03.06.2008 - Sportfreunde Siegen

Unverständnis über Vorgehen der Einsatzkräfte


Am vergangenen Wochenende kam es in Siegen zum vorerst letzten Spiel in der Regionalliga. Nach der Partie der Sportfreunde, die gestern einen Insolvenzantrag gestellt haben, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei.

Faszination Fankurve dokumentiert eine gemeinsame Stellungnahme der Fanszene und des Fanprojekts Siegen:

Sportfreunde Siegen - SSV Reutlingen (31.05.2008)

Die Siegener Fanszene wollte das letzte Heimspiel der Sportfreunde in dieser Saison dazu nutzen, um sich würdig aus der Regionalliga zu verabschieden, denn der Verein würde, wenn nicht sportlich, dann zumindest finanziell den Einzug in die neue „3. Liga“ verpassen. Um letzteres auszuschließen und zumindest den Spielbetrieb in der NRW-Liga zu ermöglichen, organisierte die Brigada Siegena kurzfristig einen Bannermarsch vom Bahnhof zum Leimbachstadion (Motto: „Eine Region kämpft“), welcher den Sponsoren signalisieren sollte, dass die Region die Sportfreunde braucht. Etwa 350 Fans schlossen sich trotz des Regens dem Marsch an. Der Fanbeauftragte Lars Stötzel gab zuvor bei den Einsatzkräften der Polizei eine Unterschrift ab, mit welcher bestätigt werden sollte, dass es nicht zur Verwendung von Pyrotechnik kommt. Hieran hielten sich alle Teilnehmer, was auch der Einsatzleiter mit einem Lob für das „tadellose Verhalten“ bestätigte.

Umso unverständlicher ist daher das Vorgehen der Einsatzkräfte nach Spielende. Wie nach jedem Spiel sammelte sich die Fanszene (d.h. unter anderem Mitglieder der Fangruppen „Brigada Siegena“, „Outsiders Siegerland“, „Fanatics Siegen“ und „Siegener Bären“, sowie weiterer Personen, die nicht in Fangruppen organisiert sind) vor dem Raum des Fanprojekts, um gemeinsam die Leimbachstraße herunterzulaufen. Am Gästeeingang wurde wie üblich eine Fantrennung vorgenommen, d.h. die beiden Zugänge zum eingezäunten Bereich wurden mit Polizeifahrzeugen abgesperrt. Daneben sicherten weitere Einsatzkräfte den Bereich. Parallel dazu wurde die Gruppe Fans, die sich nun auf dem Weg zu einer an diesem Tag stattfindenden Feier befand, die Leimbachstraße herunter getrieben, damit es am Gästebereich nicht zu Konfrontationen kam. Diese Vorgehensweise ist grundsätzlich akzeptabel, denn sie wird in der Regel gewaltlos durchgeführt. Auch immer wieder vorkommende "Pöbeleien" boten in der Vergangenheit keinen Anlass zu einem Eingriff, wie es am heutigen Tage der Fall war. Den Einsatzkräften lief der Abmarsch der heimischen Anhänger diesmal offenbar nicht schnell genug ab, denn sie begannen nun loszurennen und trieben die Fans unter dem Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray bis zum Imbiss „Am Stadion“. Einzelne Verletzte wurden von einem zufällig vorbeifahrenden Wagen des DRK behandelt. Ein Fan erlitt starke Prellungen, sowie eine Platzwunde am Kopf, eine zweite Person kam mit einem gebrochenen Unterarm, sowie einem geplatzten Schleimbeutel im Unterarm davon. Betroffen waren auch Frauen und Kinder, die rücksichtslos zur Seite geschubst wurden. Selbige Prozedur wiederholte sich einige Minuten später, diesmal reagierten einige Fans auf dieses Vorgehen mit Flaschenwürfen, was einerseits ein klares Fehlverhalten der Fans darstellt, andererseits aber durch ein wenig mehr Fingerspitzengefühl seitens der Polizei hätte verhindert werden können.

An einer in stadionnähe gelegenen Tankstelle wollten zahlreiche Fans Getränke erwerben. Von der Polizei wurde diese Situation dazu genutzt, alle anwesenden Personen festzuhalten und mutmaßliche Haupttäter festzunehmen. Hierbei wurden selbst Personen, die gerade ihr Getränk an der Kasse bezahlen wollten, mit Schlagstöcken bearbeitet und als „Arschloch“ bezeichnet.

Einige Zeit später lief die Gruppe weiter, jedoch kam es nun aufgrund des überaus provokanten Auftretens der Beamten zu einer massiven Gegenwehr seitens der Fans. Flaschen und Dosen flogen, ein PKW-Anhänger wurde auf die Straße geschoben und Rauchpulver wurde gezündet. Hätten die Verantwortlichen der Polizei daran gedacht, dass schon ein freundliches Auftreten die angespannte Lage nach einem sportlichen Abstieg deutlich beruhigen kann, so wäre es sicherlich nicht zu solchen Szenen gekommen. Stattdessen wurde abermals Öl ins Feuer gegossen. Hinzugezogene Einsatzkräfte begannen nun abermals zu rennen und willkürlich Personen festzunehmen, die nicht schnell genug davonlaufen konnten. Auch Fans, die nichts mit den vorigen Zwischenfällen zu tun hatten (es liefen viele Personen zu Fuß, da die Pendelbusse aufgrund der Polizeimaßnahme am Gästebereich warten mussten), mussten weglaufen, um nicht von Schlagstöcken getroffen zu werden. An der Abzweigung „In der Winchenbach“ teilte sich die immer größer werdende Gruppe von Fans in verschiedene Richtungen auf, zu weiteren Zwischenfällen kam es nicht. Die festgenommenen Personen wurden im Laufe des Abends freigelassen.

Fanszene Siegen / Fanprojekt Siegen

Fanfotos Sportfreunde Siegen




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