08.03.2020 - FC St. Pauli

Ultrà Sankt Pauli nimmt zu Konflikt mit DFB Stellung


Am Freitag veröffentlichten zahlreiche deutscher Ultragruppen ein gemeinsames Statement zum aktuellen Konflikt mit dem DFB und zum Thema Kollektivstrafen (Faszination Fankurve berichtete). Doch es gibt es in Deutschland auch Ultraszenen, die nicht im Fanszenen Deutschland-Zusammenschluss organisiert sind.

Dazu gehört u.a. Ultrà Sankt Pauli. Diese Gruppe aus Hamburg hat gestern aber ebenfalls Stellung zum aktuellen Konflikt mit dem DFB genommen und erklärt: „Das Verhalten der Verbände gegenüber den Fans in den Stadien ist bis auf sehr wenige Ausnahmen seit vielen, vielen Jahren von einer frappierenden Respektlosigkeit und einem Obrigkeitsdenken geprägt. Die Konfliktlinien wie Anstoßzeiten, Vermarktung, Pyrotechnik, Diskriminierung, Stadionverbote, Materialverbote und viele, viele mehr sind bekannt und an anderer Stelle ausgiebig diskutiert worden. Stets möchte der DFB von oben herab diktieren, was 'gut' für den Fußball, was erlaubt und was sanktionswürdig ist. Die aktuelle Auseinandersetzung hat allerdings eine andere Tragweite und kann als einer der einschneidensten, weil strukturellsten Angriffe auf die Fußballfankultur seit langer Zeit verstanden werden. Nicht wegen der konkreten Auswirkungen eines unterbrochenen Spiels oder eines abgedrehten Empörungsjournalismus, sondern wegen der Art, wie argumentiert wird. Noch deutlicher als sonst zeigt sich, dass innerhalb der Verbände die Auffassung vorherrscht, sie hätten zu bestimmen, wie Fankultur aussieht – und dass sie glauben, dies notfalls mit Strafen von oben verordnen zu können. Diesem Angriff und dieser Haltung werden wir entschieden entgegentreten.“

Ultrà Sankt Pauli zeigt zwar Verständnis dafür, dass andere Fanszenen die Kritik an Dietmar Hopp und anderen Personen in den Mittelpunkt rücken. Dies will man auf St. Pauli aber nicht machen: „Unser Vorgehen werden wir hochgradig auf das zu Grunde liegende Problem ausrichten. Es ist nachvollziehbar, einzelne Akteure anzugreifen, die sich besonders absurd verhalten und wir haben Verständnis für alle, die Dietmar Hopp und seine Eliten-Clique aufgrund ihres Vorgehens in der Auseinandersetzung weiter als Feindbild in den Mittelpunkt stellen. Für uns ist jedoch die größere Betrachtung und der abermalige Versuch der Verbände, die Fanszenen zu spalten und massiv in diese einzugreifen, deutlich relevanter“, heißt es dazu in der Erklärung von USP.

Die FC St. Pauli-Fans wollen sich weiterhin gegen Zensur zur Wehr setzen. Die Ultras des Zweitligisten wollen es zwar nicht auf eine Spielunterbrechung anlegen, aber auch weiterhin ihre Meinung im Stadion äußern. Der DFB in seiner jetzigen Form sei ein Gegner und die größte Bedrohung für die Fankultur. Die aktuelle Debatte könne zu einem Kulturkampf werden, wie der Kampf um Stehplätze in den 1990er-Jahren und die Sportgerichtsbarkeit könne in den Augen von USP die aktuelle Stadionkultur dramatisch verändern. „Vielleicht wird der 'Moderne Fußball' eines Tages gewinnen, aber dafür muss er die bestehende Fankultur zunächst in Gänze vernichten. Solange es die leidenschaftlichen Fans in den Stadien gibt, die ihre Liebe zu ihren Vereinen und ihren Kurven nicht dem gierigen und absoluten Vermarktungs-, Sicherheits-, Sauberkeits- und Kontrollwahnsinn opfern wollen, solange geht unser Strich noch immer mitten durch seine Rechnung. Sie können uns zwingen, ihre Strafen zu erdulden, aber sie können uns nicht zwingen, ihre Regeln zu akzeptieren!“, so das Ende der Stellungnahme von Ultrà Sankt Pauli. (Faszination Fankurve, 08.03.2020)

Fanfotos FC St. Pauli




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