingewechselte Cristian Fiel einen ruhenden Ball von der rechten Seite mit dem linken Fuß nach innen, wo Fetsch aus etwa zwölf Metern wuchtig mit der Stirn einnetzte (86.). Damit holte die SGD den ersten Dreier seit dem Heimsieg gegen Chemnitz und macht in der Tabelle einen Sprung von Rang Elf auf Platz Fünf. Am nächsten Sonntag trifft die Sportgemeinschaft zum Rückrundenstart auf den VfB Stuttgart II. Das Auswärtsspiel in Großaspach wird 15 Uhr angepfiffen.
Dynamos kaufmännischer Geschäftsführer Robert Schäfer sagte nach dem Spiel: „So wichtig der Sieg heute war, er ist natürlich getrübt. Diejenigen, die Leuchtspurmunition in gegnerische Fans schießen, sind Straftäter, die wir als Verein scharf verurteilen. Diese Personen müssen strafrechtlich verfolgt, abgeurteilt und bestraft werden. Was heute passiert ist, wird für den Verein sicherlich Konsequenzen haben. Die Personen, die dafür verantwortlich sind, haben Dynamo Dresden erneut einen Bärendienst erwiesen. Wir werden weiter konsequent gegen diese Leute vorgehen und nicht klein bei geben.“

Stellungnahme vom Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern:
Innenminister Lorenz Caffier: Was mit einer tollen Choreographie im Stadion begann, endet erneut mit Gewaltausbrüchen

So lautet das Fazit von Innenminister Lorenz Caffier zur gestrigen Fußballbegegnung zwischen dem FC Hansa Rostock und dem FC Dynamo Dresden.
Zunächst verfolgten die Fans des FC Hansa Rostock im Ostseestadion friedlich das Spiel und ließen sich erfreulicherweise auch nicht sonderlich von Provokationen gewaltbereiter Dynamo-Fans beeindrucken, nachdem diese die gegnerischen Fans im Stadion mit Pyrotechnik beschossen haben, was auch zu einer Unterbrechung des Spiels führte. Allerdings kippte nach der Niederlage des FC Hansa Rostocks außerhalb des Stadions die Situation: Gewaltbereite Fußballchaoten des FCH griffen die Polizei an und bewarfen das Polizeirevier Reutershagen mit Steinen. Außerdem kam es im Umfeld des Stadions zu erheblichen Sachbeschädigungen durch Anhänger der Hansa-Szene.
"Die Krawallos des FC-Hansa Rostocks konnten nicht lange ihr wahres Gesicht verbergen. Während sie sich im Stadion noch mäßigen konnten, haben sie nach dem Spiel ihre engelsgleiche Fan-Maske fallen lassen", so Innenminister Lorenz Caffier. "Zum Vorschein kam das altbekannte Gesicht eines äußerst schlechten Verlierers, der nur auf Gewalt aus ist. Das ist eine Schande für eine lebendige Fankultur."
Caffier weiter: "Auch wenn außerhalb des Stadions die Polizei zuständig ist, erwarte ich vom Verein und den Fanvertretern, dass sie sich ganz klar von diesen Aktionen distanzieren und gemeinsam mit der Polizei die Ereignisse prüfen, analysieren und auch entsprechende Sanktionen für die kommenden Spiele prüfen. Gerade in Zeiten, in denen der Verein in solch großen finanziellen Schwierigkeiten steckt, kann er sich keinen weiteren Image-Schaden leisten."
Den sechs Polizisten, die infolge der Ausschreitungen verletzt wurden, wünscht Innenminister Caffier eine baldige und vollständige Genesung. "Erneut wurden beim Fußballeinsatz Polizisten verletzt. Zum Glück handelt es sich nicht um lebensgefährliche Verletzungen", so Innenminister Caffier. "Aber nicht nur die Zahl der Angriffe auf Polizisten, sondern auch die Zahl der Straftaten im Zusammenhang mit Fußballspielen insgesamt nehmen zu. Ich werde mich auf der nächsten Innenministerkonferenz mit meinen Ressortkollegen aus den anderen Ländern auch wieder darüber unterhalten, wie wir konsequent gegen die Rädelsführer der Ausschreitungen vorgehen können. Denn wir dürfen uns von diesen nicht weiter ausspielen lassen."






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