04.09.2018 - VfB Oldenburg

„Wenn der Vorstand schweigt, schweigen wir auch!“


Auf der außerordentlichen Delegiertenversammlung des VfB Oldenburg wurde Ende August die Ausgliederung der 1. Mannschaft in eine Kapitalgesellschaft beschlossen. Das Commando Donnerschwee hat mittlerweile ausführlich Stellung zur aktuellen Situation in Oldenburg bezogen.

So kam der Dialog zwischen Fanszene und Vorstand in den vergangenen Monaten offenbar komplett zum Erliegen. Nachdem finanzielle Probleme beim VfB Oldenburg öffentlich und Ausgliederungspläne bekannt wurden, wollte sich die Oldenburger Fanszene selbst ein Bild von den Ideen des Vorstands machen.

Doch der Dialog beim Treffen der Oldenburger AG Fankultur am 08. Mai 2018 verlief für das Commando Donnerschwee nicht zufriedenstellend. „Unsere Fragen wurden mit dem Verweis auf das frühere Stadium der Planungen recht vage, aber vor allem ungern beantwortet“, ordnen die Oldenburger Ultras das Treffen im Nachgang ein. Bei diesem Treffen soll noch zugesagt worden sein, dass die 2. Mannschaft vom VfB Oldenburg auch zur neuen Saison bestehen wird, was sich jedoch schon am 14. Juni 2018 als falsch herausstellte.

Weiter wirft das Commando Donnerschwee dem Vereinsvorstand vor, verschwiegen zu haben, dass bereits Anteile an der GmbH, in die die erste Mannschaft ausgegliedert wird, verkauft wurden. In der Sommerpause kam es zudem während eines Spiels der Weltmeisterschaft in Russland zu einem Einbruch bei einer ehemaligen Fanbeauftragten des Vereins. Während diese nicht zuhause war, soll die Wohnung verwüstet und mit Hakenkreuzen beschmiert worden sein. „Nachdem sich eine frühere Fanbeauftragte und langjährige Angehörige des aktiven Kerns unserer Fanszene eine Partie der WM im Fanprojekt angeschaut hatte, erlebte sie beim Betreten ihrer Wohnung eine böse Überraschung. Unbekannte waren in ihre Wohnung eingebrochen, hatten diese verwüstet und die Wände mit Beleidigungen und Hakenkreuzen verunstaltet. Das Spektrum aus dem die Täter kamen dürfte angesichts der Symboliken klar sein. Zudem gab es aus der rechten Szene bereits im Vorfeld Drohungen gegen sie, die wohl eng mit ihrem Engagement als Fanbeauftragte des VfB Oldenburgs im Zusammenhang stehen. Öffentliche Rückendeckung des Vereins wäre an dieser Stelle wünschenswert gewesen. Doch dazu kam es, obwohl ein Statement bereits in Arbeit war, letztendlich nicht. Der Aufsichtsrat hatte sich gegen eine Veröffentlichung gestemmt und Erfolg gehabt. Angesichts eines solchen Verhaltens darf es nicht verwundern, wenn die Bereitschaft sich für den Verein einzubringen immer weiter sinkt. Das Traurige dabei ist, dass die Nichtbeachtung seitens des Vereins uns schon nicht mehr schockiert, sondern eher das herrschende Bild bestätigt hat“, drückt das Commando Donnerschwee Unverständnis darüber aus, dass sich der VfB Oldenburg zu diesem Vorfall nicht öffentlich positioniert hat.

In der Sommerpause einigte sich die Oldenburger Fanszene darauf, eine außerordentlichen Delegiertenversammlung einzuberufen, um mehr Informationen zur geplanten Ausgliederung zu bekommen. Doch der Verein kam den Fans zuvor und für den 27. August 2018 eine solche Versammlung ein, auf der letztlich die Ausgliederung beschlossen wurde (Faszination Fnakurve berichtete).

Auf einer Informationsveranstaltung vor der Delegiertenversammlung sollen die Fragen der Fanszene unbeantwortet geblieben und mit Rücktritt von Vorstand und Aufsichtsrat gedroht worden sein, falls die Ausgliederungspläne scheitern sollten.

Die Fanszene wollte trotz der später beschlossenen Ausgliederung sicherstellen, dass auch bei einem eventuellen Wegfall der 50+1-Regel in Deutschland diese Regel beim VfB Oldenburg weiter bestehen bleibt. Zudem sollten die Markenrechte im Besitz des eingetragenen Vereins verbleiben. Mit dem Ergebnis waren die Ultras beim VfB Oldenburg nicht zufrieden: „Bei der außerordentlichen Delegiertenversammlung mussten wir dann feststellen, dass es diesbezüglich lediglich bei einer vagen Zusage geblieben ist. Eine schriftliche Fixierung, wie etwa eine Satzungsänderung ist nicht erfolgt. Aufgrund der diversen Vorfälle in den letzten Monaten ist unser Vertrauen jedoch erheblich erschüttert. Versprechungen reichen uns nicht aus, wir wollen Taten sehen“, heißt es dazu vom Commando Donnerschwee.

Weil es aktuell in Oldenburg keinen Dialog zwischen Ultras und Vereinsvorstand gibt, rief das Commando Donnerschwee für das Heimspiel am vergangenen Sonntag gegen Werder Bremen II zu einem Stimmungsboykott im A-Block in der 2. Halbzeit auf. Vor Anpfiff der 1. Hälfte wurde noch eine Choreografie gezeigt, mit der an Leonard Hirschtick erinnert wurde, der vor 75. Jahren von den Nazis in Auschwitz ermordet wurde. Hirschtick war Gründungsmitglied und Spieler beim VfB Oldenburg.

Die Choreografie erinnerte an die Ermordung von Leonard Hirschtick vor 75 Jahren:

Dieser Stimmungsboykott soll nun fortgesetzt werden. Beim Heimspiel gegen Holstein Kiel II soll am 16. September 2018 das Spiel der dritten Mannschaft, die seit der Auflösung der zweiten Mannschaft eigentlich die neue zweite Mannschaft beim VfB Oldenburg ist, besucht werden. „Dieses Schweigen wird solange andauern, bis der Vorstand endlich wieder mit uns spricht“, heißt es dazu von den Oldenburger Ultras, die betonen, dass sich der Protest nicht gegen die Mannschaft richtet und bei Auswärtsspielen weiterhin lautstark supportet wird. (Faszination Fankurve, 04.09.2018)

Fanfotos VfB Oldenburg




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