15.02.2020 - St. Pauli/Dresden

Tumulte nach FC St. Pauli gegen Dynamo Dresden


Im Nachgang des gestrigen Zweitligaspiels zwischen dem FC St. Pauli und Dynamo Dresden kam es im Gästebereich des Millerntors zum Tumulten. Dynamo-Fans hatten offenbar versucht vom Gästeblock aus in den Heimbereich zu gelangen. Ordner und Polizisten schritten ein, um dies zu verhindern.

Im Sitzplatzbereich des Gästeblocks kam es nach Abpfiff zu Auseinandersetzungen zwischen Ordnern und Dynamo-Fans. Zudem wurde ein Feuerwerkskörper vom Gästeblock aus in Richtung FC St. Pauli-Fans auf der Nordtribüne abgefeuert. Polizisten rückten an, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Die Polizei drängte die Dynamo-Fans dabei zurück. Polizisten sprühten dabei mit Pfefferspray auch in den Stehplatzbereich des Gästeblocks. Von diesem Pfefferspray dürften auch Dynamo-Fans im vollbesetzten Gästeblock betroffen gewesen sein, die mit den vorherigen Tumulten nichts zu tun hatten. Von Teilen der St. Pauli-Fans im Millerntor wurde der Polizeieinsatz gegen die SGD-Fans beklatscht. Dynamo Dresden erklärte im Nachgang der Vorfälle: „Wir werden die Ereignisse nach dem Spiel am Gästeblock mit allen Beteiligten in Ruhe aufarbeiten. Fest steht aber schon jetzt: Jeder verletzte Mensch ist einer zu viel. Wir wünschen allen Betroffenen auch auf diesem Wege gute und schnelle Genesung!“ Laut Angaben des FC St. Pauli wurden bei den Vorfällen insgesamt 13 Ordner verletzt, von denen vier im Krankenhaus behandelt wurden.


Die 28.980 Zuschauer im Millerntor sahen zuvor eine torlose Zweitligabegegnung. Ultrà Sankt Pauli zeigte 75 Jahren nach dem alliierten Bombenangriff auf Dresden beim Heimspiel gegen Dynamo noch ein Spruchband, auf dem „Sowas kommt von sowas. Gegen den doitschen Opfermythos!“ geschrieben stand. Die St. Pauli-Fans betonten dadurch, dass die Bombenangriffe, wie in Dresden, eine Reaktion auf die Verbrechen von Nazi-Deutschland waren. Durch dieses Plakat, aber auch durch Aufkleber von St. Pauli-Fans, auf denen das Wappen von Dynamo Dresden mit einer Bombe, statt dem Dynamo-D zu sehen ist, fühlten sich viele Dresden-Fans von den Anhängern des Kiezclubs provoziert. Die Sticker soll es schon länger geben. Im Vorfeld des gestrigen Spiels erregten sie jedoch eine große Aufmerksamkeit, weshalb der FC St. Pauli dazu Stellung nahm. Zu den Stickern erklärte der FC St. Pauli: „Die durch die Medien aufgegriffenen Aufkleber mit verhöhnender Darstellung von Bombenangriffen sind mit den humanitären Grundsätzen des Vereins nicht vereinbar. Keine dieser Provokationen rechtfertigt jedoch die Anwendung körperlicher Gewalt und die Inkaufnahme von Verletzten.“ Vor drei Jahren zeigte Ultrà Sankt Pauli beim Heimspiel gegen Dynamo ebenfalls am Jahrestag der Bombardierung von Dresden ein Plakat, auf dem „Schon eure Großeltern haben für Dresden gebrannt – Gegen den doitschen Opfermythos!“ geschrieben stand (Faszination Fankurve berichtete). Der DFB hatte den FC St. Pauli wegen dieses Spruchbands damals mit einer Geldstrafe belegt.

Auch die sexistischen Provokationen der Ultras Dynamo in Richtung Ultrà Sankt Pauli gingen gestern in die nächste Runde: „Heute woll'n wir Mal nicht über Frauen abhassen, sondern haben euch ein schönes Bad eingelassen“, war auf einem Spruchband im Gästeblock zu lesen. Dazu wurde eine Fahne hochgehalten, auf der eine Spüle mit dreckigem Geschirr zu sehen war. (Faszination Fankurve, 15.02.2020)






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