29.10.2011 - Dynamo Dresden

Ultras Dynamo distanzieren sich von Böllerwürfen


Nachdem Dynamo Dresden bekanntgegeben hat die Pyrotechnik Kampagne wegen der Vorkommnisse in Dortmund nicht mehr zu unterstützen melden sich nun die Ultras Dynamo und die Fangemeinschaft Dynamo zu Wort und kritisieren diese Entscheidung und die Polizei. Außerdem distanzieren sie sich von den Böllerwürfen.

Faszination Fankurve doumentiert zuerst den Rückblick der Ultras Dynamo und anschließend die Stellungnahme der Fangemeinschaft Dynamo:

Rückblick Borussia Dortmund - SG Dynamo Dresden

Beim vergangenen DFB-Pokalspiel der SG Dynamo Dresden in Dortmund, wurde aus Dresdner Sicht eine tolle Leistung der Mannschaft und eine starke Stimmung auf den Rängen gezeigt. Doch in der Nachbetrachtung überwiegen die negativen Begleiterscheinungen abseits des Spielfeldes. Wir möchten an dieser Stelle festhalten; ULTRAS DYNAMO verurteilen das Zünden von Böllern, das Werfen von Pyrotechnik und gewalttätige Übergriffe im Stadion entschieden! Das war so, das bleibt so. Solche Aktionen widersprechen unseren Ansinnen.

Kritisch hinterfragt werden muss das Verhalten von Dortmunder Seite, das unzureichende Sicherheitskonzept und die allgemeine Organisation. Von immer wieder bewusst gestarteten Provokationen und Rangeleien durch Dortmunder Fans und Ordner, bis hin zu sehr aggressiven Polizisten die schließlich sogar weite Teile des mitgereisten Dresdner Sicherheitsdienstes mit Pfefferspray niederstreckten, waren Auslöser der Auseinandersetzungen im Gästebereich. Doch dies und ähnliches bleibt außerhalb der Fanlandschaft Dynamos bisher unbeachtet. Auch sind die Verhältnismäßigkeiten zu beachten, gern auch mit so simplen Vergleichen wie der Polizeistatistik zum gesellschaftlich anerkannten Oktoberfest.

Wir verwahren uns gegen die momentane Empörungswelle, welche jegliche positive Entwicklungen in der Fanarbeit Dynamo Dresden völlig außer Acht lässt und ein undifferenziertes & erheblich einseitiges Bild über Dynamo Dresdens Fans zeichnet. Die zum Großteil ehrenamtlich geführte Fanarbeit, die durch Ultras mitgetragen wird, hat in den letzten Monaten deutliche Fortschritte gemacht und wurde noch vor wenigen Wochen bei den friedlichen Spielen gegen Union Berlin, Rostock und Frankfurt ausdrücklich allseits gelobt. Die Berichterstattung über Ultras an sich und die Gruppe ULTRAS DYNAMO ist tendenziös und widerspricht der Realität.

Auch die plumpe und vehemente Stimmungsmache gegen Pyrotechnik als solches ist ignorant und geht am Zeitgeist der Entwicklungen innerhalb der deutschen Fußballlandschaft vorbei. Pyrotechnik ist fester Bestandteil der Fankurven. Für eine emotionale Stimmung, untermalt von Bengalischen Feuern auf den Rängen muss sich niemand entschuldigen. Zumal zeitgleich auch bei einer Vielzahl anderer Vereine, Pyrotechnik gezündet wurde, welche nicht ansatzweise ähnlich negativ kommentiert wurden, sondern stattdessen von einer „tollen Atmosphäre“, einer „Bereicherung der Ostalb durch Zündelfreunde“ und einem „bewussten Kontrastprogramm“ die Rede ist. Wie das für Fans wichtige Spannungsfeld um Pyrotechnik aufgelöst werden kann, hat nicht nur unsere Gruppe dem DFB mehrfach in Gesprächen und konkreten Konzepten aufgezeigt. Die ausgestreckte Hand wurde bisher vom DFB nicht ernst genommen. Wir Fans sind aber weiterhin an einem Dialog interessiert.

