14.10.2019 - Dynamo Dresden

Warum Lehmi & die anderen SGD-Fans die Strafbefehle annehmen


Stefan „Lehmi“ Lehmann, der ehemalige Vorsänger der Ultras Dynamo, hat wegen der Vorfälle in Karlsruhe die höchste persönliche Geldstrafe aller betroffenen Dynamo-Fans erhalten. Der gegen ihn ausgesprochene Strafbefehl sieht neben einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro auch eine Bewährungsstrafe vor.

Das Solidaritätskomitee Dynamo, das Spenden sammelt, um die betroffenen Dynamo-Fans zu unterstützen, ging kürzlich nochmals ausführlich auf den Fall „Lehmi“ ein. Dem ehemaligen Capo wurde der Tatvorwurf der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung gegen Polizisten entgegengebracht. „Jeder, wirklich jeder, konnte sehen, dass ich genau das nicht gemacht hatte. Ich habe niemanden verletzt und auch niemanden dazu animiert“, erklärte „Lehmi“ gegenüber dem Solidaritätskomitee Dynamo, warum dieser Vorwurf in Dresden als ungerecht empfunden wird.

Weder dem ehemaligen Vorsänger, der den Fanmarsch der Dynamo-Fans in Karlsruhe von einem alten Trabant aus anführte, noch einem anderen der von den Strafbefehlen betroffenen Dynamo-Fans wird vorgeworfen, selbst Sachbeschädigungen begangen oder Polizisten durch Böller verletzt zu haben. Viel mehr wurden die Dynamo-Fans bestraft, die für die Organisation des Fanmarsches verantwortlich gemacht werden, auch unabhängig davon, ob sie an diesem Spieltag in Karlsruhe anwesend waren oder nicht.


„Lehmi“ erläutert, dass in Zukunft auch andere Fanszenen von Repressionen betroffen sein könnten, wenn Fanmärsche organisiert werden: „Normalerweise kann es in Zukunft keine Fanmärsche mehr geben, denn die Gefahr, dass dort jemand verletzt wird oder andere Straftaten geschehen, kann keiner ausschließen. Wenn dann immer diejenigen dafür haften müssen, die nach Meinung irgendeines Szenekundigen Beamten ein Bestandteil der aktiven Fanszene sind, dann gute Nacht,“ so Lehmann gegenüber der Soko Dynamo.

Die von den Strafbefehlen betroffenen Fans wollen die verhängten Strafen jedoch akzeptieren, da das Risiko und die Kosten der sonst anstehenden Gerichtsverhandlungen zu hoch wären. Das Soko Dynamo schätzt die Kosten bei einer möglichen Gerichtsverhandlung für alle Dynamo-Fans auf insgesamt etwa eine Million Euro. Durch das Akzeptieren der Strafbefehle, die weiterhin als ungerecht wahrgenommen werden, würden hingegen „nur“ Kosten in Höhe von etwa 290.000 Euro entstehen.

„Was bringt es mir, wenn ich die Bewährung los bin, weil der Landfriedensbruch vom Tisch ist, ich aber trotzdem für den Verstoß für das Uniformverbot verurteilt werde und alle Kosten tragen muss? Privatinsolvenz statt Bewährung? Das ist für mich keine wirkliche Option“, erklärte „Lehmi“ dem Solidaritätskomitee, warum er den Strafbefehl zähneknirschend annehmen werde, auch um weitere Belastungen für sich und seine Familie zu verhindern.

Zuletzt sammelte das Solidaritätskomitee Dynamo Spenden via Crowdfunding, um die betroffenen Dynamo-Fans zu unterstützen (Faszination Fankurve berichtete). Doch am 11. Oktober 2019 stoppte der Betreiber der Crowdfunding-Plattform die Aktion. „Vor Beginn der Kampagne haben wir mit dem Betreiber der Plattform über das nicht alltägliche Anliegen gesprochen. Von Seiten des Betreibers wurden uns gegenüber im Vorfeld keine Bedenken geäußert. Die Crowdfunding Kampagne sei mit den Werten und allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) vereinbar. Die Prüfung zur Zulässigkeit der Kampagne ist eine Standardprozedur und war im Ergebnis positiv. Am vergangenen Sonnabend ging die Seite durch den Betreiber online. Seit wenigen Stunden wissen wir, dass fünf Tage nach dem Start der Sammlung unser Projekt gestoppt wurde. Fünf Tage, an denen wir bereits die große Solidarität von mehr als 1.600 Spendern erhalten haben. Laut Betreiber und Hinweisen anderer Nutzer entspricht das Projekt nicht mehr den Werten und AGB’s der Plattform“, teilte das Soko Dynamo dazu am Donnerstag mit. Alle Spenden, die bis Montag (07. Oktober 2019) bei der Betterplace-Plattform eingegangen sind, werden voraussichtlich bei den Dynamo-Fans ankommen, die restlichen Spenden wohl an die Spender zurückgezahlt. Wer also gespendet hat, sollte nochmal überprüfen, ob das gespendete Geld nicht zurückgebucht wurde. Spenden werden nun direkt per Banküberweisung und PayPal gesammelt. Bis gestern Abend kamen dabei insgesamt über 20.000 Euro zusammen, gebraucht werden somit immer noch etwa 160.000 Euro. Gespendet werden kann weiter. (Faszination Fankurve, 14.10.2019)

Fanfotos Dynamo Dresden




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