06.06.2011 - VfB Lübeck

Verein und Fankreis verurteilen Vorfälle beim Derby


Am 3. Juni kam es im Landespokalfinale des SHFV zum Derby zwischen dem VfB Lübeck und Holstein Kiel. Der 0-3 Auswärtssieg von Kiel wurde allerdings von Auseinandersetzungen zwischen beiden Fanlagern überschattet. Der VfB Lübeck kündigte nun harte Konsequenzen an und auch der Fankreis des VfB distanziert sich von den Tätern.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme des VfB Lübeck:

Liebe Mitglieder, Fans und Sponsoren des VfB Lübeck,

es ist schwer, für das, was wir alle am vergangenen Freitag erleben mussten, Worte zu finden. Einige Unbelehrbare haben es geschafft, den Sport mit Füßen zu treten und das zu zerstören, was es hätte sein sollen: ein Fußballfest. Der VfB Lübeck entschuldigt sich bei den Mannschaften, den Zuschauern, dem SHFV und bei seinen Sponsoren für den Verlauf dieses Tages. Soweit die Geschehnisse in und um das Stadion von uns beeinflussbar sind, übernehmen wir hierfür die Verantwortung. Was bleibt, ist die Frage, welche Konsequenzen aus den Geschehnissen zu ziehen sind und wie es künftig noch möglich sein soll, Landesderbys auszurichten.

Wir haben bisher auf den Dialog mit den Fans, einschließlich der Fanszene gesetzt und wollen dies auch fortsetzen. Die überragende Choreographie und alle vorher geführten Gespräche hatten darauf hingedeutet, dass unsere Fans sich wie beim letzten Pokalfinale so verhalten, wie wir es uns wünschen: Friedlich und mit großartigem Support für unsere Mannschaft. Wir wissen, dass der Angriff von Kielern auf das Grillfest vor dem G 1 Block maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Situation im Stadion eskaliert ist. Wir haben auch gesehen, dass etliche Mitglieder der Fanszene versucht haben, die Lage zu kontrollieren. Unter dem Strich bleibt aber festzuhalten, dass die Selbstregulierung des Green- Blocks nicht funktioniert hat. Dies betrifft nicht nur das Stürmen des Rasens vor und nach dem Spiel, sondern auch das unsägliche Werfen von Gegenständen während des Spiels und vieles andere mehr.

Wir haben die Verantwortung, im Stadion für die Sicherheit der Zuschauer und der Spieler zu sorgen. Daher haben wir uns zu folgenden ersten Maßnahmen entschlossen:

der G 1 Block wird ab der kommenden Saison wieder ein reiner Sitzplatzblock sein; wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln diejenigen zur Verantwortung ziehen, die als Verursacher der Ausschreitungen festgestellt werden; das betrifft auch die zivilrechtliche Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen.

Über weitergehende Maßnahmen werden wir nach Auswertung aller Erkenntnisse gemeinsam mit dem SHFV und den Sicherheitsbehörden beraten. Wenn die Erkenntnisse dahin gehen sollten, dass die Spirale der Gewalt, die von bestimmten Gruppen ausgeht, nicht durchbrochen werden kann, werden wir auch über eine Einschränkung des freien Ticketverkaufs für Landesderbys nachdenken.

Mit grünweißen Grüßen

Vorstand VfB Lübeck

Faszination Fankurve dokumentiert ebenfalls die Stellungnahme des Fankreises vom VfB Lübeck:

Ein schwarzer Abend liegt hinter uns, so ganz verdaut wird dies noch kein Lübecker haben. Wir können uns jetzt jedoch nicht gänzlich der Trauer und Enttäuschung hingeben, sondern müssen umgehend all das aufarbeiten, was auf Seiten der Fans, auf Seiten der Organisatoren und auf Seiten der Polizei schief gelaufen ist (für sportlichen Bereich sind andere zuständig):

Auf Seiten unserer Fans war alles angerichtet für einen herrlichen Fußballabend. Das UKL hat in tagelanger Fleißarbeit unter erheblichen finanziellen Kosten eine grandiose Choreographie vorbereitet und man sammelte sich frühzeitig gemeinsam zum Grillen, auch damit man mögliche Aufeinandertreffen mit Kieler Anhängern im Stadtgebiet / Umkreis des Stadions aus dem Weg geht. Dieser Ansatz, des gemeinsamen Sammelns vor dem Derby, hat in der Vergangenheit stets gut funktioniert und hätte wohl auch am letzten Freitag funktioniert, wären da nicht der Angriff der Kieler (inkl. Anhang) gewesen, den die Polizei gänzlich „verschlafen“ hat. Unbehelligt von der Polizei reisten rund 80 gewaltbereite Personen mit zwei Stadtwerkebussen hinter dem Grandplatz an und konnten ungestört über den Grandplatz die Grillecke angreifen. Die nachträglich in der Presse verkündete Behauptungen, die Kieler hätten sich mit VfB-Materialien getarnt, sind nachweislich Lügen zur Vertuschung der eigenen Unfähigkeit!