Wie die Vereinsführung mitgeteilt hat, wird sie die Kampagne »Pyrotechnik legalisieren, Emotionen respektieren« nicht weiter unterstützen. Es ist traurig, dass die Fanszene das in sie gesetzte Vertrauen durch die Nichteinhaltung einfacher der Prinzipien der Kampagne – Kein Werfen von Pyro oder Zünden von Böllern – zerstört hat. Gruppen & Einzelpersonen haben damit gegen die Ziele von ULTRAS DYNAMO gehandelt und damit nicht nur uns und der SGD, sondern der gesamten Kampagne einen Bärendienst erwiesen.

Stellungnahme der Fangemeinschaft Dynamo zu den Vorkommnissen beim DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dortmund:

Für die Dynamofans sollte das Pokalspiel in Dortmund ein Highlight der Saison werden. Der amtierende deutsche Meister als Gegner, ein tolles Stadion und zwei Fangemeinden, die ohne Zweifel zum Besten zählen, was der deutsche Fußball zu bieten hat. Alles war angerichtet für ein Fußballfest. Was schlussendlich für alle Zeiten vom vergangenen Dienstag übrig bleiben wird, sind Schlagzeilen über Randale und Gewalt von Dynamofans. Die Zutaten, die es braucht, um ein solches Desaster anzurichten, sind bekannt und nicht neu. Nicht im Fußball allgemein und ganz besonders nicht bei unserem Verein.

Man nehme einige Dynamofans, die nicht einmal ansatzweise in der Lage sind, die Folgen ihrer Dummheit einzuschätzen oder denen die Konsequenzen ihres kriminellen Verhaltens völlig egal sind. Sturzbetrunkene Chaoten, die im "Schutze" einer großen Fanmasse jegliche Hemmungen und jegliche Rücksicht auf umstehende Fans oder sogar Familien vergessen. Die auf verbale Provokationen aus dem Dortmunder Fanlager allein durch Werfen von Gegenständen und Schlägereien antworten können. Idioten, die es für normal halten, Flaschen und Feuerwerkskörper in Menschenmengen zu werfen und die den einzigen Sinn eines Spielbesuchs darin sehen, Dinge zu zerstören und Menschen zu verletzen. Dynamofans, von deren Verhalten sich die Fangemeinschaft Dynamo entschieden distanziert.

Man nehme eine Polizei, die nicht in der Lage ist, ein schlüssiges Konzept zu entwerfen und umzusetzen, dass deeskalierend wirkt und Sicherheit gewährleistet. Eine Polizei, die unkoordiniert, aggressiv, provozierend und unprofessionell agiert. Polizisten, die Pfefferspray wahl- und rücksichtslos auch gegen Unbeteiligte und gegen einen schlichtenden Dresdner Ordnungsdienst einsetzen.

Und man nehme Medien, deren Berichterstattung bereits Tage vor dem Spiel feststeht. Journalisten wie Herrn Poschmann, dessen Voreingenommenheit und Abneigung gegenüber den Fans aus Dresden mehr als offensichtlich war und ein ZDF, dass auf Kosten Dynamos versuchte, die Worte ihres Kommentators Oliver Schmidt zum Thema Pyrotechnik in der Öffentlichkeit zu relativieren. Zeitungen und Fernsehsender, die ohne einen Funken journalistischer Sorgfaltspflicht jede Halb- und Unwahrheit übernehmen, aufblasen und weiterverbreiten.

Nun ist der Kessel wieder einmal übergekocht und wieder einmal - auch das ist nicht neu - wird von allen Seiten versucht, die jeweiligen Anteile an der Schuldfrage zu erörtern und den entsprechenden Parteien zuzuschieben. Während die einen der Zutat Gossenjournalismus die größte Wirkung einräumen, sind die nächsten vom besonderen Einfluss unfähiger Polizisten überzeugt. Wieder andere sperren in blinder Wut und bester Stammtischmanier ganze Fangruppen in Steinbrüche und Gefängnisse oder zerren Provokationen von Seiten der Dortmunder Fans in den Ring.

