26.10.2012 - Dynamo Dresden

Ultras Dynamo zum DFL-Sicherheitspapier


Die Ultras Dynamo haben Stellung zum DFL-Sicherheitspapier bezogen und greifen in ihrer Kritik die vier Punkte auf, die aus Sicht der Dresdener Ultras die aktiven Fans in Deutschland am meisten einschränken würden. Abschließend fordern die Ultras, dass Dynamo Dresden das Papier ablehnt.

Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung der Ultras Dynamo:

Schikanen und Erpressung - Der "Dialog" von DFB & DFL

Als aktivem Fan sollte es bisher jedem aufgefallen sein, dass sich der DFB bzw. die DFL etwas Neues ausgedacht haben, um die angeblich katastrophale Sicherheitslage wieder in den Griff zu bekommen. Der Maßnahmenkatalog „Sicheres Stadionerlebnis“ hält verschiedene „Lösungsansätze“ bereit, um der viel zitierten „Spirale der Gewalt“ entgegen zu wirken. Unabhängig davon, dass zurzeit auf jedem Dorffest mehr Straftaten geschehen als bei einem durchschnittlichen Bundesligaspiel, sind die meisten Maßnahmen hinsichtlich ihres Sinns höchst fragwürdig. Um den Inhalt des Maßnahmenkatalogs abzulehnen, müssen wir das Rad nicht neu erfinden: Union Berlin hat eindrucksvoll auf neun Seiten die Forderungen hinwegargumentiert.

Auf einem kurzen Info-Flyer stellten wir euch bereits die abschreckendsten Beispiele vor, doch es sind leider nicht nur diese vier Punkte, die jedem Fan Kopfzerbrechen bereiten sollten.

Der entwürdigendste Punkt für jeden ist wohl, dass es in Zukunft gängige Praxis werden soll, sich am Eingang zu Gästeblöcken in einem Container komplett zu entkleiden, damit eine noch genauere „Untersuchung“ stattfinden könne. Wenn das auch nicht hilft, wird wohl bald der Arzt mit dem Gummihandschuh dastehen. Eine weitere Regelung, die uns als Dynamofans hart träfe, ist die neue 5%- Regel. Geplant ist, anstatt wie bisher 10% nur noch 5% der Karten an Gästefans zu vergeben. Auch die Stehplätze sollen wegfallen. Das würde zum Beispiel für unser Spiel in Cottbus bedeuten, dass nur noch knapp 1.400 Karten zu einem Preis von 16€, anstatt 9€ verfügbar wären (bei etwa 13.000 Mitgliedern, gingen also rund 90% leer aus).

Etwas, das nicht uns direkt, sondern unseren Verein betrifft, ist, dass bei etwaigem Fehlverhalten einzelner und den damit verbundenen Strafen, die dem Verein sowieso schon schaden und auch etwaiges „Fehlverhalten“ nicht verhindern, demnächst auch die Fernsehgelder eingefroren werden können, um damit den Verein noch stärker zu erpressen. Dass der Verein dabei am hilflosesten ist und viele Vereine ohnehin bereits alles unternehmen um Straftaten aufzuklären bzw. zu verhindern, gibt der DFB sogar selber zu. „Beim Blick auf die Veranstaltungslage in den höchsten deutschen Spielklassen ist festzustellen, dass Infrastruktur und Spielorganisation im Zusammenspiel aller Sicherheitsträger sowie der Zuschauerservice bereits heute auf höchstem Niveau ist und Probleme lokal gelöst werden“ (Aus „Sicheres Stadionerlebnis“ S. 5). Man lässt die Vereine also wissentlich alleine mit den Problemen und drängt sie nur weiter in die Ecke.

Ein Punkt, der die aktiven Fans an sich betrifft, ist, dass alle Fanclubs gezwungen werden sollen, sich registrieren zu lassen. Das hieße, eine Fancharta bzw. eine Vereinbarung zu unterschreiben, in der es um Gewaltverzicht, Anerkennung der Stadionordnung und Bekenntnis gegen Diskriminierung und Rassismus geht. Eine Fancharta gibt es bei Dynamo bereits und auch die oben genannten Punkte stehen auf jeder Eintrittskarte. Das Schlimme daran ist, dass bei Verstößen - vom DFB in Eigenregie definiert (etwa ein kritisches Spruchband oder eine kritische Äußerung z. B.: „FICK DICH DFB“) dem jeweiligen Fanclub alle Zaunfahnen, Fahnen, Doppelhalter, Choreos usw. verboten werden können. Das geht so weit, dass den Mitgliedern verboten wird Karten zu kaufen. So ein Prinzip sollte es bereits 2008 einmal bei Dynamo geben, wurde aber schnell wieder verworfen.

Ein positiver Ansatz ist die angedachte Erhöhung der Gelder für Fanprojekte. Auch der Vorschlag zur Verbesserung der Qualifizierung der jeweiligen Sicherheitsdienste ist lobenswert. Trotzdem bleibt fraglich, warum in Fanfragen, nur selten/nie die Fans bzw. Fanprojekte gehört werden.

Die Vorschläge der Pyrotechnik-Kampagne - ihr erinnert euch - wurden damals mit der Begründung abgelehnt, dass ein einheitliches Konzept für alle Standorte nicht möglich sei. Auf das Angebot, lokale Pilotprojekte zu starten, wurde nicht weiter eingegangen. Jetzt auf einmal sind bundesweite Vorgaben zur Sicherheit kein Problem mehr und für jeden Standort Pflicht. Sonst droht Ärger mit der Lizenz und Fernsehgeldern! Wie unsinnig dieses Vorhaben ist, zeigt sich am Standort Dresden recht deutlich: Geforderte Maßnahmen, wie eine Begleitung durch den Sicherheitsdienst bei Auswärtsspielen sind längst gang und gäbe! Vereinbarungen zwischen Verein und Fans sind mit der Fancharta schon lange festgeschrieben. Seit Jahren sind die Durchschnittszahlen der eingesetzten Polizeibeamten bei unseren Heimspielen rückläufig.

Diese Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit schränken jeden Fan erheblich ein - ob Einmalgeher, Allesfahrer, Fanclubmitglied oder aktiven Fan. Wir fordern daher, dass unser Verein SG Dynamo Dresden wie viele andere Vereine auch (Wolfsburg, Augsburg, Hertha, St. Pauli, Stuttgart, Düsseldorf, Union u.a.) dieses Papier ablehnt, um so unsere einmalige Fankultur in Dresden zu schützen!

Fanfotos Dynamo Dresden




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