27.02.2021 - Eintracht Braunschweig

Verein antwortet auf Statement der Ultrà-Szene


Die Ultrà-Szene BTSV Eintracht 1895 hat sich in einem offenen Brief zu Wort gemeldet und darin Kritik in Richtung der verantwortlichen Personen bei Eintracht Braunschweig geäußert. Präsidium, Aufsichtsrat und Geschäftsführung antworteten auf die Stellungnahme und gingen dabei auch auf Konfrontationskurs zu den Ultras.

In dem Brief der Ultrà-Szene, der laut Vereinsangaben in Braunschweig verteilt und an Sponsoren verschickt wurde, ging es u.a. um die aktuelle sportliche Leistung von Eintracht Braunschweig, aber auch um die Vertragsverlängerung von Geschäftsführer Vollmann, Merchandising-Kollektionen mit denen sich niemand identifizieren könne, einen Präsidenten, der „Krisen“ über die Medien löse und einen fehlenden Dialog zwischen Fans und Verein in Zeiten der anhaltenden Corona-Pandemie, in der keine Zuschauer in den Stadien zugelassen sind.


„Unserer Auffassung nach hat unsere Eintracht ein unfassbar großes Kommunikationsproblem und entfernt sich immer weiter von seinen Fans und Mitgliedern. Gerade in Zeiten der Krise, wo es eigentlich wichtiger denn je ist, eng zusammenzurücken, glänzt Eintracht mit Egoismus, Hochmut und Desinteresse. Es ist an der Zeit, dass wir den Verantwortlichen einmal mehr die Augen öffnen und klar machen, dass wir nicht mehr länger stillschweigend zugucken und vergebens darauf hoffen, dass wir mehr Wert sind, als ein finazieller Baustein eines Wirtschaftsunternehmens. Wir wollen mitgenommen und wertgeschätzt werden, Probleme und Herausforderungen gemeinsam lösen, eine ehrliche und nachhaltige Feedbackkultur und dass der Verein für seine Fans und Mitglieder einsteht!“, hieß es in der Stellungnahme der Ultrà-Szene BTSV Eintracht 1895, in der andere Eintracht-Fans aufgerufen wurden, ihren Unmut zu äußern, damit es zu einem Umdenken bei den verantwortlichen Personen komme.

Bei Präsidium, Aufsichtsrat und Geschäftsführung von Eintracht Braunschweig wurde die Stellungnahme offenbar zur Kenntnis genommen. Doch nachvollziehen konnten die Vereinsverantwortlichen die Kritik aus der eigenen Ultraszene nicht. Neben Äußerungen zur aktuellen sportlichen Situation, zu bestimmten Fanartikel-Kollektionen und der Vertragsverlängerung mit Geschäftsführer Vollmann gehen die Verantwortlichen von Eintracht Braunschweig auch auf den Motivationsbesuch der Braunschweiger Fanszene vorm Derby gegen Hannover ein: „Ihr schmäht unseren Präsidenten, den viele von Euch noch vor drei Monaten als Mitglieder der Fanabteilung des Vereins gewählt haben, als uneinträchtigen und schwach auftretenden Übergangspräsidenten. Und warum? Nur weil dieser sich nicht bedingungslos in der Öffentlichkeit vor Euch gestellt hat, als Ihr es mit dem völlig aus dem Ruder gelaufenen Motivations-Trainingsbesuch geschafft habt, mit 150 Mann gegen die Corona-Regeln zu verstoßen, Hass-Parolen skandiert habt und ein Mitarbeiter des Fanprojekts, der sich dazu hat hinreißen lassen, Euch verbotenerweise den Stadionzugang zu ermöglichen, von seinem Arbeitgeber freigestellt worden ist? Sehr viele Fans und Mitglieder unserer Eintracht sind mit diesem Verhalten und dem daraus in der Öffentlichkeit entstandenen Bild in keiner Weise einverstanden. Seid Ihr Euch wirklich nicht im Klaren darüber, dass sich ein Präsident als offizieller Vertreter von Eintracht Braunschweig nicht einfach hinstellen kann und diese Vorfälle verniedlicht oder gar gutheißt?“

Man freue sich bei Eintracht Braunschweig über die vielen Soli-Dauerkarten, die die Eintracht-Fans kauften, um den eigenen Verein in der Krise zu unterstützen und man habe großes Interesse am Dialog mit den eigenen Fans. Nach dem Heimspiel gegen Sandhausen solle es deshalb nun eine digitale Fanversammlung geben, bei der es vor allem um sportliche Themen gehen soll.

Doch zum Ende der Stellungnahme wird nochmal gegen die eigenen Ultras ausgeholt. Präsidium, Aufsichtsrat und Geschäftsführung stellen positive Dinge der Ultrakultur, wie Choreografien und soziales Engagement gegen Geldstrafen, die vom DFB wegen Pyrotechnik-Vorfällen verhängt werden, obwohl Pyroaktionen seit über einem Jahr überhaupt kein Thema sind: „Bitte überlegt Euch als Ultras, wie Ihr in dieser Situation konstruktiv dazu beitragen könnt. Und überlegt Euch mal grundsätzlich, wie Ihr gesehen werden wollt: Eher als schwarzgekleideter Mob, der seine eigenen Regeln und Rechte macht und den Verein ab und zu durch Abbrand von Pyrotechnik viel Geld kostet und billigend gesundheitliche Beeinträchtigungen anderer Stadionbesucher in Kauf nimmt? Oder eher als Speerspitze einer positiven blau-gelben Fankultur, die sich durch gute Stimmung und großartige Choreografien sowie soziales Engagement auszeichnet. Ihr seid ein Teil der aktiven Fanszene innerhalb der Eintracht-Fangemeinschaft, wo jeder Fan gleich viel wert ist. Es gibt keine Fans, die wichtiger sind als andere und somit kann es auch für niemanden einen Elitebonus geben. Verein und Profifußball-Bereich stehen für einen sachlichen und offenen Dialog immer zur Verfügung. Wir stehen aber auch in Verantwortung gegenüber unserem Verein, unseren Fans, unseren Sponsoren und auch der Öffentlichkeit. Daher haben wir eine klare Haltung zur Verletzung von Regeln und Grenzen und werden diese im Falle eines Falles auch klar kommunizieren. In der Hoffnung, dass wir in Zukunft wieder mehr in Eintracht für Eintracht leben. Denn niemand ist größer als der Verein“, so das Statement der verantwortlichen Personen bei Eintracht Braunschweig weiter. Ob sich die Situation in Braunschweig nach dieser Antwort tatsächlich beruhigen wird, darf durchaus bezweifelt werden. (Faszination Fankurve, 27.02.2021)

Fanfotos Eintracht Braunschweig




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