Die Fangemeinschaft Dynamo wird sich an diesen Diskussionen nicht beteiligen. Zum einen sind wir Interessenvertreter und Dachverband der Dynamofans und damit für uns und unsere Fehler zuständig, nicht für die von Journalisten, Polizisten oder Fans anderer Vereine. Zum anderen ist die Fangemeinschaft Dynamo fest davon überzeugt, dass uns Streitereien über den prozentualen Anteil an Schuld und theoretische Debatten über Hypothetisches genauso wenig voranbringen, wie ständige nicht untersetzte Distanzierungen, Verurteilungen und Entschuldigungen. Unsere ausdrücklich ablehnende Haltung zu Böllern, Körperverletzungen - als nichts anderes betrachten wir auch die Attacke mit Laserpointern - oder Zerstörungen ist oft dokumentiert und hat sich nicht geändert. Wir sehen uns jedoch mehr in der Pflicht, die Ursachen zu bekämpfen, als im Nachgang die Wirkungen uneffektiv anzuprangern.

Die Fangemeinschaft Dynamo hält konsequente, ehrliche, zielorientierte Arbeit für den einzig brauchbaren und erfolgreichen Weg. Rückschläge wie der am vergangenen Dienstag dürfen dabei kein Grund zu Resignation sein, sondern im Gegenteil ein Auftrag zu mehr. Wir werden nach dieser Maxime handeln. Was wir, die Fangemeinschaft Dynamo, dafür allerdings brauchen, ist die Hilfe und Unterstützung von möglichst vielen.

Wir brauchen Journalisten, die über die fantastische Stimmung, welche Dynamofans an jedem Wochenende in die deutschen Stadien tragen berichten. Über engagierte Mitglieder, über Fanbürgschaften, Spendeninitiativen und Fanbetreuer. Über Fußballturniere und soziale Projekte, über aktive Fanclubs, -vereinigungen und -gruppen.

Wir brauchen professionelle Polizisten und Ordnungsdienste, die Dynamofans weder als Feinde noch als Trainingsobjekte betrachten, auch nicht in komplizierteren Situation. Polizisten, die sich der Wirkung von Pfefferspray ebenso bewusst sind, wie der ihres persönlichen Auftretens. Polizeichefs, die ehrlich und offen mit uns sprechen und uns zuhören, wenn wir dies mit ihnen tun.

Wir brauchen Verbände, die Absprachen mit Fußballfans einhalten. Funktionäre, die die Anstrengungen von Vereinen und Faninitiativen anerkennen und das nicht nur mit Worten. Einen DFB und eine DFL, die sich jeden Tag aufs Neue bewusst machen, dass das Produkt, welches sie für viel Geld verkaufen, ohne Fans nicht einmal das Schwarze unterm Nagel wert ist.

Wir brauchen Fans, die uns noch intensiver als bereits jetzt schon bei unserer alltäglichen Arbeit unterstützen. Als Mitglied, als Fanbetreuer, als Helfer bei Aktionen und Veranstaltungen. Mit Zeit, mit Energie, mit Geld, mit Kreativität und Phantasie. Mit mehr als Forderungen, Parolen und Absichtsbekundungen in Internetforen. Fans und Fanclubs mit Zivilcourage und Selbstbewusstsein. Fans, die ehrlich und offen sagen, was sie wollen und was nicht. Jedem gegenüber.

Und wir brauchen einen Verein, der Ehrenamt noch mehr unterstützt. Einen Verein, der noch aktiver diejenigen stärkt, die Dinge positiv verändern wollen. Einen Verein, der den Sinn darin erkennt, trotz knapper Kassen noch intensiver in Fanarbeit, Fanbetreuung, in Vereinsleben zu investieren. Einen Verein, der noch umfassender und grundsätzlicher als bereits geschehen, Prioritäten zugunsten dieser Themen setzt.

Der vergangene Dienstag war kein guter Tag für Dynamo Dresden und deshalb auch kein guter Tag für die Fangemeinschaft Dynamo. Er ist jedoch für uns kein Anlass, aufzugeben oder locker zu lassen. Im Gegenteil. Der vergangene Dienstag ist für uns ein Auftrag noch mehr zu tun. Noch konsequenter und noch kontinuierlicher. Wir werden das und zwar gemeinsam mit allen, die das ebenfalls wollen.

Fangemeinschaft Dynamo

Fanfotos Dynamo Dresden






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