Wie kann es sein, dass die Angreifer unbehelligt auf den Grandplatz kommen konnten? Weshalb hat sich lediglich der Ordnungsdienst den Kielern in den Weg gestellt? Weshalb hat die Polizei anfangs nur zugeschaut? Weshalb hat die Polizei nicht auf den frühzeitigen Hinweis des Ordnungsdienstes reagiert und ist ebenfalls eingeschritten?

All das sind Fragen, die zusammen mit der Polizei aufgearbeitet werden müssen. Enorme Fehlplanungen, enormes Fehlverhalten der Polizei hat dazu geführt, dass es zu einem derartigen Angriff hat kommen können – leider ist die Polizei nicht ehrlich genug, dies auch öffentlich einzugestehen (wenn man den Presseveröffentlichungen liest).

Die Atmosphäre war nach diesem hinterhältigen Angriff natürlich entsprechend gereizt. Es kam zu etlichen Verletzungen, Unbeteiligte hätten durch den feigen Angriff der Kieler mit Flaschen und Steinen verletzt werden können. Zusätzlich zu diesem Angriff kam im Anschluss hinzu, dass ein Teil der angreifenden Kieler, die nicht von der Polizei gefasst wurden, zusammen mit anderen Kieler Anhängern unbehelligt im Bereich G6 Karten erworben haben und das UKL nun fürchten musste, dass diese sich an den Choreo-Vorbereitungen zu schaffen machen würden – das konnte jedoch verhindert werden und die Choreographie konnte großartig durchgeführt werden!

Dennoch stellt sich die Frage, weshalb man in Kiel nicht mitbekommen haben will, dass sich nicht nur das „übliche Sitzplatzpublikum“ dort Karten gekauft hat? Warum hat man das in Kiel nicht erkannt bzw. weshalb hat man nicht davor gewarnt? Durch diese Verfehlungen der Kieler Offiziellen musste das Spiel verspätet angepfiffen werden und eine erhebliche Anzahl von Ordnern wurde dort gebunden.

Mit Anpfiff der Partie trat leider der Wendepunkt der anderweitigen Schuldzuweisungen ein, die folgenden Stunden waren leider geprägt von Verfehlungen aus dem Bereich G1: Wir haben in den vergangenen Jahren schon so einige hitzige Spiele auf der Lohmühle erlebt, stets hat die Selbstregulierung des GreenBlocks jedoch dazu geführt, dass es zu keinerlei Verfehlungen kam. Dies war am Freitag leider nicht der Fall! Aufgeheizt durch die o.g. Vorgeschichten drehten etliche Zuschauer im Bereich G1 durch. Wir können und wollen nicht akzeptieren, dass Schiedsrichter und gegnerische Spieler mit Bierbechern und sonstigen Gegenständen beworfen werden. Es muss daher geklärt werden, weshalb die bisher gut funktionierende Selbstregulierung des Blocks dieses Mal so versagt hat!

Den Einsatz von Pyrotechnik (im kontrollierten Rahmen), auf die man auf Seiten der Lübecker in den vergangenen Jahren im eigenen Stadion stets verzichtet hat, wird man sicherlich differenziert sehen müssen. Als optische Untermalung der Choreographie vor Beginn der zweiten Halbzeit durchaus sinnvoll eingesetzt, der Böllerwurf und der schwarze Rauch nach dem Spiel natürlich vollkommen inakzeptabel.

Mit dem Ende der Partie wurde dem Fehlverhalten aus dem Block G1 jedoch nochmal die Krone aufgesetzt. Der Platzsturm ist natürlich aufs Schärfste zu verurteilen! Solche Szenen sind ein Pfund in jeder Diskussion für all diejenigen, die sich für mehr Zäune in Stadien einsetzen und die darauf drängen, dass gerade vor Fanblöcken Zäune Pflicht sein müssen! Auch hier wird man sich die Frage stellen müssen, weshalb die Selbstregulierung, die in der Vergangenheit stets so hervorragend funktioniert hat, dieses Mal nicht greifen konnte.

Nachdem sich die Lage allmählich wieder beruhigt hatte, entschloss sich die Polizei den GreenBlock zu räumen. Leider kam es durch diesen Einsatz der Polizei dazu, dass Unbeteiligte zu Schaden gekommen sind und dass unangemessen agiert wurde. Auch hierüber wird in der Nachbesprechung noch gesprochen werden müssen.

Was nehmen wir aus all diesen Geschehnissen mit? Für den Fußball war es ein schwarzer Tag! Unsere Mannschaft hat auf dem Rasen versagt, die Polizei hat mit ihrem Einsatzkonzept versagt, die Organisatoren (gerade auf Kieler Seite) haben versagt und wir Fans haben es leider nicht geschafft, in unseren Reihen dafür zu sorgen, dass Gegenstände nicht aufs Feld geworfen werden bzw. der Platz nicht gestürmt wird – auch wir haben versagt!

Fankreis VfB Lübeck

Fanfotos VfB Lübeck




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